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Adel Tawil "Ich möchte mir diese kleine Welt um mich herum bewahren"

Adel Tawil
© Maximilian König
Eigentlich wollte Adel Tawil aus seinem Kind, das 2019 zur Welt kam, ein großes Geheimnis machen. Doch nun postete der Musiker ein Foto und verriet auch endlich, dass er eine Tochter hat. Warum der plötzliche Umschwung – darüber spricht Adel im Interview mit GALA.

Es ist viel passiert im Leben von Adel Tawil, 42. Auch den erfolgreichen Pop-Sänger warf das vergangene Jahr ganz schön aus der Bahn. Plötzlich keine Auftritte mehr, keine Reisen – und keine Motivation. Während andere Musiker davon berichten, im Corona-Jahr besonders aktiv und kreativ gewesen zu sein, fiel Adel in ein Loch und verlor erstmal jegliche Inspiration für neue Songs.

Aus dieser Krise geholfen hat ihm – ohne dass sie es weiß – seine zweijährige Tochter. Sie gab ihm Kraft, Freude und auch wieder eine ordentliche Portion Kreativität. Das Ergebnis ist sein neuer Song "Die Welt steht auf Pause", der am 30. Juli 2021 erscheint.

Bei Adel Tawil steht die Welt auf Pause

Der Titel Ihrer neuen Single "Die Welt steht auf Pause" klingt nach einem Corona-Song, oder?

Der Song hat schon irgendwie mit Corona zu tun, aber es handelt sich um keinen Corona-Song. Nichts läge mir ferner, als diesem blöden Virus ein Lied zu widmen. (lacht) Aber nun gut, die Idee zu dem Song kam mir während meiner Zeit in Ägypten im ersten Lockdown. Es geht in dem Song einfach um die Sehnsucht und das Verlangen, sich wieder berühren zu können – ob bei einem Paar, der Familie oder Freunden.

Sie waren viel in Ägypten – und wie sieht es mit der Verbindung zu ihren tunesischen Wurzeln aus (Adel Tawils Vater ist Ägypter, seine Mutter Tunesierin)?

Bei Ägypten hat es sich mehr oder weniger einfach so ergeben, dass ich dort auch musikalisch sehr aktiv war. Das Leben am Nil ist schon sehr anders als hier, ich habe sehr elementare und ursprüngliche Erfahrungen machen können, die mich sehr geprägt haben. Was Tunesien betrifft, fange ich jetzt erst an, einen richtigen Bezug aufzubauen. Ich war jetzt schon über acht Jahre nicht mehr in Tunesien, aber meine Mutter ist grade dort. Ich hoffe, dass ich in diesem Sommer noch hinreisen und dann auch den ein oder anderen musikalischen Kontakt knüpfen kann.

Adel Tawil auf der Bühne
Adel Tawil auf der Bühne
© Tobias Schwarz / Getty Images

Haben Sie sich Druck gemacht, einen neuen Hit kreieren zu müssen?

Nein. Ich bin kein Karrieremensch, ich bin Musiker aus Leidenschaft. Heißt, ich werde immer Musik machen, ob jetzt vor 20.000 oder vor 200 Menschen. Ich freue mich, dass die Leute meine Musik mögen, aber um Erfolg habe ich mir schon früher keine Gedanken gemacht und das mache ich auch heute nicht.

Ich bin nicht der Typ, der in den Charts verfolgt, auf welchem Platz die Single gerade steht. Ich habe bei mir zu Hause keine einzige goldene Schallplatte hängen, keine Musikpreise stehen, das gehört da für mich nicht hin.

Überforderung und keine Ideen

Die neue Single ist ein Vorgeschmack auf Ihr viertes Studio-Album. Wie schwer oder leicht ist es Ihnen gefallen, in der Corona-Zeit neue Musik zu produzieren?

Das war sehr schwierig, das gebe ich ehrlich zu. Hätte ich meine Familie und meine Tochter nicht gehabt, hätte ich das nur schwer überstanden. Ich konnte kaum neue Musik machen, hatte kaum Ideen. Man war einfach so überfordert mit dieser ganzen Situation. Es herrschte überall Angst, niemand wusste so richtig, was da überhaupt passiert. Deshalb war es mir einfach nicht möglich, kreativ zu sein. Das war vielleicht auch besser so. Sonst wäre es ein sehr depressives Album geworden. (lacht)

Was können die Fans denn stattdessen von dem neuen Album erwarten?

