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Abstruses Job-Training für Frauen: "Weibliche Gehirne sind wie Pfannkuchen..."

Ernst & Young: Training für Frauen in der Männerwelt
© SFIO CRACHO / Shutterstock
Wie geht man am besten mit Männern um? Tja, das ist nicht immer einfach. Dachte sich zumindest Ernst & Young. Das Unternehmen soll daher ein Training für Frauen gegeben haben – um zu lernen, wie sie sich im Job bitte zu verhalten haben.

Wie verhält man sich am Arbeitsplatz – als Frau? Freundlich, aber nicht zu schrill, adrett gekleidet, frisch manikürt und frisiert – wer diese Verhaltensempfehlungen liest, fühlt sich in die 50er Jahre versetzt. Vor Augen hat man ein Frauchen hinter dem Herd, das sich erst einmal an die aufregende und vor allem männlich getriebene Arbeitswelt da draußen gewöhnen muss.

Tja, normalerweise wären solche historischen Ratschläge für Frauen ja amüsant. Nur leider stammen diese aus dem Jahr 2018! Ernst & Young soll im Juni 2018 ein entsprechendes Training für seine Mitarbeiterinnen angeboten haben. Wie HuffPost ursprünglich berichtete, soll Frauen in anderthalb Tagen und einer 55-seitigen Präsentation eingetrichtert worden sein, wie sie sich in einem männlich dominierten Arbeitsfeld zu verhalten hätten. Der Zeitung lag entsprechende Präsentation vor. 

Sexismus-Schulung für Frauen in der Männerwelt

Die Auszüge sind so abstrus, dass man kaum weiß, ob man lachen oder weinen soll. Am schönsten finden wir den Hinweis auf die Unterschiede der Gehirne zwischen Männlein und Weiblein, der natürlich möglichst einfach und mithilfe eines Themas beschrieben wird, mit dem Frauen sich schließlich auskennen: Dem Backen. Aber lest selbst:

Das Gehirn der Frau absorbiert Informationen wie Pfannkuchen Syrup aufsaugen, weshalb es ihnen schwer fällt, zu fokussieren. Männliche Gehirne sind mehr wie Waffeln. Sie können sich besser konzentrieren, denn sie sammeln Informationen in einzelnen Waffel-Quadraten.

Ähm, wie bitte?! Nichts gegen Pfannkuchen, aber diesen Vergleich können wir nun nicht wirklich gut nachvollziehen. Vielleicht sind wir aber auch nur überfordert mit der Menge an Informationen, die wir in diesem Zitat aufsaugen müssen. 

Ferner sollen Frauen ihren Körper nicht zur Schau stellen, damit Männer und Frauen gar nicht erst auf sexuelle Gedanken kommen würden. Trotzdem sollten sie "Fitness und Wellness" signalisieren. 

Ernst & Young-Vorsitzende äußert sich

Mittlerweile hat das Unternehmen Stellung bezogen. Ernst & Young US-Vorsitzende Kelly Grier. In einem Video, das ebenfalls der HuffPost vorliegt, gibt sie zu, dass "Fehler gemacht wurden". Sie selbst wäre nicht an der Position, an der sie heute ist, hätte sie die Ratschläge des Videos befolgt. Trotzdem räumte sie ein, dass weniger als ein Prozent der Mitarbeiterinnen des Unternehmens überhaupt an dem Programm teilgenommen hätten. Zuletzt kritisiert Grier die Medien und ihre partielle Berichterstattung aus dem Training. 

Die gesamte Präsentation liegt uns nicht vor. Wir können uns jedoch nur schwer vorstellen, wie die beschriebenen Passagen in einem anderen Zusammenhang weniger diskriminierend wirken sollen.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Dass ein klischeebelastetes Training für Frauen im Umgang mit Männern eine derartige Medienresonanz verursacht, zeigt zumindest, dass die Sensibilisierung für Gleichberechtigung in der Gesellschaft weiter steigt.

Sexismus findet noch immer statt. Das beweisen sexistische Kampagnen von True Fruits, der Bundesregierung und abstruse Jobanzeigen immer wieder.

mjd

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