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Vegane Ernährung Wenn ihr wirklich Tierfreunde seid, macht euch auch keine Käsestulle!

Tierfreunde sollten keinen Käse essen: Kuh
Damit die Menschen die Milch einer Kuh genießen können, müssen sie das Kalb schon früh von seiner Mutter trennen
© Gualberto Becerra / Shutterstock
Kaum ein Thema spaltet die Menschen am Esstisch mehr als die eigene Ernährung. Veganer:innen setzen sich für die Rechte und Gefühle von Tieren ein, während Fleischessende die Augen schließen und genüsslich in ihren Cheeseburger beißen. Unsere Autorin illustriert ihre Meinung dazu am Grauen der Industrie.

"Ich könnte ja nicht vegan leben!" – das ist ein Satz, den Veganer:innen häufiger hören. Von Fleischessenden oder Vegetarier:innen. Eigentlich von allen, die sich nicht vegan ernähren. Oft fragen diese Menschen mich, wie ich das schaffen würde – sie könnten das nicht. Dann muss ich an die grausamen Qualen denken, die sogenannte Nutztiere jeden Tag durchleben und werde traurig.

Niedergeschlagen, weil die Schicksale der Tiere in der Industrie kein Geheimnis sind. Dennoch verschließen so viele Menschen die Augen davor. Ich würde solchen Menschen gerne Videos und Bilder zeigen von Küken, die bei lebendigem Leib geschreddert werden. Oder von Mutterkühen, die nach ihren Babys schreien, weil diese ihnen weggenommen wurden und sich schon auf dem Weg zum Schlachter befinden. Oder von verletzten Schweinen, die eng auf eng stehend unter Schmerzen auf ihren Tod warten.

Doch das will niemand hören. Und das lässt mich resignieren. Es macht mich mutlos. Denn tagtäglich leiden Millionen von Tieren und so viele Menschen, die das wissen, tun nichts dagegen.

Tierquälerei gibt es nur bei "Haustieren"?

Ich frage mich, warum Menschen so grausam sind und sich selbst über andere Lebewesen stellen – und diese dann auch noch quälen. Wie kann man kein Mitgefühl bei Videos haben, in denen Kühe gequält werden, aber sobald es sich um eine ausgesetzte Babykatze handelt laut aufschreien? Letzteres sei Tierquälerei, bei Nutztieren sei das anders.

Wie skrupellos muss man sein, sich wissentlich auf die Tötung von Millionen Tieren einzulassen, nur um ein Stück Fleisch zu essen oder ein Glas Milch zu trinken? Berührt es diese Menschen überhaupt, Geschichten wie die von Carla zu hören? Sie ist das perfekte Beispiel für das Grauen der Industrie.

Qualen direkt nach der Geburt

Carla kam in einem dunklen, schmutzigen und kalten Stall zur Welt. Es stank fürchterlich nach Kot und Urin und es war eng. Nach wenigen Tagen wurde sie von ihrer Mutter getrennt. Sie hatte Glück im Unglück: Während die Bullenkälbchen zum Schlachter gebracht wurden, kam sie in einen Einzelstall. Tagelang weinten Mutter und Kind nach einander.

Nach ein paar Monaten – als Carla gewachsen und geschlechtsreif war – wurde sie künstlich besamt, sie wurde trächtig. Mit allen anderen trächtigen Kühen fand sie sich in jenem Stall wieder, in dem auch sie das Licht der Welt erblickt hatte.

Das normale Leben einer Milchkuh

Normalerweise hätte Carla nun ein Kalb bekommen, das ihr weggenommen worden wäre, damit ihre Milch mit einer Melkmaschine für Menschen hätte abgesaugt werden können. Die Melkmaschine hätte ihr Verletzungen am Euter zugefügt, der gespaltene Boden ihre Klauen und Beine angegriffen und der wenige Platz, die Dunkelheit sowie der Gestank im Stall ihr Wohlbefinden ruiniert.