Es wird ein sehr persönliches Album. Ich hatte viel Zeit, mich mit mir selber zu beschäftigen und mich neu kennenzulernen. Das ist in dieser schnelllebigen Welt ja sonst kaum möglich, weil man ständig abgelenkt ist. Klar gibt es auch den ein oder anderen Song über dunkle Momente. Aber es wird auch sehr positiv, denn ich hatte eine sehr intensive Zeit mit meiner Tochter.

Adels kleine private Welt

Sie haben Ihre Tochter nun schon zweimal erwähnt. Vor Kurzem haben Sie auch ein Foto mit ihr auf Instagram gepostet. In der Vergangenheit wollten Sie das Geschlecht Ihres Kindes aber nicht verraten. Warum nun doch?

Ich möchte mein Privatleben so privat wie möglich halten. Mich hat es in der Vergangenheit regelrecht schockiert, dass falsche Infos über mich verbreitet wurden oder in Berichten mein Name erwähnt wird, die eigentlich gar nichts mit mir zu tun haben. Es gibt genug prominente Menschen, die die Öffentlichkeit gerne zu sich nachhause einladen. Aber ich persönlich möchte mir diese kleine Welt um mich herum bewahren und schützen. Deshalb habe ich am Anfang zu meinem Kind überhaupt keine Details preisgegeben, auch das Geschlecht nicht – was sich aber in der Praxis nicht auf Dauer umsetzen lässt. (lacht)

Mir ist es schon etliche Male passiert, dass ich in einem Interview "sie" gesagt habe. Aufmerksame Fans haben durch diese Interviews ohnehin schon lange rausgehört, dass es ein Mädchen ist.

Deswegen war es für mich auch keine große Sache, ein Bild zu posten, wo sie ein Kleid trägt. Es ist ein so schönes Foto und man sieht ihr Gesicht nicht. Ihre Privatsphäre bleibt weiterhin geschützt. Das ist mir weiterhin sehr wichtig.

Heißt also, der Vaterstolz war in dem Moment doch zu groß, als Sie das Foto gepostet haben?

Kann man so sagen. Ich werde weiterhin sehr vorsichtig sein. Das ganze System mit Social Media funktioniert nun mal so, dass die Fans einen Einblick hinter die Kulissen bekommen möchten. Ich gewähre diesen kleinen Einblick, aber eben nicht den ganzen. Ich habe jetzt in drei Jahren drei private Dinge gepostet, das ist für mich okay. Aber klar gibt es Momente, in denen sie so entzückend ist ... Ein User hat unter das Foto kommentiert: "Töchter machen ihre Väter noch emotionaler". Da ist was Wahres dran und das ist wahrscheinlich auch auf dem Album zu hören.

Kein großer Freund von Social Media

Apropos Social Media. Sie sind einer der Künstler, die nicht damit aufgewachsen sind. Haben Sie sich dennoch ohne Probleme mit der Tatsache arrangiert, dass es dort viel privater zugeht?

Adel Tawil 1998 bei der Boyband "The Boyz"
Adel Tawil 1998 bei der Boyband "The Boyz"
© Action Press

Nein, das ist mir definitiv schwer gefallen. Ich bin damals mit 17 in einer Boyband gestartet. Damals wurde für die Fans noch diese Illusion erschaffen. Uns wurden bestimmte Regeln eingetrichtert – eine davon war, dass uns die Fans vor dem Auftritt niemals sehen dürfen. Social Media hat das genaue Gegenteil geschaffen.

Heute müsste ich eigentlich eine Story machen, wie ich auf dem Weg zur Bühne bin. Das spricht aber total gegen das Prinzip, mit dem ich groß geworden bin.

Ihre Tochter ist zwei Jahre alt. Sie haben schon mal erwähnt, dass es Ihnen sehr schwer fällt, von ihr getrennt zu sein. Und wenn es bald wieder auf Tour geht ...

Da möchte ich gar nicht dran denken. Von ihr getrennt zu sein, ist sehr schwierig für mich. Deswegen versuche ich auch gerade, das alles so zu arrangieren, dass ich wirklich nicht länger als zwei Wochen weg bin. Zwei Wochen sind das absolute Maximum! Bisher war ich in der glücklichen Situation, dass meine Tochter noch so klein ist, so dass ich meine Familie bei der Tour meines letzten Albums einfach mitnehmen konnte. Das hat mir sehr gut getan, ich bin ein absoluter Familienmensch. Auf der anderen Seite vermisse ich auch die Bühne so sehr. Ich werde das schon irgendwie gut hinkriegen.

Dieser Artikel ist ursprünglich auf GALA.de erschienen

Verwendete Quelle: eigenes Interview

Brigitte

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