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Lena Meyer-Landrut "Sobald du in Kontakt mit dir selber trittst, ist es Therapie"

Lena Meyer-Landrut: "Sobald du in Kontakt mit dir selber trittst, ist es Therapie": Lena Meyer-Landrut
© Eventpress / imago images
Vor rund 11 Jahren wurde aus einer Abiturientin über Nacht ein Star. Die damals 19-jährige Lena Meyer-Landrut gewann den Eurovision Song Contest und startete eine beispiellose Blitzkarriere, die sie in ungeahnte Höhen katapultierte – und immer wieder auf den Boden der Tatsachen prallen ließ. Eine Reise, die nicht immer einfach war, aber sie hat wachsen lassen.

Lange hat man von Lena Meyer-Landrut (30) nicht wirklich etwas gesehen und gehört. Die weltweite Coronapandemie nutzte die Sängerin zu einer medialen Auszeit. Jetzt ist sie wieder zurück, offenbar glücklicher denn je. Das vermittelt zumindest ihr neuer Song "Strip", der vor guter Laune nur so sprüht. "You're happy doing what you want" (zu Deutsch: "Tu das, was dich glücklich macht"), heißt der verheißungsvolle Ratschlag darin. Das hört sich nach Zufriedenheit an und suggeriert den Eindruck, die lange auf Hochtouren agierende Künstlerin sei ein Jahrzehnt nach ihrem überwältigenden Karrierestart angekommen – bei sich selbst. 

Lena Meyer-Landrut: "Ich empfinde Veränderung als Anstrengung"

Angst, Selbstzweifel und Erwartungen haben aber auch "Lovely Lena", wie sie einst genannt wurde, begleitet – und tun es auch jetzt noch, scheint es. "Ich empfinde Veränderung als Anstrengung", gesteht sie im Podcast "happy, holy & confident" im Gespräch mit Laura Malina Seiler (34), um dann rasch noch zu ergänzen: "Im Nachhinein als wunderschön und toll." 

Ein innerer Tumult, den viele kennen, die sich mit sich selbst und dem eigenen Leben auseinandersetzen: "Was will ich denn? Was macht mich denn glücklich? Was macht mich eigentlich unglücklich?", benennt Lena das ganz eigene Rätseln um den Sinn, und wird konkreter: "Man muss sich auf die Suche begeben, was einen unglücklich macht. Es könnte sein, dass man etwas verändern muss". Lena hat sich daran gehalten, auch wenn es offenbar manches Mal unbequem ist, immer noch. 

"Ich habe einen großen Schritt in Richtung 'egal' gemacht"

"Mir muss es erst richtig schlecht gehen, und ich muss sozusagen mehrere Wochen verzweifeln darüber, bis ich dann wirklich was ändere. Nicht bei allem, bei manchen Sachen auch nicht, aber bei vielen Sachen. Ich bin eher der Typ, der sich das nicht sofort eingesteht", sagt sie. "Ich habe das Gefühl, dass ich dieses 'Rock bottom' (zu Deutsch: am Boden sein) brauche, weil ich es manchmal nicht früher checke. Ich bin auf jeden Fall so ein Typ, in mir brodelt es lange, dann irgendwann knallt's und dann geht's. Wie so ein Schalter oder so ein Abfluss, der geöffnet wird. Dann habe ich irgendwann eine Erkenntnis – und dann geht's." Die Beschäftigung mit sich selbst läuft für Lena also noch immer etwas ruckelig, doch für die Musikerin führt kein Weg daran vorbei.

"Sobald du sozusagen in Kontakt mit dir selber trittst, ist es Therapie, finde ich, und das sollten wir auf jeden Fall alle tun, zur Genüge".

Aufschluss über sich selbst haben ihr anscheinend vor allem die vergangenen Monate gebracht. "Ich habe auf jeden Fall über die zwei Jahre Corona einen großen Schritt in Richtung 'egal' gemacht". Geholfen habe ihr dabei Abstand. "Wirklich konsequent einen Entzug zu machen," sagt sie und meint vor allem von Social Media. "Davon, das selber zu machen, aber es auch zu konsumieren... Dann hat sich die Wichtigkeit relativiert." 

Musik muss Lena selbst gefallen

Wirklich Bedeutung jedoch misst Lena fast hingebungsvoll ihrer Musik bei. Ein Feld, das sie selbstbewusst bestellt – und sich dabei frei macht von Erwartungen. "Ich habe eher einen Erfolgsdruck als einen "Mögens"-Druck. Dass ein paar Leute das gut finden, davon bin ich überzeugt," erklärt sie nachdrücklich. "Selbst wenn nicht, dann gefällt es mir. Das ist okay." 

Ein Selbstverständnis, das Lena schon früh mitgegeben wurde. "Ich komme aus einer innerlich privilegierten Situation, weil mir beigebracht wurde, dass ich das machen darf, was ich möchte und dass ich gut bin und das alles ok ist. Ich durfte immer alles ausprobieren. Ich wurde nie zu etwas gezwungen. Das ist mein Privileg."

Weniger Zweifel, mehr Urvertrauen

Selbstverwirklichung, Selbstzweifel, Erfolgsdruck, aber auch ein gewisses Maß an gesundem Selbstbewusstsein – Lena wächst an ihrem inneren Tumult, der wohl niemandem fremd ist. Wohin soll die Reise gehen? "Ich hoffe, dass ich mit den Jahren ruhiger und selbstsicherer werde. Dass ich weniger zweifle an mir; wie ich bin, was ich mache, was die Leute um mich herum machen. Ich hab die Hoffnung, dass ich mit mehr Ruhe auch mehr Urvertrauen bekomme. Ich habe das Gefühl, das ist mir durch die letzten zehn Jahre wilder Ritt verloren gegangen."

Dieser Artikel ist ursprünglich bei GALA.de erschienen. 

Verwendete Quelle: Podcast "happy. holy, confident" von Laura Malina Seiler

ama

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