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Eine Narbe fürs Leben: Warum dieses Foto so berührt

Eine Narbe fürs Leben: Warum dieses Foto so berührt
© Helen Carmina Photography
Fotografin Helen Carmina macht viele Bilder von Müttern und ihren Babys. Aber kein Bild hat so viele Menschen bewegt wie das einer Mutter, die ihr Kind per Notkaiserschnitt zur Welt brachte.

Der Kaiserschnitt. Er rettet so vielen Menschen das Leben. Und doch ist er gefürchtet und umstritten. Weil er sich unserer Kontrolle entzieht. Weil er in den Augen vieler nicht "natürlich" ist. Weil er Frauen mit einem Schnitt in ihr neues Leben als Mutter katapultiert, ohne Übergang, ohne dass sie es bewusst miterleben.

Wie belastet das Thema ist, erfuhr auch die britische Fotografin Helen Carmina, als sie eine schwangere Frau porträtierte. Sie vertraute Carmina während der Fotosession an, dass sie große Angst davor habe, dass bei ihr womöglich ein Kaiserschnitt gemacht werden müsse.

Und tatsächlich wurde ihre Befürchtung später wahr. Während der Geburt gab es Komplikationen, das Baby musste mit einem Notkaiserschnitt geholt werden.

Der gefürchtete Schnitt wurde zum Lebensretter

Ihr schlimmster Alptraum war Realität geworden. Aber nun sah die Mutter die Operation nicht mehr als etwas Erschreckendes an, sondern als eine Maßnahme, die ihr und dem Kind das Leben gerettet hatte.

Dankbar und glücklich, dass alles gut gegangen war, rief sie Helen Carmina wieder an und bat sie, ein Foto von ihr, dem Baby und der OP-Wunde an ihrem Bauch zu machen. Sie wollte diese Erfahrung nicht verstecken, sondern als etwas Schönes festhalten. Etwas, das nun für immer zu ihrem Leben gehören würde. Etwas, das gut war.

Ein Foto, das Millionen Menschen berührt

Helen Carmina, die auf der Kanalinsel Guernsey lebt und arbeitet, machte das Foto, postete es mit Einverständnis der Mutter auf ihrem Facebook-Kanal - und landete unverhofft einen Internethit.

Nach drei Tagen hatten das Bild schon 7,5 Millionen Menschen gesehen.

Diese Resonanz überraschte Carmina, deren Bilder normalerweise nur rund 100 Leute erreichen. Sie bekam viele "wunderbare Zuschriften", aber auch Beschimpfungen.

"Ich denke, es geht hier weniger um das Bild als vielmehr um das, was es repräsentiert. Nämlich eine Möglichkeit für die Menschen, zusammenzukommen und Erfahrungen auszutauschen, die guten und die schlechten, und zu erzählen, welche physischen als auch emotionalen Narben diese Erfahrungen hinterlassen haben."

Offensichtlich wird viel zu selten über diese Narben gesprochen, wie auch das Fotoprojekt "Exposing the Silence" zeigt, für das Frauen über ihr Geburtstrauma sprachen und das unsere Leserinnen sehr bewegt hat.

Beide Projekte machen mit ihren Bildern klar: Auch Geburten sind nicht perfekt, und oft ganz anders, als wir uns das wünschen. So wie das ganze Leben.

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