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Falsche Handhabung der Menstruationstasse: Mutter verliert Füße und Finger

Menstruationstasse: Frau erleidet toxischen Schock - Frau hält Menstruationstasse in ihrer Hand
© Everclever / Shutterstock
Die dreifache Mutter Sandrine Graneau (36) aus Frankreich ist aufgrund der falschen Handhabung einer Menstruationstasse am Toxischen Schocksyndrom erkrankt. Beide Füße und Finger mussten amputiert werden. Wie wir uns davor schützen können.

Menstruationstassen sind eine zunehmend beliebte Alternative zu etablierten Menstruationsartikeln wie Tampons und Binden, unter anderem, weil sie die Umwelt und unsere Geldbeutel schonen. Im Gegensatz zu Tampons und Binden saugen die Menstassen das Blut nicht auf, sondern die Flüssigkeit sammelt sich in der Tasse. Ist die Tasse voll, muss sie entleert und ausgespült werden. Laut vieler Herstellerangaben kann eine Menstruationstasse bis zu 12 Stunden in der Vagina verbleiben. Bei guter Pflege kann eine Menstruationstasse jahrelang verwendet werden.

Wie lange genau Sandrine Graneau ihr Menstruationstasse an jenem Tag trug, weiß sie nicht mehr, berichtet die französische Zeitung "Le Parisien". Dem Bericht zufolge ließ sie die Menstruationstasse zu lange in ihrer Vagina und erkrankte in der Folge am Toxischen Schocksyndrom, kurz TSS. 

Wie du das Toxische Schocksyndrom erkennen kannst

Beim Toxischen Schocksyndrom handelt es sich um eine Bakterienvergiftung, die lebensbedrohliche Folgen haben kann. Breitet sich das Bakterium Staphylococcus aureus in unserem Körper aus, zeigt sich dies zunächst durch Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Schwindel. Wird die Vergiftung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann es zu schwerem Kreislauf- und Organversagen kommen. 

Zu einer Ausbreitung der Bakterien kann es kommen, wenn Produkte wie Tampons oder auch Menstruationstassen zu lange im Körper liegen. Umgangssprachlich wird TSS darum auch "Tamponkrankheit" genannt. Das Risiko eines TSS entsteht allerdings nicht nur bei der Verwendung von Periodenprodukten. Das Robert Koch-Institut informiert hierzu: "TSS kann auch als Komplikation bei Frauen mit Diaphragma, im Wochenbett, mit infektiösem Abort sowie in der nicht geburtshilflichen gynäkologischen Chirurgie auftreten. Das TSS kann darüber hinausgehend von Hauterkrankungen, Verbrennungen, Insektenstichen, Varizella-Läsionen und chirurgischen Wunden unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit ausgehen".

Füße und Finger mussten amputiert werden

Bei Sandrine Graneau zeigte sich die Infektion zuerst durch Magenschmerzen und einen Blutdruckabfall. Im Krankenhaus wurde das Toxische Schocksyndrom diagnostiziert. Die Bakterien hatten sich von ihrem Unterleib aus in ihrem Blutkreis ausgebreitet. Drei Wochen lang musste die dreifache Mutter im April 2019 im Krankenhaus bleiben. Ihre Nieren, ihre Lunge und die Leber wurden durch die Bakterien geschädigt. Außerdem, so der Bericht, hatte die Infektion begonnen, das Gewebe in ihren Armen und Beinen zu zerstören. Um eine weitere Zerstörung ihrer Organe zu verhindern, entschieden die Ärzte, beide Füße und mehrere Finger zu amputieren. Inzwischen sind neun Monate vergangen und die Französin lernt in einer Reha das Laufen mit Prothesen. 

Wie wir uns vor dem Toxischen Schocksyndrom schützen können

Laut Sandrine Graneau gab es auf der Verpackung ihrer Menstruationstasse keine eindeutige Angabe zur maximalen Liegedauer. Der Bericht enthält keine ergänzenden Angaben zu ihrer hygienischen Handhabung des Produkts, die bei Periodenprodukten sehr wichtig ist und ebenfalls einen Einfluss auf eine mögliche Infektion mit Bakterien haben kann.

Selbstverständlich wollten wir aber genau wissen, wie wir uns bei der Verwendung von Menstruationstassen vor einer Infektion mit dem Toxischen Schocksyndrom schützen können. Grundsätzlich gilt:

  • Die Menstruationstasse sollte aus 100% medizinischem Silikon bestehen.
  • Sie sollte regelmäßig ausgeleert und richtig gereinigt werden, um Infektionen zu vermeiden.
  • Vor der ersten Anwendung während deiner Periode solltest du die Tasse desinfizieren.
  • Zum Desinfizieren legst du die Tasse für 5 bis 10 Minuten in kochendes Wasser, am besten in einem Schneebesen, denn so kann nichts schmelzen.

  • Vor dem Einführen und Entfernen von Periodenprodukte immer gründlich die Hände waschen.

Wir haben außerdem zwei Hersteller von Periodenprodukten um eine Einschätzung des Falls in Frankreich und ihre Tipps zur hygienischen Verwendung von Menstruationstassen gebeten. Dies sind ihre Antworten:

Ann-Sophie Claus, Gründerin von "The Female Company":

"Wir als Anbieter von Bio-Tampons, Bio-Slipeinlagen, Bio-Binden und der Menstruationstasse haben uns bei allen unserer Produkte viele Gedanken rund um TSS gemacht, sämtliche Studien durchforstet und mit Medizinern gesprochen. Unser Ziel ist es, sichere Produkte zu bieten und ganz besonders welche, bei denen man sich über die Inhaltsstoffe sicher sein kann. Zum Beispiel da unsere Bio-Baumwolle ohne Chemikalien und Pestizide angebaut wird. Nichtsdestotrotz: Die Anwendungshinweise bei der Menstruationstasse zu beachten, ist von großer Wichtigkeit. Besonders wichtig: Hände waschen und die Menstruationstasse regelmäßig leeren und auskochen. So lässt sich das Risiko zwar nicht vollständig aufheben – aber minimieren. Wer ganz sicher sein will, dem empfehlen wir auf Alternativen zur Menstruationstasse umzusteigen (z.B. auf Bio-Binden). Für vollständige Transparenz bieten wir auf unserer Webseite im ‘Vulva Mag’ haufenweise Artikel zum Thema und klären bei Instagram auf. Bei IGTV ist sogar ein Videointerview mit einer betroffenen Frau zu finden."

Cordelia Röders-Arnold, Head of Menstruation von "einhorn":

"Ganz elementar ist, dass sowohl bei der Verwendung von Tampons, als auch von Menstruationstassen auf eine sehr gute Hygiene geachtet werden muss. Vor jedem Einführen und Entfernen der Menstruationstasse müssen die Hände gründlich mit Seife gewaschen werden." 

Viele weitere Infos zu alternativen Periodenprodukten findest du hier: Tampons mit Plastik? Nie wieder! So geht nachhaltig menstruieren. Außerdem hier alle Infos über die Menstruationstasse.

Verwendete Quellen: leparisien.fr, Robert Koch-Institut, The Female Company, einhorn

mh

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