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Kommunikationsfehler – von denen du immer dachtest, sie seien richtig

Kommunikationsfehler: Eine frustrierte Frau am Telefon
© Dean Drobot / Shutterstock
Kommunizieren liegt uns im Blut, schließlich sind wir Menschen?! Von wegen! Wir machen fast alle Kommunikationsfehler und viele halten wir auch noch für Best Practice. Wir räumen mit den häufigsten Irrtümern auf.

Kommunikation hat einen ganz einfachen, klaren Sinn: Wir nutzen sie, um mit anderen Menschen unsere Gedanken und Gefühle zu teilen. Leuchtet ein, oder?! 

Zwar haben schon zahlreiche Experten rauf- und runter analysiert, was alles stimmen muss, damit uns das gelingt (dabei entstand zum Beispiel das Modell mit Sender, Empfänger, Nachricht, Beziehungsebene, Sachebene usw.), aber die wichtigste Voraussetzung für eine funktionierende Kommunikation ist genauso einfach und klar wie ihr Sinn: Wir müssen unsere Gedanken und Gefühle selbst kennen!

Und damit sind wir auch schon bei ...

Kommunikationsfehler 1: Wir fangen an zu sprechen, ohne zu wissen, was wir sagen wollen.

Äh, ja also, ich finde ... und damit fängt's dann an! An sich klingt es wie das Selbstverständlichste von der Welt: Wer nichts zu sagen hat, hält die Klappe. Aber das musst du erstmal schaffen, wenn du in die erwartungsvollen Augen deines Gegenübers schaust oder in einer Diskussionsrunde sitzt, in der gefühlt jeder eine Portion Senf dazu zu geben hat.

Trotzdem sollten wir uns bemühen, dass wir diesen (und einen der häufigsten) Fehler vermeiden. Denn wenn wir ihn zu oft machen, kann sich das negativ auswirken und dazu führen, dass die Leute die Geduld mit uns verlieren oder uns nicht mehr ernst nehmen. Von daher lautet ...

Kommunikationsregel Nummer 1: Sei dir darüber im Klaren, was du kommunizieren willst.

Und ehe du irgendwas sagst – sag lieber nichts. Oder probier's doch mal mit Variante B: Ehrlichkeit! "Sorry, ich bin mir noch nicht ganz im Klaren darüber, was ich davon halte" oder "ich bin gerade sehr aufgewühlt und muss mich erstmal fangen" sind Sätze, die bisher noch von jedem verstanden wurden, der selbst etwas fühlen kann. Und das, obwohl so viele scheinbar unfähig sind, sie zu sagen.

Kommunikationsfehler 2: Wir bereiten unsere Antwort vor, während unser Gesprächspartner noch spricht.

Beliebte Strategie, insbesondere natürlich, um Fehler Numero Uno zu vermeiden – aber leider die totale Schnapsidee. Denn ratet mal: Während wir an unserer Antwort tüfteln, können wir gar nicht richtig wahrnehmen, was die anderen sagen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit entgeht uns dann zwangsläufig, was sie uns mitteilen wollen und worauf wir eigentlich reagieren. Und – Schwuppsdiwupps – reden wir aneinander vorbei. Ja, so schnell kann's gehen! Deshalb ...

Kommunikationsregel Nummer 2: Zuhören und dein Gegenüber aussprechen lassen.

Das ist nicht nur eine Frage von Respekt, Höflichkeit und Rücksichtnahme (wer wird schon gern unterbrochen?!), sondern auch Bedingung für einen erfolgreichen Austausch.

Kommunikationsfehler 3: Wir abstrahieren und verallgemeinern.

Man macht das oft automatisch, vor allem, wenn man unsicher ist, dass man Situationen nicht konkret benennt, sondern über Allgemeinplätze redet, weil man denkt, dass das dann professioneller wirkt ... Aber in Wahrheit klingt dieser Satz schon mega doof, oder? Wenn wir kommunizieren, geht nichts über konkrete Beispiele und unsere eigenen Gedanken und Gefühle! Sobald ich sage "deine Anmerkung während meiner Präsentation hat mich verunsichert, weil ...", ist das garantiert fünfmal so sinnvoll und zehnmal so wirksam wie "Kommentare bei einer Präsentation sind unangebracht".

Kommunikationsregel Nummer 3: Sprich über dich und sei möglichst konkret.

Vergiss "man" und "alle" – auf sich beziehen und verallgemeinern tun die meisten Menschen (und Empfänger) sowieso von ganz allein ... 

