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Achtung, Tabubruch Ich fand die Schwangerschaft doof

Achtung, Tabubruch: Ich fand schwanger sein doof
© Getty Images
Auf Fotos lächeln Schwangere immer. Unsere Autorin findet das irreführend. Durch diese ganze Schwangerschaftsromantik hat sie sich ganz schön alleine gefühlt mit dem Chaos im Kopf und im Bauch.
von Miriam Kühnel

Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem mir jemand sagte, die Übelkeit dauere ja wahrscheinlich nur noch sechs Wochen. SECHS WOCHEN! Das hielt dieser Jemand für tröstlich. Versuch mal einen Magen-Darm-Virus sechs Wochen lang ok zu finden... Ich für meinen Teil fand daran rein gar nichts ok. Tag für Tag schleppte ich mich ins Büro meines neuen Jobs, das über einem Chinaimbiss lag. Ich erfand ein ominöses Blasenleiden, um meine panischen Gänge zur Toilette zu erklären, denn nein, in den ersten drei Monaten musst du alleine gucken, wie du klarkommst. In den ersten drei Monaten fühlst du dich wie ein Geheimagent. Also einer mit geheimem Magen-Darm. 

Alle erwarten das pure Glück

Ich will nicht sagen, dass ich immer alles am Schwanger sein gehasst habe. Hab ich nicht. Vor allem die Aussicht auf diesen kleinen ganz besonderen Menschen fand ich großartig. Davon abgesehen gab es aber ehrlich gesagt wenig zum Freuen, auch nach den ersten Monaten, in denen ich häufig die Toilette umarmte. 

Alles roch eklig. Naja, fast alles.

Ich musste 9 Monate lang ständig aufs Klo.

Ich hatte Sodbrennen.

Meine Brüste taten weh wie in der Pubertät. Ok, sie wuchsen auch. Immerhin.

Schlafen? Spätestens nach Woche 30 ein schweres Unterfangen.

Wusstet ihr, was eine Symphysenlockerung ist? Ich wusste es nicht, bis ich mich einmal nachts im Schlaf umdrehen wollte und vor Schmerz aus dem Bett gehüpft bin.

Ich hab mir ständig den Bauch angehauen.

Mein Hintern wurde mit dem Bauch fett.

Ich war gemein. 

Ich war nicht sonderlich glücklich. Mein Mann war auch nicht glücklich mit mir Scheusal.

Aber vor allem: Ich kam mir vor wie eine Versagerin, weil mir nicht aus jedem Knopfloch das Glück schien. Schließlich gehört sich das so für eine Schwangere.

Schwangerschaftsglück ist kein Wettbewerb

Nein, ich will niemandem Angst machen, der die Schwangerschaft noch vor sich hat. Denn ganz ehrlich: All das lohnt sich. Ich würde mich jederzeit wieder für meine Kinder entscheiden, meinetwegen auch wenn ich wie ein Elefant zwei Jahre pro Kind schwanger wäre. Egal. Aber an alle Frauen da draußen, die sich nicht den ganzen Tag romantisch verklärt den riesigen Bauch streicheln: Ihr seid nicht alleine! Schwanger sein ist nicht für jeden ein Fest. Glückwunsch an alle, die das anders sehen. Aber hört auf, uns ein schlechtes Gewissen zu machen. Wir müssen das Kotzen, die Schmerzen, das Drücken und Ziehen nicht lieben. Solange wir das Resultat lieben, ist alles andere völlig egal. Schwangerschaftsglück ist kein Wettbewerb. Mutterschaft übrigens auch nicht. Aber das ist ein anderes Kapitel im großen Buch der Toleranz, das schlagen wir dann ein andermal auf...

Barbara

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