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Geburtsbericht "Die Geburt hat eine Stärke in mir geweckt, die ich nie für möglich gehalten hätte"

Echte Geburtsberichte: "Eine Stärke geweckt"
© MakeStory Studio / Shutterstock
Echte Geburtsberichte: In dieser Reihe teilen Frauen ihre Geburtserfahrungen mit uns. Dieses Mal schreibt Sahra von ihrer inneren Kraft, die sie dank ihrer Hebamme entdeckte.

Wir möchten beginnen, Geburten so darzustellen, wie sie wirklich sind. Ehrlich, aber stets positiv: Denn der Zauber eines neuen Lebens sollte nicht durch Horror-Geschichten entkräftet werden. Dafür haben wir mit dem Verein Motherhood e.V. einen Aufruf gestartet und Frauen gebeten, von ihrer Geburt zu berichten. Sahra ist eine von ihnen. In dieser Folge dankt sie vor allem ihrer Hebamme.

Früher gehörte eine Hebamme zu einer Geburt für die meisten Frauen einfach dazu. Heute ist das anders. Doch nicht die Nachfrage hat abgenommen – sondern es wird immer schwieriger, eine Hebamme zu finden. Dabei ist ihre Funktion bei der Geburt nicht zu unterschätzen. Das zeigt der Geburtsbericht von Sahra. Sie konnte dank der Unterstützung ihrer Hebamme die Geburt erleben, die sie sich gewünscht hatte – und stellte sich damit gegen die Empfehlung der Ärzte.

Hebamme Kareen Dannhauer

Echter Geburtsbericht: Wie eine Hebamme Sahra zu neuem Selbstvertrauen verhalf

"Ich habe 2017 meine Zwillinge Maximillian und Marlene in der 38. Woche im Florence-Nightingale-Krankenhaus (FNK) in Düsseldorf spontan zur Welt gebracht.

Eine natürliche Geburt war mir von Anfang an sehr wichtig, da ein Kaiserschnitt nur im Notfall eine Option für mich wäre. Beide Zwillinge lagen mit den Köpfen nach unten und vom Gewicht und der Entwicklung sprach nichts gegen eine natürliche Geburt – die Risiken und Komplikationen wurden uns vorher aber sehr deutlich erläutert. 

Hebammen begleiteten mich 11 Stunden durch die Wehen

Das FNK setzt auf eine hebammengeleitete Geburt – die Ärzte kommen also erst kurz vor der Geburt dazu. Und so haben mich die Hebammen die 11 Stunden durch die Wehen ganz wunderbar begleitet. Die ersten Stunden nach Blasensprung und Einsetzen der Wehen habe ich in der Badewanne verbracht. Als die Wehen stärker wurden, haben wir verschiedene leichte Schmerzmittel probiert. Da eine rasche Geburt nicht absehbar war und ich schon viel Energie in die "Eröffnungsphase“ gesteckt hatte, entschieden wir uns bei zunehmenden Schmerzen für eine PDA.

Auch hier bietet das Krankenhaus in Kaiserswerth / Düsseldorf eine besondere Variante an – die Walking PDA. Man ist nicht ans Bett gefesselt, kann sich frei bewegen und auch die Dosierung teilweise selber beeinflussen. Der Schmerz ist nicht komplett unterdrückt, aber die Schmerzspitzen werden genommen. Dank einer gut sitzenden PDA konnte ich in den Morgenstunden noch ein paar Stündchen schlummern, bevor es in den Endspurt ging.

Als die Presswehen einsetzten, dachten wir erst, jetzt würde es schnell gehen, aber der kleine Mann hatte sich mit der Schulter verkeilt und rutschte somit immer wieder zurück ins Becken. Nach fast 2 Stunden Pressen entschieden wir uns für eine Vakuumextraktion.

Mit einem Schwups war Max geboren

Zur gleichen Zeit stabilisierte eine zweite Hebamme den zweiten Zwilling, da nun mehr Platz im Bauch war, sodass sich meine Tochter nicht drehen konnte. Die kleine Maus lag zwar nach wie vor richtig, machte aber keine Anstalten sich in Richtung Ausgang zu bewegen. Die Kontraktionen der Gebärmutter waren zu schwach um sie in diese Richtung zu bekommen.

Ihr Herztöne verschlechterten sich und in mir stieg Panik auf

Mit Hilfe der Hebammen wurde sie durch den Kristeller Handgriff und Öffnen ihrer Fruchtblase in Richtung Geburtskanal gebracht. Doch auch nach fast 20 Minuten war die Maus nicht auf der Welt und ihre Herztöne verschlechterten sich drastisch. Mir war bewusst, dass es sich genau um die Komplikationen handelte, die uns die Ärzte vorher geschildert hatten, und in mir stieg die Panik auf.

Doch meine Hebamme vertraute auf mich und was Frauen leisten können

Die leitende Ärztin entschied die Geburt mit einer Not-OP enden zu lassen und rief das OP-Team ein. Doch meine Hebamme vertraute auf mich und was Frauen in diesen Momenten leisten können. Mit letzter Kraft und einem riesen Motivationsteam im Kreißsaal brachte ich meine Tochter Marlene 24 Minuten nach meinem Sohn Maximilian auf die Welt.

Die Geburt hat in mir eine Stärke geweckt

Dieses Erlebnis hat alles geändert – natürlich weil meine Kinder jetzt mein Leben jeden Tag auf den Kopf stellen. Aber die Geburt hat in mir ein inneres Selbstvertrauen und eine Stärke geweckt, die ich nie für möglich gehalten hätte.

Ja, eine Geburt ist schmerzhaft, aber diese Schmerzen zu erleben ist ein Segen. Es ist etwas absolut einmaliges, so besonderes. Ich bin unendlich dankbar diese Geburt erlebt haben zu dürfen und danke meinen Hebammen für ihr Vertrauen und ihr Können."

Danke für deine Geschichte, Sahra! 

Hier kannst du die weiteren Folgen unserer echten Geburtsberichte nachlesen: 

Geburtsbericht: "Wir saßen im Kreißsaal und tranken Kaffeer"

Geburtsbericht: "Ich habe mich bei jeder Wehe an meinen Freund geklammert"

Positive Geburtserfahrung: "Ist DAS nun alles, wovon mir gruselig erzählt wurde?"

mjd

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