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Mario Testino im Interview: Sein Job? Shooting Stars!

Mario Testino steht an der Wand gelehnt
© Vittorio Zunino Celotto / Adobe Stock
Die Frauen vertrauen Mario Testino und seinem besonderen Blick für Schönheit. Wir trafen den Star-Fotografen zum Interview bei seiner Ausstellungseröffnung in Madrid.

Hier geht's direkt zum Mario Testino-Interview

Kate Winslet: Mario Testino fotografiert die Schauspielerin für die "Trésor"-Kampagne in Paris - Winslet ist das Gesicht für den Duftklassiker von Lancôme.

Sehen Sie Bilder der Mario Testino-Ausstellung!

Kate Moss: 2008 posierte das Model mit Flaggenjacke und gelüpftem Tüllrock für ihren guten Freund Testino

Claudia Schiffer beim Cover- Shooting für die deutsche "Vogue", 2008

Der Bilder-Zauberer: Mario Testino am Set.

Interview im Mario Testino

BRIGITTE: Herr Testino, Sie scheinen eine Kate-Schwäche zu haben. Kate Moss shooten Sie immer wieder und Kate Winslet fotografierten Sie für die Kampagne des Parfüms Trésor.

Mario Testino: Mario Testino: Ich habe gerade gelesen, dass ein Popularitätswettkampf zwischen den Kates entsteht (lacht). Sie gelten als die glamourösesten Frauen Londons. Die Kates nehmen das mit viel Humor. Ich mag diesen heiteren Umgang mit der Öffentlichkeit. Sie lassen sich davon nicht unter Druck setzen.

BRIGITTE: Wann hatten Sie zuletzt Kontakt mit den Kates?

Mario Testino: Kate Winslet habe ich gerade in Paris getroffen für ein Shooting. Mit Kate Moss wollte ich Urlaub machen in Italien. Aber ich war zu erschöpft vom Job und wollte erst mal daheim entspannen.

BRIGITTE: Apropos Entspannung: Wie schaffen Sie es, dass die Stars vor Ihrer Kamera immer so relaxed und intim wirken?

Mario Testino: Ich erzähle häufig Witze. Spaß am Set ist total wichtig, alle Beteiligten fühlen sich dann wohler. Wer sich wohl fühlt, entspannt.

BRIGITTE: In welcher Sprache sorgen Sie für Spaß?

Mario Testino: Ich spreche fünf Sprachen und switche hin und her. Und wenn mir eine Sprache fehlt, funktioniert Humor auch ohne Worte.

BRIGITTE: Sie fotografieren seit über drei Jahrzehnten Models und Stars. Haben sich die Schönheitsideale verändert?

Mario Testino: Früher waren es immer sehr strikte Ideale, die an bestimmten Supermodels wie zum Beispiel Linda Evangelista festgemacht wurden. Jetzt darf Schönheit individueller sein. Für Lancôme habe ich mit Kate Winslet, Julia Roberts und Penélope Cruz drei ganz unterschiedliche Frauen für mehrere Kampagnen fotografiert. Kate ist sehr feminin, Julia Roberts eine ganz natürliche Schönheit, und Penélope ist sehr wandelbar, wie Sie an ihren Fotos sehen können.

BRIGITTE: Was finden Menschen eigentlich schön?

Mario Testino: Das Auge sucht immer nach etwas Rundem in einem Gesicht. Wenn dazu stimmige Proportionen kommen, empfinden die meisten Menschen ein Gesicht als schön. Kate Moss besitzt genau so ein Gesicht mit perfekten Proportionen.

BRIGITTE: Ist Kate das bedeutendste Model?

Mario Testino: Kate Moss ist die Frau, die am längsten sehr erfolgreich im Geschäft ist. Sie ist seit Jahrzehnten die prägende Trendsetterin, eine wirkliche Stilikone, weil sie mühelos Trends in ihre alltägliche Realität überträgt.

BRIGITTE: Sie haben schon mehrfach gesagt, dass Sie gern mal Kanzlerin Angela Merkel shooten würden. Schon angefragt?

Mario Testino: Es hat sich noch nicht ergeben (lacht).

BRIGITTE: Wenn es dazu käme, wie würden Sie die Bundeskanzlerin in Szene setzen?

Mario Testino: Vermutlich ganz klassisch in ihrem Arbeitszimmer in Berlin, im Zentrum der Macht. Mich interessiert vor allem ihre Macht in Deutschland und in der Welt.

BRIGITTE: Sie sind oft in Berlin. Was fasziniert Sie so an der deutschen Hauptstadt?

