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Wenn der Tampon zum Verhängnis wird

Wenn der Tampon zum Verhängnis wird: Tampon Grafik
© Aleks Melnik / Shutterstock
Millionen Frauen nutzen Tampons während ihrer Periode. Eine Engländerin erlitt dadurch ein Toxisches Schocksyndrom. Welche Symptome deuten auf ein TSS hin?

Toxisches Schocksyndrom - der Fall

Mehr als eine Woche lang war Joanna Cartwright nicht ansprechbar. Sie lag im Koma - weil ein Tampon in ihrem Körper ein Toxisches Schocksyndrom (TSS) ausgelöst hatte. Die Mutter dreier Kinder aus dem englischen South Yorkshire hatte - wie Millionen anderer Frauen auf der Welt - während ihrer Periode Tampons benutzt. Eine Entscheidung, die ihr beinahe das Leben gekostet hätte, wie die britische Daily Mail berichtet.

Zunächst dachte die damals 24-Jährige an eine Grippe, doch als sie Atembeschwerden bekam und mehrfach das Bewusstsein verlor, brachten ihr Freund Steven und ihre Mutter sie ins Krankenhaus. Gerade noch rechtzeitig, wie die behandelnden Ärzte später sagten. Cartwrights Hautschichten lösten sich ab, die Hände schwollen an, sie verlor ihre Nägel und die Hälfte ihrer Haare. In der Notaufnahme waren ihre Organe bereits kurz davor zu versagen. An ihrem 25. Geburtstag wurde sie in ein künstliches Koma versetzt.

Schuld an der Infektion waren Bakterien, genauer gesagt das Bakterium Staphylococcus aureus und die von ihm produzierten Gifte, die durch den Tampon in den Körper gelangten. Das Toxische Schocksyndrom tritt zwar insgesamt sehr selten auf. Doch wenn, trifft es häufig Frauen und Mädchen, die während ihrer Monatsblutung stark saugfähige Tampons benutzen. Zu den Symptomen der Krankheit zählen hohes Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Schwindel, extrem niedriger Blutdruck, Muskelschmerzen und ein sonnenbrandähnlicher Hautausschlag.

Bei etwa einem Drittel aller Frauen befindet sich das eigentlich harmlose Bakterium ohnehin in geringer Menge in der Scheidenflora. Nur ein Prozent seiner Stämme produziert das Gift, das das Toxische Schocksyndrom auslöst. Dazu muss sich das Bakterium jedoch vermehren. Und das kann passieren, wenn ein mit Blut vollgesogener Tampon zu lange in der Scheide verbleibt - wie bei Joanna Cartwright.

Als die Britin nach acht Tagen aus dem Koma erwachte, folgte gleich der nächste Schreck: Sie konnte nicht mehr laufen und erkannte ihre Familie nicht wieder. Die Geburtstagskarten und Bilder an ihrem Krankenbett sagten ihr nichts, die Namen ihrer Kinder hatte sie vergessen. "Ich versuchte zu sprechen. Doch am Ende des Satzes wusste ich schon nicht mehr, wie er angefangen hatte", erzählt die heute 27-Jährige der Daily Mail. "Ich dachte sogar, mein Bruder sei mein Freund." Das Toxische Schocksyndrom hatte bei ihr zusätzlich eine Hirnhautentzündung ausgelöst.

Erst allmählich kehrte ihre Erinnerung zurück. Einige Lücken kann sie bis heute nicht füllen - etwa die ersten Schritte und Worte ihrer Tochter Scarlett oder Urlaubserlebnisse. In der ersten Zeit nach dem Krankenhaus zog ihr Vater zu Hause ein, um ihr zu helfen. Nach vielen Stunden intensiver Physiotherapie kann Joanna Cartwright zwar inzwischen wieder laufen, und auch ihre Haare und Nägel sind wieder gewachsen, doch die Erfahrung hat sie traumatisiert. "Ich weiß, dass Teile von mir nie mehr dieselben sein werden. Aber ich bin sehr glücklich, dass meine Töchter ihre Mutter noch haben."

Kurz gesagt: Was ist ein Toxisches Schocksyndrom?

Das Toxische Schocksyndrom (TSS) - umgangssprachlich auch als "Tamponkrankheit" bekannt - bezeichnet einen Komplex von Symptomen, der durch giftige Bakterien (meist: Staphylococcus aureus, seltener: Streptokokken) hervorgerufen wird und zu schwerem Kreislauf- und Organversagen führt. Vor allem mangelnde Hygiene beim Tamponwechsel und/oder eine zu lange Tragedauer können ein TSS auslösen. Aus diesem Grund haben die meisten Hersteller aufgehört, extrem saugfähige Tampons zu produzieren. Die Anzeichen ähneln denen einer Blutvergiftung.

Toxisches Schocksyndrom: Die Symptome im Überblick

  • Fieber (ab 39°C Körpertemperatur)
  • Blutdruckabfall (Folgen: Schwindelanfälle, Ohnmacht)
  • großflächiger Hautausschlag
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Muskelschmerzen
  • Herzrasen
  • sonnenbrandähnliche Hautrötungen, insbesondere an den Handflächen und Fußsohlen, sowie anschließende Hautschuppung
  • gerötete Schleimhäute
  • Nieren- und Leberschäden
  • im Extremfall ist ein Multiorganversagen möglich

Welche Ursachen hat das Toxische Schocksyndrom?

Im Prinzip kann jede Wunde den giftigen Bakterien als Eintrittspforte dienen. Die Staphylokokken können durch Hautwunden, Verbrennungen, Insektenstiche, Schleimbeutelentzündungen oder Operationswunden in den Körper eindringen. Auch eine Geburt kann TSS auslösen. In mehr als der Hälfte aller Fälle sind jedoch Frauen betroffen, die während der Periode Tampons benutzen.

Toxisches Schocksyndrom: Wie kann ich vorbeugen?

  • Vor dem Einführen des Tampons immer gründlich die Hände waschen.
  • Die kleinstmögliche Tampon-Größe für die persönliche Blutungsstärke benutzen.
  • Den Tampon häufig wechseln.
  • Über Nacht Binden statt Tampons verwenden.
  • Beim Einführen des Tampons einen Applikator zur Hilfe nehmen.
  • Auch ein Diaphragma sollte nicht länger als unbedingt nötig getragen werden.

Warum benutzen so viele Frauen einen Tampon?

Der Tampon (das Wort kommt aus dem Französischen und bedeutet "Bausch" oder "Pfropf") ist ein häufig genutztes Hygieneprodukt, das Frauen während ihrer Regelblutung mit dem Finger oder einem Applikator in die Vagina einführen. Er hat zwei für viele überzeugende Vorteile: Durch die Aufnahme des Menstruationssekrets dehnt sich der länglich gepresste Wattebausch aus, schmiegt sich an die Scheidenwände und sorgt so für einen hohen Tragekomfort - weil man ihn für gewöhnlich nicht spürt. Mit dem Rückholbändchen kann der Tampon aus der Scheide entfernt werden. Weil er Menstruationsblut bereits im Körper aufsaugt, kommt es nicht in Verbindung mit Sauerstoff - was unangenehme Gerüche vermeidet.

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