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Das BRIGITTE LIVE Interview "Gleichberechtigung ist ein Gradmesser für Demokratie"

Außenministerin Annalena Baerbock im BRIGITTE LIVE 2023
BRIGITTE Live: Annalena Baerbock im BRIGITTE-Gespräch
Feministische Außenpolitik: Zwei Worte, die polarisieren, obwohl diese Art von Politik doch längst selbstverständlich sein sollte. Im BRIGITTE Talk sprach Außenpolitikerin Annalena Baerbock unter anderem über die Wichtigkeit feministischer Ansätze; Gleichberechtigung sei ein "Gradmesser für Demokratie", so die Grünen-Politikerin.

Im Rahmen der Gesprächsreihe BRIGITTE LIVE begrüßten BRIGITTE-Chefredakteurin Brigitte Huber und Chefreporterin Meike Dinklage am Donnerstag, 12. Oktober 2023, Außenministerin Annalena Baerbock zur Amts-Halbzeitbilanz. Das Video zum Talk kannst du dir oben ansehen. Wir verraten dir in unserer Zusammenfassung aber bereits, warum feministische Außenpolitik laut Annalena Baerbock der richtige Weg ist.

Warum feministische Außenpolitik wichtig ist

Die Frage von Gleichberechtigung sei auf der ganzen Welt eine der zentralen Fragen, so Annalena Baerbock im BRIGITTE Talk. Denn wenn "man auf der ganzen Welt, die Hälfte der Bevölkerung unterdrückt oder ausgrenzt oder vom Arbeitsmarkt fern hält, dann hat man auch nur die Hälfte der Kraft eines Landes." In vielen Ländern der Welt würde der Ansatz feministischer Außenpolitik ebenfalls gelebt, teilweise lediglich unter einem anderen Begriff. Dass das Thema so stark diskutiert würde, empfindet Baerbock als positiv: "Ich habe noch nie vor so vielen Kameras gestanden, obwohl es ja auch andere Krisensituationen gegeben hat", so die Grünen-Politikerin – und das sei auch gut so. Es werde nun viel mehr diskutiert, was man im Bereich feministischer Außenpolitik und feministischer Entwicklungspolitik ändern und besser machen könne. Eine feministische Außenpolitik könne Gesprächskanäle öffnen und ein Netzwerk schaffen. 

"Wenn man Strukturen ändern will, gibt es immer erstmal Gegenwind"

Manche Strukturen müssten sich ändern oder aufgegeben werden, damit Frauen dabei sein können, so Baerbock. Etliche andere Akteur:innen würden mitmachen wollen, weil "es eben nicht nur um Frauenrechte geht, nicht nur um Gleichberechtigung in Gesellschaften", es gehe auch um Machtfragen oder die Ressourcenverteilung in Ländern. Die Bewegung wachse und es kämen immer mehr Länder dazu. "Ich war vor ein paar Wochen in New York bei der Generalversammlung der vereinten Nationen", so Baerbock. Dort habe es auch ein Treffen aller weiblichen Außenministerinnen weltweit gegeben, aus der Mongolei, Ruanda, aus Lateinamerika, alle in einem Raum. Das eröffne ganz neue Gespräche. Klare Haltungen von Frauen in der Politik könnten sehr viel bewegen, so die Regierungspolitikerin. Es ginge aber nicht darum, Männer komplett auszuschließen. "Auch in der feministischen Außenpolitik-Gruppe gibt es die Länder mit männlichen Außenministern, die eine feministische Außenpolitik verfolgen. Die machen da auch mit".

Sind Sie eine Feministn, Frau Baerbock?

Auf die Frage, ob sie selbst eine Feministin sei, erwidert Baerbock: "'Bin ich eine Feministin?' ist für mich eine andere Frage als 'Finde ich Feminismus wichtig?'" Gleichberechtigung sei für sie aber ein sehr wichtiges Thema und sie sehe, dass ein Umdenken stattfinde. "Meine Erfahrung ist, dass quer durch die Bank bei allen das Thema wichtiger geworden ist", so die Grünen-Politikerin. Man könne den Zustand eines Landes oft daran messen, wie die Frauenrechte im Land seien. Gleichberechtigung sei ein "Gradmesser für Demokratie". Auch in Deutschland müsse in dem Bereich noch einiges passieren.

Sexismus ist weiterhin Alltag für Frauen

Manches, das sie als Frau erlebe, würden andere Frauen auch erleben – sie bekomme oft Briefe von Frauen, die Ähnliches erleben, wie das, was sie öffentlich thematisiere. Das gebe ihr Kraft und zeige, dass noch etwas passieren müsse. Frauen würden öfter angegriffen, weil sie das falsche Argument oder die falsche Haltung haben, die Stimme zu schrill sei oder das Outfit unpassend, so Baerbock. In Deutschland sei aber auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. oft ein Thema. "Als ich meine Kanzlerkandidatur hatte, wurde ich von einigen gefragt, ob man mit kleinen Kindern eigentlich diesen Job machen kann – und ob man als Frau und Mutter diesen Job machen kann und ich fand damals die Frage schon sehr befremdlich", so Baerbock. Eine andere Außenpolitikerin habe ihr gesagt, dass sie trotz ihrer vier Kinder in ihrer gesamten politischen Laufbahn nie auf so etwas angesprochen worden wäre. Sexistische Bemerkungen und Drohungen seien der Alltag vieler Frauen "in allen gesellschaftlichen Schichten und in allen Berufsgruppen und in allen Ländern auf dieser Welt". Deswegen sei es so wichtig, weiter darüber zu reden. Und genau das hat sie im BRIGITTE LIVE getan.

lkl Brigitte

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