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Erziehungsstile Welche gibt es und was bedeuten sie?

Erziehungsstile: Vater und Sohn spielen
© George Rudy / Shutterstock
Autoritärer, antiautoritärer oder demokratischer Erziehungsstil – oft hat man von diesen Begriffen schon gehört, aber was bedeuten sie tatsächlich und welche Erziehungsstile gibt es noch?

Ein Erziehungsstil bestimmt unter anderem, wie Eltern mit ihren Kindern agieren und wie Normen und Werte transportiert werden. Der Erziehungsstil kann als Grundhaltung verstanden werden, die Eltern gegenüber ihren Kindern in Interaktionen einnehmen. Dabei handelt es sich aber um theoretische Konzepte, die in der Praxis individuell ausfallen oder deren Übergänge fließend sein können. Einige der folgenden Erziehungsstile mögen in unserer westlich liberal geprägten Welt sehr veraltet wirken. Dennoch gibt es sie. Der Vollständigkeit halber sind sie hier mit aufgeführt.

Erziehungsstile: Überblick

  • Autokratischer Erziehungsstil: Zielt auf den absoluten Gehorsam des Kindes ab. Die Regeln werden von den Erziehungsberechtigten aufgestellt. Es werden Sanktionen oder Strafen bei Nichteinhaltung der Regeln angewandt. Dem Kind gegenüber wird absolute Autorität vermittelt. Die Eigeninitiative und Selbstständigkeit des Kindes werden komplett unterbunden.
  • Autoritärer Erziehungsstil: Auch hier werden Gehorsam und strenge Disziplin vorausgesetzt. Je nach Umsetzung folgen Belohnungen oder Bestrafungen. Erwartungen an das Kind werden beim autoritären Erziehungsstil klar definiert. Das hierarchische Gefälle zwischen Kind und Eltern wird in der Interaktion deutlich gemacht. Dazu gibt es eine strenge Kontrolle zum Beispiel, welchen Hobbys das Kind nachgehen oder mit welchen Freunden es sich umgeben darf. Die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit des Kindes und das Selbstwertgefühl werden dabei unterdrückt. 
  • Antiautoritärer Erziehungsstil: Bei diesem Erziehungsstil stehen freie Entfaltung und Kreativität im Mittelpunkt. Dieser Erziehungsstil kann als Gegensatz zur autoritären Erziehung gewertet werden. Die Eltern sehen sich zwar in der Rolle, Vorschläge zu machen, aber die Entscheidungen trifft das Kind allein. Ebenso sind keine festgelegten Regeln vorhanden. Der Grundgedanke dieser Erziehung basiert darauf, dass das Kind selber weiß, was gut für es ist. Die Selbstentfaltung und das Selbstbewusstsein werden durch die zwanglose Umgebung gefördert.
  • Autoritativer Erziehungsstil: Die Erwartungen, Regeln und Werte werden dem Kind direkt von den Eltern vorgelebt, sodass es Orientierung hat. Beim autoritativen Erziehungsstil werden zwar klare Grenzen abgesteckt, dies geschieht aber im Dialog mit dem Kind. Auch wenn die Erziehungsberechtigten immer Entscheidungsträger sind, so wird das Kind doch in Entscheidungsprozesse mit eingebunden und lernt dadurch Verantwortung. Das Kind erhält Unterstützung und Lob innerhalb seines Handlungsspielraumes.
  • Laissez-Faire-Erziehungsstil: Das Kind wird weder Erwartungsdruck noch großartigen Regeln ausgesetzt. Orientierungspunkte oder Ansprüche gibt es so gut wie gar nicht. Ebenso werden keine Bestrafungen oder Konsequenzen angewandt. Die Eltern übernehmen keine aktive Erziehungsrolle, sondern eher eine passive. Das Kind wird eher sich selbst überlassen und in extremen Fällen von den Eltern sogar vernachlässigt.
  • Permissiver Erziehungsstil: Dieser Erziehungsstil kann als abgeschwächte Form des Laissez-Faire-Erziehungsstils gesehen werden. Hierbei ist ebenfalls hauptsächlich die Eigeninitiative des Kindes gefragt. Die Eltern halten sich zurück und das Kind muss selber aktiv werden, Entscheidungen treffen sowie Wünsche und Bedürfnisse äußern. Grundsätzlich kann es alles das machen, was es möchte – nur gelegentlich werden Grenzen gesetzt. Die Eltern zeigen dabei Toleranz, eine Bestrafung oder Forderungen erfolgen nicht. Das Kind muss aktiv den Wunsch nach Hilfe äußern, damit die Eltern unterstützen.
  • Demokratischer Erziehungsstil: Beim demokratischen Erziehungsstil ist Kommunikation mit dem Kind das A & O, dem Kind wird dabei viel Eigenverantwortung zugesprochen. Regeln werden zusammen besprochen, können aber auch bei entsprechender Begründung im Dialog mit dem Kind relativiert oder verändert werden. Dabei wird viel Eigeninitiative und Selbstständigkeit gefördert. Das Kind ist bei diesem Erziehungsstil über die Konsequenzen im Bilde, falls Regeln nicht eingehalten werden. Allerdings erfolgen hier keine Bestrafungen, sondern nur mildere Sanktionen. 
  • Egalitärer Erziehungsstil: Bei diesem Erziehungsstil wird alles gemeinsam mit dem Kind beschlossen – es handelt sich dabei um eine Steigerung des demokratischen Erziehungsstils. Gleichberechtigung ist hier das Stichwort. Die Meinung des Kindes erhält die gleiche Gewichtung wie die der Eltern. Dadurch findet eine Begegnung zwischen Eltern und Kind auf einer Ebene statt. Die Eltern machen Vorschläge und Entscheidungen werden zusammen mit dem Kind diskutiert. Dabei wird den Eltern allerdings viel Geduld abverlangt.

Wie entwickeln sich Erziehungsstile in der Praxis?

Wie Eltern mit ihrem Kind umgehen, ist immer individuell geprägt, da jedes Elternteil auch eigene Norm- und Wertvorstellungen hat. Dazu kann die eigene Erziehung der Eltern auch prägend sein und wiederum Auswirkungen auf die Erziehung des Kindes haben. Hinzu muss man Erziehung auch immer im kulturellen Kontext betrachten: Was ist gesellschaftlich akzeptiert, welche kulturellen Wertvorstellungen und Sozialisationsprozesse fließen in die Erziehung mit ein?

Während Erziehung im vergangenen Jahrhundert oftmals noch viel strenger erfolgte, versucht man heute Kinder als eigenständige Individuen zu sehen. Dennoch lässt sich durch einen Erziehungsstil nicht vollständig beeinflussen, wie sich Kinder entwickeln, da zum Beispiel auch äußere Einflüsse und Unbewusstes eine Rolle spielen. Dazu ist ein Erziehungsstil auch eher als ein theoretisches Konstrukt zu begreifen, dass in der Umsetzung andere Formen annehmen kann – und dazu auch abhängig vom Alter und der jeweiligen Situation ist. Grundsätzlich ist es wichtig für Kinder, dass sie in einem Rahmen aufwachsen, der ihnen Liebe und Geborgenheit vermittelt und in dem sie bestärkt werden.

Lesetipp: Hier haben wir Tipps und Anregungen zum Malen mit Kindern und Spiele selber machen. Und hier erfahrt ihr, welche pädagogischen Konzepte es im Kindergarten gibt.

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