Mario Testino: Berlin ermöglicht einem einfach Freiheit in jeder Hinsicht. Die Stadt ist wie ein junger Künstler, der nicht mit seinen Errungenschaften rumprahlt, um Anerkennung zu bekommen, sondern sich noch ausprobiert, sich findet. Berlin ist meiner Ansicht nach zur Zeit die spannendste und experimentierfreudigste Stadt.

BRIGITTE: Spannender als New York und London?

Mario Testino: Ja, weil man nicht reich sein muss, um in Berlin zu leben. Das bedeutet Freiheit für Künstler, das zu tun, was sie wollen.

BRIGITTE: Haben Sie Umzugspläne?

Mario Testino: Noch nicht. Aber ich suche mit meinem Patensohn gerade nach einer neuen Immobilie - auch in Berlin.

BRIGITTE: Sie gelten als der "nice guy" unter den Fotografen. Haben Sie manchmal auch das Bedürfnis, der Böse zu sein?

Mario Testino: Ich denke, dass die Menschen im Umgang miteinander oft vergessen, dass jede Emotion, die wir aussenden, uns innerlich beeinflusst. Wann immer man negative Energien rausschickt, behandelt man gleichzeitig sein Inneres schlecht. Man ist also nicht böse zu anderen, sondern zu sich selbst. Ich habe lieber positive Gefühle in mir und für andere. Das Leben ist doch so schön.

BRIGITTE: Mario Testinos Presse-Agentin steckt den Kopf durch die Tür und sagt: "Letzte Frage." Es klingt kompromisslos. Gestatten Sie mir noch ein paar blitzschnelle Fragen zum Schluss?

Mario Testino: (Lächelt) Okay, let's go!

BRIGITTE: Sie jetten ständig um die Welt. Haben Sie einen Lieblingsflughafen?

Mario Testino: Heathrow. Die Crew von British Airways behandelt mich extrem zuvorkommend.

BRIGITTE: Welche Prinzessin fehlt noch in Ihrer royalen Bildersammlung?

Mario Testino: Carolines Tochter, Charlotte Casiraghi von Monaco, und die hübschen schwedischen Schwestern Victoria und Madeleine.

BRIGITTE: Haben Sie sich heute Morgen trocken oder nass rasiert?

Mario Testino: Ich habe mich heute gar nicht rasiert. Ich rasiere mich nur jeden zweiten Tag, immer nass. Meine Haut ist sehr sensibel.

BRIGITTE: Ihre Lieblingsfarbe?

Mario Testino: Ich trage meistens Navyblau. So wie mein Anzug heute.

BRIGITTE: Ihr Lieblingsfilm?

Mario Testino: "Der Partyschreck" von Peter Sellers.

BRIGITTE: Toast oder Müsli zum Frühstück?

Mario Testino: Toast wäre schön. Aber ich esse aus Vernunftgründen meistens Müsli.

BRIGITTE: Ihr Lieblingsort?

Mario Testino: Ich müsste Rio de Janeiro und Berlin mischen. An Rio liebe ich das Wetter, die Wärme, die Party. Berlin liebe ich wegen seiner vielen Entdeckungsmöglichkeiten.

BRIGITTE: Ihr Lieblingsdrink?

Mario Testino: Außer Wasser, meinen Sie?

BRIGITTE: Ja, genau.

Mario Testino: Ich liebe Pisco Sour. Der beliebteste Cocktail in meiner Heimat Peru.

Der Durchbruch kam mit Madonna

1954 in Lima als Sohn einer Familie mit italienischen, irischen und spanischen Wurzeln geboren, verbringt Mario Testino seine Jugend in der peruanischen Hauptstadt. 1976 geht der BWL- und Jurastudent nach London und beginnt zu fotografieren. Der Durchbruch gelingt 1993, als er für Richard Avedon bei einem Versace- Shooting mit Madonna einspringt. Es folgen Kampagnen für Gucci, Burberry und Ralph Lauren sowie Cover-Shootings für "Vogue", "Vanity Fair" und viele andere Magazine.

Die Liste der von ihm fotografierten Stars liest sich wie das Who's Who der Reichen und Schönen: Gwyneth Paltrow, Kate Winslet, Brad Pitt, Scarlett Johansson . . . Großes Aufsehen erregen seine Bilder von Prinzessin Diana, die er 1997 kurz vor dem Unfalltod der Prinzessin macht. Testino gilt als Entdecker des Supermodels Gisele Bündchen, und mit Kate Moss ist er seit über 20 Jahren eng befreundet. Testino lebt in London und Los Angeles. Seine Ausstellung "Alles oder nichts" mit 50 Fotografien läuft noch bis 9. Januar 2011 im Museum Thyssen-Bornemisza in Madrid (www.museothyssen.org).

Interview: Stefanie Höfle Fotos: Higher + Higher for Lancôme © 2009 Ein Artikel aus BRIGITTE 2/11

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