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Expertenbericht: So schadet der Klimawandel unserer Gesundheit schon heute

Expertenbericht: So schadet der Klimawandel unserer Gesundheit schon heute
© metamorworks / Shutterstock
Atemwegserkrankungen, Infektionen, Herzinfarkte: Ein internationales Expertenteam warnt vor den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels.

"Gesunde Menschen kann es nur auf einem gesunden Planeten geben"

"Gesunde Menschen kann es nur auf einem gesunden Planeten geben. Und diese Gesundheit ist bedroht durch die Klimakrise", sagte Sylvia Hartmann Ende Oktober im "Deutschlandfunk". Die Berliner Medizinstudentin ist im Vorstand der "Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit" und machte klar: 

Es geht nicht nur darum, unser Klima zu schützen, sondern auch uns selbst zu schützen. Uns selbst vor den ganzen Krankheiten, die auf uns zukommen werden, aber auch den Schaden, den wir jetzt schon nehmen, über den wir aber nicht sprechen.

Auch TV-Arzt Dr. Eckhart von Hirschhausen sieht in der Umweltverschmutzung und dem Klimawandel eines der drängendsten Probleme der heutigen Medizin: „Vor der größten Gesundheitsgefahr haben wir bisher die Augen verschlossen, nämlich: Die ganze Hochleistungsmedizin kann keine saubere Luft schaffen, die kann kein plastikfreies Wasser herstellen und sie kann auch nicht für Millionen Menschen sorgen, wenn es unerträglich heiß wird.“

Nun bestätigt der Jahresbericht des Klimaforschungsprojekts „The Lancet Countdown“ diese Einschätzungen: Der Klimawandel bedrohe die Gesundheit von Menschen überall auf der Welt, also auch bei uns. Das internationale Team besteht aus 120 Expert*innen von 35 verschiedenen Institutionen, darunter die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Weltbank und mehrere Universitäten. Die Erderwärmung wird auch bei uns zu vielen Toten führen, so die Forscher*innen. Es sei denn, es gelingt uns, die Erderwärmung schnell zu begrenzen.

Krankheitserreger breiten sich aus

So begünstigen höhere Temperaturen die Ausbreitung von Krankheitserregern. Zum Beispiel vermehrten sich Vibrionen in der warmen Ostsee immer schneller, im Hitzesommer 2018 wurden so viele Bakterien nachgewiesen wie noch nie. Einzelne Menschen sind nach einem Bad in der Ostsee bereits an der Infektion gestorben. Außerdem wurde im September ein erster Fall bekannt, wonach sich ein Mensch in Deutschland mit dem West-Nil-Virus infiziert hat – ein Krankheitserreger, der vor Kurzem noch auf tropische Regionen der Erde beschränkt war.

Außerdem habe es in Europa auch schon "punktuelle Ausbrüche von tropischen Infektionserkrankungen, wie Dengue- oder Chikungunyafieber gegeben", wird Alina Herrmann vom Heidelberger Institut für Global Health bei "Spiegel Online" zitiert, die an dem "Lancet"-Bericht beteiligt war.

Turbulenzen im Flug nehmen zu

Die Hitze fordert immer mehr Todesopfer

Lebensbedrohlich seien auch die extremer werdenden Hitzeperioden im Sommer, weil sie Herzinfarkt und Hitzeschlag begünstigen. Wenn man etwa die Daten des Augsburger Herzinfarktregisters der letzten Jahre auswerte, sehe man einen Zusammenhang zwischen der Hitze und mehr Herzinfarkten, so Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München bei "Deutschlandfunk Kultur".

Die Autor*innen des Jahresberichts betonen: "Die höchsten je aufgezeichneten Temperaturen in Westeuropa und die Brände in Sibirien, Australien und Kalifornien verursachten Asthma, Infektionen der Atemwege und Hitzeschläge. Die Wasserspiegel der Meere steigen in einer zunehmend alarmierenden Geschwindigkeit."

Das Forscherteam ruft die internationale Staatengemeinde dringend dazu auf, die 2015 in Paris festgelegten Klimaziele einzuhalten – und die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.

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