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Corona aktuell: Diese Rolle spielt Übergewicht als Risikofaktor

Corona aktuell: Übergewichtige Frau
© NakoPhotography / Shutterstock
Neue Untersuchungen zeigen, dass übergewichtige Covid-19-Patienten häufiger im Krankenhaus behandelt werden müssen und ein höheres Sterberisiko haben. Woran liegt das?

Noch immer stellt uns das Coronavirus vor viele Fragen. Was wir bisher über Risikopatienten wissen: Ältere Menschen sowie Personen mit Vorerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko dafür, dass eine Infektion bei Ihnen schwer verläuft. Nun kommt scheinbar noch eine Risikogruppe hinzu – laut der US-Gesundheitsbehörde CDC ist auch extremes Übergewicht (BMI über 40) ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf der Krankheit.

Übergewicht als Risikofaktor

Die CDC stützt sich dabei auf neue Untersuchungsdaten aus mehreren Ländern. Ärzte aus Großbritannien beispielsweise haben eine Studie veröffentlicht mit Daten von über 17.000 Corona-Betroffenen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die Untersuchung belegt, dass neben dem Alter und möglichen Vorerkrankungen auch Übergewicht das Risiko, an einer Infektion mit dem Coronavirus zu sterben, erhöht.

US-amerikanische Ärzte haben Ähnliches beobachtet: Die Daten ihrer Studie beziehen sich auf 4.100 Patient*innen aus New York. Dabei fiel auf, dass Betroffene mit einem BMI über 30 zum einen häufiger im Krankenhaus behandelt werden mussten als Betroffene mit einem geringeren BMI. Außerdem belegen die Daten, welche große Rolle Übergewicht beim Verlauf der Krankheit spielen kann. Denn Übergewicht sorgte sogar häufiger für einen schwerwiegenderen Verlauf als chronische Herz- und Atemwegserkrankungen.

Demnach hatten Patient*innen mit einem BMI zwischen 30 und 40 ein vierfach erhöhtes Risiko, wegen einer Coronainfektion ins Krankenhaus eingeliefert zu werden oder gar an der Krankheit zu versterben. Ein BMI ab 40 erhöhte das Risiko sogar um das Sechsfache.

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Risikofaktor Nummer eins: Immer noch das Alter

Lediglich das Alter hatte laut der US-Studie noch größere Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf als Übergewicht. Patienten ab 75 haben demnach ein mehr als 66-fach erhöhtes Risiko für eine schwerwiegende Infektion.

Auch eine kleine Untersuchung mit 124 Patient*innen aus Frankreich zeigt, welchen Risikofaktor Übergewicht bei Covid-19 darstellt: Laut der Studie mussten Infizierte mit Übergewicht häufiger beatmet werden.

Ursachen für einen schweren Krankheitsverlauf durch Übergewicht

Aber warum spielt Übergewicht so eine große Rolle für den Krankheitsverlauf von Covid-19? Experten haben dafür mehrere mögliche Erklärungen. Zum einen nimmt verstärktes Fettgewebe den Lungen wortwörtlich dem Raum zum Atmen: Das Fettgewebe drückt das Zwerchfell nach oben, was den Lungen weniger Platz lässt. Dadurch verringert sich das Lungenvolumen und die Atemwege werden enger, was das Atmen erschwert. Gerade Männer mit viel Bauchfett sind davon betroffen.

Dazu kommt, dass schwer übergewichtige Menschen ohnehin mehr Arbeit in ihre Atmung investieren müssen, damit sie ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Kommt es nun zu einer Lungenentzündung durch das Coronavirus, können die Lungen diese Atemarbeit kaum noch leisten und der Patient ist dann womöglich eher auf eine Beatmung angewiesen.

Es ist zudem bekannt, dass Übergewicht das Risiko für Infektionen erhöht. Das Immunsystem arbeitet nicht mehr optimal und wehrt Krankheitserreger schlechter ab. Gleichzeitig kann es auf diese Erreger extrem heftig reagieren – eine solche Überreaktion kann bei einer Coronainfektion gefährliche Folgen haben.

Entzündungsreaktionen durch Übergewicht

Britische Forscher des Imperial College London vermuten anhand einer Untersuchung außerdem, dass Übergewicht den sogenannten Zytokinsturm als schwerwiegende Komplikation von Covid-19 fördern kann. Beim Zytokinsturm schüttet der Körper vermehrt entzündungsfördernde Substanzen aus, was schlimmstenfalls zum Tod führen kann. 

Der Zusammenhang mit Übergewicht: Fettzellen produzieren bestimmte Botenstoffe, die Entzündungen im Körper verstärken können. Übergewichtige Menschen haben deshalb ein erhöhtes Risiko für eine sogenannte Metaflammation – eine chronische Entzündung. Diese wiederum verstärkt nicht nur das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle, sondern könnte auch einen Zytokinsturm nach sich ziehen.

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