Kommunikationsfehler 4: Wir drücken uns besonders effizient aus.

Langer Rede, kurzer Sinn? Da hat aber jemand ein in unser aller Alltagspraxis aus einem speziellen Grund unvermeidbares und daher ständig auftretendes Phänomen außer Acht gelassen ... sparen wir uns den Rest, ihr ahnt sicher schon, worauf es hinausläuft: Vorzeitigkeit, Futur II, vorangestellte Relativsätze – so viele schöne Möglichkeiten, die unsere Grammatik uns bietet, die wir aber in der direkten Kommunikation mit anderen von vornherein knicken können. Kein Mensch versteht uns, wenn unsere Sprache klingt wie Kants Kritik der reinen Vernunft. Selbst wenn wir uns präzise und sehr prägnant ausdrücken – zu effiziente Formulierungen überfordern unseren Gesprächspartner, wenn nicht sogar uns.

Kommunikationsregel Nummer 4: Folge deiner natürlichen Intuition!

Niemand zählt, wie viele (oder wenige) Worte wir brauchen, um eine Botschaft zu formulieren. Unser Ziel in einem Gespräch ist, dass möglichst alles Gesagte beim Empfänger ankommt. Doch wenn in jedem Satz ein Maximum an Bedeutung steckt, schaltet er auf halber Strecke ab. Hauptsätze und eine chronologische Reihenfolge sind beim Kommunizieren unsere besten Freunde!

Kommunikationsfehler 5: Wir drücken uns besonders elo...querulant aus.

Wir müssen hier jetzt hoffentlich keine Fachtermini und Anglizismen aus dem Hut zaubern, damit ihr uns glaubt: Fremdwörter sind überschätzt! Klar, wenn wir uns mit den anderen Fachidioten aus unserer IT-Abteilung über SAP, Data und die Fehlermeldung beim Update installieren unterhalten, können und sollten wir die Begriffe auch benutzen. Aber wenn wir generell mit Fremdwörtern um uns schmeißen, kann das nicht nur abgehoben wirken, sondern unser Gegenüber stolpert dann früher oder später über einen Begriff wie über ein Trottoir und hört auf uns zu folgen. Außerdem ist es suboptimal, wenn wir uns dann in der Fremdwort-Schublade doch mal vergreifen ... Also:

Kommunikationsregel Nummer 5: Benutze gängige Wörter, deren Bedeutung du sicher kennst!

Das sind genug: Im Schnitt haben wir ohne Fremdwörter einen Wortschatz von rund 10.000 Wörtern. Also wer da nichts findet ...

Kommunikationsfehler 6: Wir unterstellen unserem Gesprächspartner, dass er sich in uns hineinversetzt.

Ihr wisst schon, was wir meinen ... Häufigster Fehler in der Kommunikation ever, Ever, EVER! Wir machen ihn alle bestimmt einmal am Tag, ohne es zu merken. Als Menschen können wir kaum anders, als von uns auf andere zu schließen. Doch wir sollten zumindest im Hinterkopf behalten, dass unser Gegenüber anders denkt als wir, anders fühlt als wir und andere Erfahrungen in seinem Leben gemacht hat als wir. Und vor allem: Dass er uns keinerlei Anstrengung schuldig ist, unsere Gedanken zu erraten! Schließlich kommunizieren wir ja gerade, weil wir ihm uns mitteilen wollen. Und genau deshalb gilt zu guter Letzt auch ...

Kommunikationsregel Nummer 6: Kommuniziere offen und transparent!

Das kommt bei den meisten Menschen positiv an und bringt möglicherweise uns alle öfter und ohne Frust ans Ziel.

Das Schöne: Wenn wir einmal den Defekt in unserer Kommunikationsweise gefunden und ihn behoben haben, profitieren wir davon in allen Bereichen unseres Lebens: Beziehung, Karriere, Familie. Gerade wer im Management arbeitet, sollte prüfen, ob sich vielleicht ein regelmäßiges Coaching lohnen könnte. Denn neben Stress und Überlastung sind kommunikationsbedingte Konflikte am Arbeitsplatz ein häufiger Grund für ein Burnout.

Übrigens: Natürlich gibt es auch in der nonverbalen Kommunikation häufige Fehler, die als Ursache für Konflikte oder gescheiterte Kommunikation in Frage kommen. Hättest du zum Beispiel gedacht, dass du selbstbewusst auftreten kannst, indem du die richtige Körpersprache wählst?

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