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Symphysenlockerung Wenn in der Schwangerschaft jeder Schritt schmerzt

Symphysenlockerung: Schwangere geht spazieren
© Anna Kobycheva / Shutterstock
Beschwerden wie Ziepen und Ziehen im Becken kennt jede Schwangere. Werden die Schmerzen jedoch stärker, kann eine Symphysenlockerung der Grund dafür sein. Was dahintersteckt, erklären wir hier.

Kaum eine Frau hat jemals etwas von der Symphyse gehört – bis sie schwanger wird. Denn wenn der Bauch wächst und das Baby an Gewicht zulegt, spürt fast jede werdende Mama mal das ein oder andere fiese Ziehen in der Schamgegend. Bei fast zehn Prozent aller Schwangeren entwickeln sich allerdings auch dauerhafte Symphysenbeschwerden – durch die sogenannte Symphysenlockerung. Meist treten sie um die 20. Schwangerschaftswoche zum ersten Mal auf. 

Wo befindet sich die Symphyse?

Symphysenlockerung
Durch die in der Schwangerschaft ausgeschütteten Hormone lockert sich die Symphyse, hier pink im Bild.
© CoolRaccoon / Shutterstock

Das Becken spielt nicht nur für die Schwangerschaft und die Geburt eine wichtige Rolle, sondern sorgt auch für unseren aufrechten, sicheren Gang und schützt einige unserer inneren Organe. Es besteht aus einem ringförmig angeordneten Knochen und der Beckenbodenmuskulatur. Der Beckenring besitzt außerdem drei Gelenkverbindungen: die beiden Iliosakralfugen und die Symphyse, auch Schambeinfuge genannt. Die Symphyse verbindet das linke und rechte Schambein über eine knorpelige Verbindung, die du dir ähnlich einer Bandscheibe vorstellen kannst. 

Was passiert in der Schwangerschaft mit der Symphyse?

Die Symphyse ermöglicht normalerweise nur wenig Beweglichkeit für den Beckenring. Während der Schwangerschaft schüttet unser Körper jedoch das Hormon Relaxin aus. Das wiederum wirkt auf ­die Bänder in unserem Becken, macht sie weicher, weiter und elastischer – insbesondere im Bereich der Symphyse, aber auch der Iliosakralgelenke zwischen Darm- und Kreuzbein. Das ist normal, kann aber auch zu schmerzhaften Beschwerden führen. Kommt es zu einer deutlichen Erweiterung der Schambeinfuge, entwickelt sich die sehr schmerzhafte Symphysenlockerung. Diese Instabilität der Schambeinfuge wirkt sich leider auch ganz häufig auf die Iliosakralgelenke aus, was wiederum Verspannungen im unteren Rücken zur Folge hat.

Welche Symptome treten bei einer Lockerung der Symphyse in der Schwangerschaft auf?

Eine Symphysenlockerung in der Schwangerschaft ist unterschiedlich schmerzhaft. Hinweise auf eine Lockerung der Symphyse sind vor allem diese Symptome:

  • Schmerzen im Bereich des Schambeins, der Hüfte und in der Leistengegend 
  • Rückenschmerzen im unteren Rücken
  • Die Schmerzen verstärken sich beim Treppensteigen, gehen und in Positionen, in denen die Beine gespreizt sind
  • Das Umdrehen im Liegen ist mit Schmerzen verbunden
  • Bei einigen treten die Schmerzen nur punktuell auf, andere berichten von größeren Problemen und eingeschränkter Beweglichkeit

Risikofaktoren: Das begünstigt eine Symphysenlockerung

Lediglich einige Risikofaktoren, die eine Symphysenlockerung begünstigen, gelten für Schwangere als belegt:

  • frühere Rückenprobleme
  • Verletzungen der Hüfte
  • arthritische Gelenksentzündungen
  • Rauchen
  • körperlich harte Arbeit

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Symphysenlockerung : Wenn in der Schwangerschaft jeder Schritt schmerzt

Das hilft gegen die Schmerzen

  • Deine Hebamme kann dir Übungen zur Kräftigung des Beckenbodens zeigen, um die Belastung auf dein Becken zu verringern.
  • Ein Symphysengürtel entlastet deine Symphyse und lindert die Schmerzen.
  • Vermeide Belastung so gut es geht und gönne dir und deinem Körper regelmäßig Pausen.
  • Langes Gehen, schweres Heben und Schieben von Einkaufswägen können die Schmerzen verstärken.
  • Die Vierfüßler-Position sorgt für Erleichterung, da dabei das Gewicht des Babys vom Becken genommen wird.
  • Setze dich beim Anziehen von Slip und Hose hin.
  • Nimm beim Treppensteigen eine Stufe nach der anderen. Steigt zunächst mit dem stärkeren Bein auf die Stufe und zieh das andere Bein auf die gleiche Stufe nach.
  • Physiotherapeutische Maßnahmen und Übungen, Osteopathie oder Akupunktur können ebenfalls Linderung verschaffen.
  • Bitte keine Spreiz- und Scherbewegungen, der Schneidersitz und große ­­Schritte sind also tabu.
  • Zum Schlafen kannst du dir außerdem ein Stillkissen zwischen die Beine klemmen, das entlastet dein Becken und die Symphyse.

Kaiserschnitt oder normale Geburt: Wie entbinden mit Symphysenlockerung?

Auch mit einer Symphysenlockerung kannst du in den meisten Fällen vaginal entbinden. Für die Geburt mit einer Symphysenlockerung wird von Hebammen eine Wassergeburt oder eine Geburtsposition im Vierfüßler-Stand empfohlen. Manchmal ist ein Kaiserschnitt dennoch ratsam. Dein Arzt oder deine Ärztin werden dich hierzu beraten.

Wie lange dauern die Beschwerden nach der Geburt an?

Es ist sehr unterschiedlich, wie lange die Beschwerden und Symptome nach der Geburt noch andauern. Einige Mamas sind schon nach wenigen Wochen wieder vollkommen beschwerdefrei, andere haben auch nach einem Jahr noch Beschwerden. Es ist wichtig, dass du deinen Körper auch nach der Geburt so gut wie möglich schonst und bei andauernden Schmerzen einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchst. Eine von der Krankenkasse verschriebene Haushaltshilfe kann dich zu Hause entlasten und unterstützen. Physiotherapie ist auch nach der Geburt noch notwendig. Außerdem kannst du dir von deiner Hebamme Übungen zeigen lassen, die den Beckenboden nach der Geburt wieder stabilisieren – das hilft auch der Sympyhse.

Symphysenschmerzen vorbeugen

Leider wiederholen sich die Probleme mit der Symphysenlockerung meist auch in der Folgeschwangerschaft und treten da sogar oft schneller und heftiger auf. Umso wichtiger ist es deshalb, schon vor, aber auch während der Schwangerschaft, regelmäßig Sport zu treiben. Außerdem sollten betroffene werdende Mamas immer ihr Gewicht im Auge behalten und auf ihre Ernährung in der Schwangerschaft achten, um nicht zu schnell zu viele Kilos zuzulegen. Besonderes Augenmerk sollte nach der ersten Geburt zudem auf die Rückbildung und Stärkung des Beckenbodens gelegt werden, denn eine starke Beckenbodenmuskulatur stabilisiert das Becken und entlastet die Symphyse in der Folgeschwangerschaft. 

Brigitte

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