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"Sie hat mutig gehandelt": Wer ist Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete?

Carola Rackete: Wer sie ist und was sie tat
Der Hausarrest für Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete in Italien sorgt weltweit für Aufruhr. Wer ist die Frau, die sich für die Rettung von Menschenleben und damit bewusst gegen Regierungsanweisungen entschied? Im Video lernt ihr sie besser kennen!

Noch vor wenigen Tagen war Carola Rackete aus Hambühren noch recht unbekannt. Dann legte die 31-jährige Kapitänin der Seenotrettungsorganisation "Sea-Watch" am Samstagabend im Hafen von Lampedusa an. Damit widersetzte sie sich dem eindeutigen Verbot der italienischen Regierung. Nun steht Rackete unter Arrest– und ihr Name ist in aller Munde.

Denn was der Sea-Watch-Kapitänin vorgeworfen wird, ist für andere eine Heldentat. An Bord ihres Schiffes befanden sich 40 Migranten in kritischem Zustand, die die Besatzung vor der Küste Lybiens aus dem Wasser gerettet hatte. Sie konnten das Schiff mittlerweile verlassen. Gegen Carola Rackete soll hingegen wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung, Verletzung des Seerechts und Widerstand gegen die Staatsgewalt ermittelt werden.

DerArrest der Sea-Watch-Kapitänin schlägt derzeit weite Wellen. Nicht nur Seenotretter, auch Politiker und Prominente kämpfen für die Freilassung von Carola Rackete. Wer ist die Frau, die sich für die Moral, die Rettung von Menschenleben, und damit bewusst gegen die Regierungsanweisungen entschied?

Wer ist Carola Rackete?

"Zielstrebig und analytisch", sind Worte, die Eckehart Rackete (74) gegenüber "Focus" nutzt, um seine Tochter zu beschreiben. Er habe sie als Oberstleutnant selbst gerne in seiner Raketenforschungsabteilung gehabt.

Laut Angaben des Vaters soll Carola Rackete spontan zur Rettungsaktion in Italien abgereist sein. Sie sei gerade erst von einem Naturpark-Projekt in Schottland zurückgekehrt, als Sea-Watch sich meldete. Daraufhin schien Rackete keine Zweifel zu haben – noch am selben Tag flog sie nach Malta weiter, um als Kapitänin die "Sea-Watch 3" zu unterstützen.

Sie stand an Bord unter erheblichem Druck

Bereits seit drei Jahren war die junge Frau immer wieder für "Sea-Watch" im Einsatz. Davor studierte sie Nautik und Naturschutzmanagement, reiste auf zahlreichen Forschungsschiffen unter anderem für Greenpeace auf See. 2016, mit gerade einmal Ende 20, entschloss sie sich, nicht nur Meere, sondern auch Menschen zu retten. Für "Sea-Watch" arbeitete sie als Offizierin, Schiffsführerin, Kapitänin.

Carola Rackete ist also keinesfalls unerfahren. Mit 31 Jahren trug sie nun jedoch die Verantwortung für ein Schiff mitsamt 40 Menschen in kritischem Gesundheitszustand alleine. Zwar stand sie laut Sea-Watch-Pressesprecher Chris Grodotzki stets in Kontakt mit den Kollegen, "als Kapitänin der Sea-Watch 3 lag die endgültige Entscheidung über das Einlaufen in den Hafen jedoch bei ihr", erklärte Grodotzki gegenüber Brigitte.de: "Nichtsdestotrotz stand sie natürlich, aufgrund der 16 Tage verweigerten Zuweisung des mandatorischen sicheren Hafens, und des bereits 60 Stunden andauernden Notstandes an Bord unter erheblichem Druck."

Nachdem die Situation an Bord der Sea-Watch 3 endgültig zu eskalieren drohte – die Besatzung fürchtete Suizide – behielt Rackete trotzdem einen kühlen Kopf. Und handelte.

"Ich hatte Angst", soll Rackete laut "Augsburger Allgemeine“ über ihre Anwälte geäußert haben.

In einer Video-Botschaft von "Sea-Watch" ist von Unsicherheit bei der natürlichen Frau keine Spur. Sie spricht klar und entschieden, schaut eindringlich in die Kamera. Dabei hatte sie in diesem Moment mit einem schweren Konflikt zu kämpfen: Die Konsequenzen für die Rettung dutzender Menschen musste sie selbst tragen. 

In ihren abschließenden Worten wird Pragmatismus deutlich: "Obwohl die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung gegen mich eingeleitet hat, hat sie auch gleichzeitig bekannt gegeben, dass sie uns nicht helfen wird, die Geretteten von Bord zu holen. (…) Deswegen habe ich mich jetzt entschlossen, selbstständig im Hafen anzulegen", äußerte sich die junge Frau, ungeschminkt, mit Dreadlocks, in einem dunklen Raum sitzend, in einer Video-Aufnahme, die "Sea-Watch" veröffentlichte. Sie wirkt klar.

Diese Ruhe scheint Rackete von ihrem Vater zu haben: "Ich traue Carola viel zu. Warum soll ich also in Panik verfallen?", sagte dieser abermals im Interview mit Focus. 

Am Montagnachmittag wurde sie einem italienischen Ermittlungsrichter vorgeführt, aktuell steht die Kapitänin weiter unter Hausarrest. Eine Entscheidung über einen Haftbefehl soll am Dienstagnachmittag fallen.

"Da Carolas Einsatz in voller Übereinstimmung mit internationalem Recht, dem Seerecht, der Europäischen Menschenrechtskonvention und der italienischen Verfassung stand, erwarten wir eine baldige Freilassung und eine Einstellung der Verfahren", zeigt "Sea-Watch" sich positiv. "Sie hat vorbildlich und mutig gehandelt, wir sind stolz sie als Kapitänin unseres Schiffes zu haben", betont Grodotzki gegenüber Brigitte.de.

Was am meisten über Carola Rackete aussagt, sind jedoch ihre eigenen ersten Worte aus dem Arrest, die ihr Team von "Sea-Watch" twitterte:

Sind sie jetzt an Land?

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mjd

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