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Sternenkinder: 6 schöne Rituale, um Abschied zu nehmen

Wie kann man um ein Kind trauern, das nie gelebt hat? Schöne Rituale für Sternenkinder.

Fehlgeburt, Totgeburt, Stillgeburt – es sind nüchterne Begriffe für eine hochemotionale und schmerzhafte Erfahrung. Eine Erfahrung, die immer noch ein Tabu ist, obwohl so viele Frauen davon betroffen sind. Fast jede dritte Schwangerschaft in Deutschland endet laut Schätzungen mit einer Fehlgeburt.

Trauer um ein Baby ist die schwierigste überhaupt

Dass der Verlust viele Frauen so schmerzt, oft jahrelang, liegt laut Psychologin Bettina Strehlau daran, dass man schon vom ersten Ultraschallbild an eine Beziehung zum Kind aufbaut:

"Ab diesem Zeitpunkt entstehen schon Liebe und bestimmte Vorstellungen: Wie wird mein Kind sein, welche Eigenschaften wird es haben, wird es wie sein Vater aussehen, wie werde ich als Mutter sein, wie wird unser Leben als Familie? Wenn es dann stirbt, muss die Frau sich schon von einem geliebten Menschen verabschieden. Und: Trauer um ein Baby ist die schwierigste Trauer überhaupt, weil dieses Leben, das man sich für dieses Kind gewünscht hat, nicht gelebt werden konnte."

Rituale können bei der Trauerarbeit unterstützen

Um den Schicksalsschlag zu verarbeiten, müssten sich betroffene Frauen Zeit nehmen für ihre Trauer. Doch genau das tun viele nicht. Es fehlt in unserer Gesellschaft nicht nur an Verständnis für die Situation von Sternenkind-Müttern, sondern auch an festen Ritualen und Orten, die Betroffenen bei ihrer Trauerarbeit unterstützen.

Wir haben einige Ideen und Möglichkeiten zusammengetragen, wie man von Sternenkinder Abschied nehmen kann. Vielleicht helfen sie euch weiter.

1. Ein Erinnerungskistchen fürs Wohnzimmer

Auch Carola Ferch hat die Stillgeburt ihres fünften Kindes sehr mitgenommen. Die Mamabloggerin hat eine schöne Möglichkeit gefunden, mit der ganzen Familie Abschied von dem Familienmitglied zu nehmen.

Zusammen mit den Kindern hat sie ein Kistchen mit Sternen beklebt und mit persönlichen Dingen gefüllt: "In der Schachtel sind die Ultraschallbilder aus meiner Schwangerschaft, die einzigen sichtbaren 'Beweise' der Existenz unseres Nachwuchses", schreibt sie auf ihrem Blog Frische Brise. "Dann ist da ein Zipfel des Stoffes, aus dem ich jedem meiner Kinder ein Kuscheltier genäht habe. Eine Sternchenkette einer lieben Blogkollegin ist auch in die Schachtel gewandert. Und Geschenke der Kinder. Jedes hat in seinen privaten Schätzen gekramt und wollte etwas dazugeben: eine Muschelkette, ein Plastikbärchen, ein Glasstein, ein Kettenanhänger. Das hat mich sehr gerührt." Diese Kiste steht nun im Regal im Wohnzimmer der Familie. "Ab und zu bleibt mein Blick an ihr hängen und es piekst ein bisschen im Herzen", so Carola. "Dann toben die Kinder vorbei, die Waschmaschine piept oder der Liebste kommt nach Hause und dann hat mich der Familientrubel wieder, der mein Leben so wunderbar ausfüllt und für den ich sehr dankbar bin."

2. Ein Sternennest für die Bestattung

Grundsätzlich haben Eltern das Recht, das fehlgeborene Kind bestatten zu lassen. In manchen Bundesländern ist es sogar Pflicht. (Infos findet ihr hier.) Aber worin beerdigt man die winzigen Kinder? Eine schöne Möglichkeit, die Bestattung zu zelebrieren, sind Sternennester. Sie sind von der Designerin Susanne Gebert aus Filz handgefertigt und bieten dem kleinen Wesen ein warmes, weiches Nest, in dem es seine letzte Reise machen kann. Die Eltern können dem Kind auch etwas mitgeben, einen Brief, einen Engel oder eine andere persönliche Erinnerung. Es gibt verschiedene Designs, die kleinsten Größen kosten ca. 55 Euro. Über www.sternennest.de

3. Mizuko kuyo – ein japanisches Ritual für Sternenkinder

Während es in Deutschland nur vereinzelt Sammelgräber gibt, findet man in Japan in vielen buddhistischen Tempeln Stätten, an denen Eltern von stillgeborenen oder auch abgetriebenen Kindern trauern können. Dafür bekommen sie vom Tempel eine Statue von Jizo, dem Beschützer der Kinder. Dieser soll sie nach buddhistischem Glauben auf der Reise ins Jenseits begleiten. Mit einer feierlichen Zeremonie (Mizuko bedeutet "Wasserkind") wird die geschmückte Statue an der Stätte aufgestellt, oft stehen dort dann hunderte von Steinmännchen. Ein tröstendes Bild. In Deutschland gibt es solche Tempel nicht, aber man kann die Statuen auch online bestellen (z.B. bei Etsy) und zu Hause, zum Beispiel im Garten aufstellen. In diesem New-York-Times-Artikel erzählt eine Frau, wie ihr die Figur Trost spendete.

4. Ein Schmuckstück für das Kind

Anhänger in Form eines Engels
© Arina Borevich / Shutterstock

Viele Frauen finden es tröstlich, ein Symbol, das für das Kind steht, am Körper zu tragen. Zum Beispiel in Form einer Kette oder eines anderen Schmuckstücks. Was das Symbol sein soll, bleibt euch überlassen – es kann zum Beispiel ein Regenbogen sein, ein Engel, ein Schmetterling oder ein Herz. 

5. Die Erinnerung für immer am Körper tragen

Viele Frauen lassen sich auch Tattoos stechen, die an das tote Kind erinnern. So trägt man die Erinnerung an das Kind immer ganz nah bei sich. Auch hier sucht ihr euch am besten ein ganz individuelles Symbol aus. Auf Plattformen wie Pinterest findet ihr aber viele Ideen und Inspirationen.

6. Briefe und Gedenkseiten im Internet

Eine schöne Möglichkeit, den Verlust zu verarbeiten, ist einen Brief oder ein Gedicht für das Sternenkind zu schreiben. Entweder nur für euch oder ihr teilt den Text mit anderen. Wer möchte, kann dafür auch, als eine Art dauerhafte Traueranzeige, eine Gedenkseite im Netz für das Kind erstellen. Entweder erstellt ihr dafür selbst eine individuelle Homepage (oder lasst es jemanden machen) oder ihr sucht einen Anbieter von solchen Gedenkseiten. Zum Beispiel gedenkseiten.de oder totgeburt.net.

Vielleicht inspirieren euch auch diese Geschichten von Frauen, die eine Fehlgeburt hatten und einen besonderen Weg gefunden haben, damit umzugehen:

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