Über allem hätte der immer wiederkehrende Prozess einer künstlichen Besamung, der Geburten und der Trennung von ihren Kälbern gestanden. Bis Carla eines Tages wegen zu geringer Milchleistung aussortiert und geschlachtet worden wäre. Vielleicht mit fünf oder sechs Jahren – wahrscheinlich sogar schon früher.

Totes Kalb im Mutterleib

Doch es kam anders: Carla brachte kein Kalb zur Welt. Ohne dass der Landwirt sich darum kümmerte und eine Nachsorge machte, verblieb das tote Kalb in ihrem Mutterleib. Fieber und andere Abwehrreaktionen von Carlas Körper ignorierte der Landwirt. Er schob sie auf andere Krankheiten, ließ aber keinen Tierarzt kommen.

Als Carlas Körper vor Entzündungen schon ganz zerfressen und das Kalb in ihrem Bauch bereits mumifiziert war, sortierte der Landwirt sie aus. Ihre Milchleistung hatte nachgelassen, weil ihr geschwächter Körper dazu keine Kraft mehr hatte.

Keine Rettung für Carla

Carla kam zu einem Viehhändler. Von dort sollte sie an einen Schlachter weiterverkauft werden. Eine Tierschützerin rettete sie vor ihrem Tod, nur um wenige Tage später festzustellen, dass Carla nicht mehr zu retten war. Sie aß nichts bis wenig und konnte kaum stehen. Untersuchungen zeigten: In Carla verweste ihr Kalb. Der Kadaver hatte ihren Körper vergiftet. Es gab nichts mehr, was Tierärzte und Tierschützer für die junge Kuh hätten tun können. Carla wurde nur zwei Jahre alt.

Bis heute ist nicht geklärt, wie so etwas passieren konnte. Das Problem: Carla ist kein Einzelfall. Wenige Wochen später passierte exakt dasselbe. Wieder hatte eine Kuh unfassbare Qualen erlitten, weil ihr totes Kalb in ihrem Körper verblieben war und der Landwirt ihr nicht geholfen hatte.

Unterstützung für so eine Industrie?

Ich frage mich, wie man guten Gewissens eine solche Industrie unterstützen kann. Warum verschließen Menschen ihre Augen davor? Die meisten schauen sich Videos und Bilder von gequälten "Nutztieren" nicht an. Sie sagen: "Ich kann sowas nicht sehen" oder "Das macht mich traurig", weil sie es nicht ertragen, Zeuge dieses Elends zu werden. Aber genau das ist der Punkt. Wenn man von den Qualen der Tiere weiß und sich Videos und Bilder davon nicht ansehen kann, weil es zu traumatisch ist, warum versucht man dann nicht aktiv, etwas an der Situation zu ändern?

Da reicht eine einfache Ernährungsumstellung: Der Verzicht auf Kuhmilch, Käse, Joghurt und andere Milchprodukte. Damit keine Kuh mehr dieses Leid erfahren muss. Veganes Leben ist schon lange kein Verzicht mehr, sondern bloß ein Umstieg auf vegane Alternativen. Eine Umstellung, damit Tiere nicht mehr leiden müssen, damit nie wieder eine Kuh wie Carla leidet und damit kein Bullenkalb mehr in den ersten Wochen seines Lebens sterben muss – und das für einen Preis von etwa 10 Euro.

10 Euro für ein Leben. Kein Mensch würde sein Neugeborenes für 10 Euro hergeben. Es ist abartig, dass wir so etwas mit Kühen machen, nur um an ihre Milch zu kommen. Ich finde, wer um das Leid der Tiere weiß und trotzdem noch genüsslich in ein Käsebrötchen beißen kann, ist gefühlskalt.

Wer Tieren wie Carla noch über die vegane Ernährung hinaus helfen möchte, kann eine Patenschaft auf einem Lebenshof übernehmen. Beim "Lebenshof Wilde Hilde" ist das beispielsweise schon ab 5 Euro im Monat möglich – 5 Euro, die ein leidfreies, artgerechtes Leben sichern. Alle Infos dazu gibt es hier.

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei stern.de.

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