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Eine Mutter erzählt: "Am Wochenende mache ich heimlich einen drauf"

Drogen, Alkohol, Party - Mutter geht heimlich feiern: Frau von hinten, im Scheinwerferlicht
© EvGavrilov / Shutterstock
Isabelle, 46, hat einen Führungsjob in der Finanzbranche und zwei Kinder im Teenageralter. Und die sollten lieber nicht wissen, was ihre Mutter so macht, wenn sie aus dem Haus sind ...

Wenn mich jemand fragt, was ich im Leben am meisten liebe, sag ich "Techno und meine Töchter, in dieser Reihenfolge". Das ist natürlich ein Scherz. Aber ein Leben ohne Techno, Dancen, einen draufzumachen kann ich mir genauso wenig vorstellen wie eines ohne meine Mädchen.

A little Party never killed nobody

Ich war schon früher eine wilde Hummel, immer Verkleiden, Performen, Leute zum Lachen bringen. Mein Vater meinte mal, "du solltest Burlesquetänzerin werden." Stattdessen bin ich in der Finanzbranche gelandet. Und da bin ich auch ziemlich erfolgreich. Aber die Leute, die da arbeiten! Lauter blutleere Gestalten, für die ein Grillabend mit alkoholfreiem Bier das Highlight der Woche ist. Mein Ex-Mann ist auch so ein Mr. Perfect. Der hat in seinem ganzen Leben nicht einmal über die Stränge geschlagen.

Wir haben uns getrennt, als unsere Mädchen sechs und neun waren, seither bin ich alleinerziehend und damit total happy. Meine Töchter sind die süßesten Teenager, die man sich vorstellen kann. Sie haben nette Freunde, sind gut in der Schule und machen mir sehr selten mal Sorgen. Unser Leben ist schön, ich verdiene gut und habe einen großen Freundeskreis. Einen Freund habe ich nicht und das soll auch so bleiben. Tief in mir drin wohnt eben auch ein kleiner Spießer, der seinen Kindern keinen Patchworkpapi präsentieren möchte, der es dann vielleicht doch wieder nicht ist. Sie haben einen Vater, den sie lieben und regelmäßig sehen. Alles andere würde nur alles durcheinanderbringen.

Mama, du riechst so komisch

Und es würde meine Töchter auch durcheinanderbringen, wenn sie mich beim Feiern sehen könnten. Nicht, dass ich mich verstelle. Aber es gibt einen Teil meines Lebens, der eben nur mir gehört, und das zweimal im Monat. Da sind die Mädchen von Freitag bis Montag bei ihrem Vater und ich habe sturmfreie Bude. Samstagabend kommen meine Freundinnen, wir kochen, essen, trinken das eine oder andere Glas, rauchen einen Joint und werfen uns in möglichst abgefahrene Klamotten, Paillettenminis oder -pants, Sneakers mit Plateau. Und dann ziehen wir los. Meistens gehen wir in dieselben zwei, drei Clubs zum Tanzen, auch auf MDMA, also Ecstasy. Das gehört für mich dazu, und ich kann das gut dosieren. Manchmal treffe ich jemanden und wir haben Sex, aber nie bei mir. Sonntagnachmittag bin ich wieder zu Hause.

Einmal kamen die Mädchen überraschend früher von ihrem Vater zurück und haben mich angezogen und total verschlafen auf dem Sofa gefunden. "Du riechst so komisch, Mama", meinte die Kleine. Ich habe gesagt, dass ich ein bisschen feiern war und alles in Ordnung ist. Ist es ja auch. Trotzdem will ich nicht, dass sie allzu viel davon mitbekommen. Und auch nicht ihr Vater, die Großeltern und der Rest der Familie. Die würden sich nur Sorgen machen oder denken, dass ich keine gute Mutter bin. Bin ich aber.

Drogen, Party, Sex: Mein kleines Geheimnis

Unser Alltag ist ganz normal. Da gibt es natürlich keine Drogen, ich rauche nicht mal und trinke allenfalls mal ein Glas Wein. Das Leben dreht sich um Job, Haushalt, Schularbeiten, Zahnarzttermine, Elternabende und Kaffee und Kuchen bei Oma und Opa. Wie in meiner Kindheit. Ich bin sehr geborgen aufgewachsen. Vielleicht gelingt es mir deshalb ziemlich gut, die Balance zwischen normal und verrückt zu halten. Weil, ein bisschen verrückt bin ich ja schon. Deshalb bin ich aber noch lange keine schlechte Mutter.

Eigentlich würde ich lieber dazu stehen, dass ich ab und zu einen draufmache. Nur denken die Leute leider ja gern in Schwarz-Weiß, und eine erwachsene Frau und Mutter, die so etwas tut: Das geht gar nicht. Es herrscht schon eine ziemliche Heuchelei. Mir kann doch keiner erzählen, dass in all den Clubs, auch in den vielen Swingerclubs und Erotikschuppen - in die ich beispielsweise nicht gehe, weil mich das nicht interessiert - keine Mütter und Väter sind. Aber bei Vätern ist man da vielleicht ohnehin etwas großzügiger als bei Müttern. Oder bei Frauen generell.

Wenn meine Mädchen erwachsen sind, erzähle ich ihnen vielleicht von meinen Väterwochenenden. Keine Details, aber dass ich Spaß hatte und deswegen vielleicht sogar eine bessere und entspanntere Mutter war, als wenn ich immer nur vernünftig gewesen wäre. Klar kann man zur Entspannung auch Yoga machen oder ins Spa gehen. Aber mir wäre das echt zu langweilig.

VIDEOTIPP: Meine Mama, verkatert

Fallback-Bild
Brigitte 03/2019

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