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Jens Spahn über Abtreibungen: "Tiere werden besser geschützt als ungeborene Kinder"

Der neue Gesundheitsminister Jens Spahn
© Thomas Trutschel / Getty Images
Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich in die aktuelle Diskussion über Abtreibungen eingeschaltet – und wieder ein erschütterndes Frauenbild offenbart. Unsere Redakteurin hat sich den Sachverhalt mal angeschaut.

Sollen Ärzte über Schwangerschaftsabbrüche informieren und deutlicher kommunizieren dürfen, dass sie diesen Eingriff vornehmen, oder nicht? Darüber wird gerade heiß diskutiert, nachdem im November eine Medizinerin verurteilt wurde, weil Patienten über ihre Website Infos über Abtreibungen anfordern konnten. Jetzt hat sich auch Gesundheitsminister Jens Spahn ("Hartz IV bedeutet nicht Armut") im Interview mit der "Bild" dazu geäußert.

"Tiere werden besser geschützt als ungeborene Menschenleben"

"Mich wundern die Maßstäbe", so der 37-jährige CDU-Politiker. "Wenn es um das Leben von Tieren geht, da sind einige, die jetzt für Abtreibungen werben wollen, kompromisslos. Aber in dieser Debatte wird manchmal gar nicht mehr berücksichtigt, dass es um ungeborenes menschliches Leben geht."

(Kleine Anmerkung am Rande: Manchmal wird auch nicht berücksichtigt, dass es zudem um ein bereits geborenes menschliches Leben geht – das der Frau nämlich – aber naja ...)

Spahn will deshalb nichts an der Gesetzeslage ändern und den Paragrafen 219a beibehalten, der die sogenannte "Werbung" für Abtreibungen verbietet. Ein Schwangerschaftsabbruch sei nun mal kein medizinischer Eingriff wie jeder andere, stellte er klar.

Parallele zum "Smarties-Vergleich"

Offenbar hat sich Spahns Frauenbild in den vergangenen fünf Jahren also nicht wirklich weiterentwickelt. Damals, 2013, argumentierte er "die Pille danach ist kein Smartie", deshalb müsse sie rezeptpflichtig sein. Dafür wurde er scharf kritisiert. Denn er unterstellte damit implizit, dass sich Frauen die Entscheidung, eine Schwangerschaft abzuwenden, leicht machen würden – wären da nicht Politiker, die aufpassen.

Seine aktuellen Äußerungen schlagen in dieselbe Kerbe. Denn wer fürchtet, dass in dieser Debatte nicht berücksichtigt werden könnte, dass es um "ungeborenes menschliches Leben" geht, vergisst dabei komplett die betroffenen Frauen. SIE werden das ungeborene Leben in ihrem Bauch IMMER spüren und berücksichtigen. Deshalb wird auch ein besserer Zugang zu Informationen niemals die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch erleichtern. 

Das kann Spahn natürlich nicht wissen, weil er denkt, Frauen würden die Pille danach wie Smarties konsumieren, wenn man sie ließe. Insofern wirken seine Bedenken aus seiner Sicht fast schon wieder nachvollziehbar (wir wissen ja nicht, mit wem er so spricht). Es wäre nur langsam mal an der Zeit, "seine Sicht" einem Realitätscheck zu unterziehen ...

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