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Winzer Berufsbild, Gehalt, Ausbildung

Winzer: Winzerin bei der Arbeit
© Iakov Filimonov / Shutterstock
Hier erfährst du alles, was du über den Beruf eines Winzers wissen musst — von der Ausbildung bis zur Bewerbung.

Inhaltsverzeichnis

Steckbrief: Winzer

Art der Ausbildung.

Duale Ausbildung im Weingut und in der Berufsschule

Ausbildungsdauer.

3 Jahre

Durchschnittsgehalt.

 1.600 - 1.800 Euro

Einstiegsgehalt.

 1.400 Euro

Das Berufsprofil:

An steilen Hängen, in sonniger Lage finden sich die Trauben, aus denen der beste Wein gemacht wird. Den Weg vom Hang zum Tropfen im Glas gestalten Winzer und Winzerinnen. Sie verbringen viel Zeit in den Rebstöcken und sorgen dafür, dass aus jeder Traube ein köstlicher Wein wird.

Dabei ist die Arbeit von Winzerinnen und Winzern eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit. Es gehört für sie dazu, bei Wind und Wetter draußen zu arbeiten, etwa um im Winter den Rebschnitt vorzunehmen. Dieser ist extrem wichtig, um den Ertrag des Jahres bestimmen zu können und im Fall der Fälle die einzelnen Reben in die richtige Bahn lenken zu können. Während des Jahres muss sich um den Schutz vor Befall gekümmert und sichergestellt werden, dass die richtige Menge an Früchten wächst. Wachsen zum Beispiel zu viele Trauben an einer Rebe, werden sie nicht süß genug.

Richtig körperlich anstrengend wird es dann während der Traubenlese. Im Spätsommer und Anfang Herbst packen alle an, um die Trauben zu ernten. Besonders für hochqualitative Weine der Auslese werden alle Trauben von Hand geerntet, wobei die Winzerinnen und Winzer auch die Unterstützung ihrer Azubis und von Freunden und Verwandten benötigen. Nur so können sie sicherstellen, dass nur gesunde, reife Trauben ausgewählt werden.

Weingüter, die weniger traditionell arbeiten, lassen die Weinlese durch Maschinen erledigen. Sie rütteln oben an den einzelnen Pflanzen und fangen unten die abfallenden Trauben auf. Abfallende Blätter und kleine Äste werden dann mit einem Gebläse aussortiert.

Doch bester Geschmack entsteht nicht nur am Hang. Nach der Weinlese werden die Trauben von Winzerinnen und Winzern hin und wieder noch mit dem Fuß, meistens aber mechanisch, gepresst. Jede Traube wird so aufgebrochen und der Traubensaft, auch Most genannt, entsteht. Ein Teil davon wird als Traubensaft verkauft, der Großteil davon wird aber in Fässern eingelagert. Dort gärt der Most dann zu Wein. Dabei wird Zucker zu Alkohol umgewandelt.

Die Qualität und der Geschmack des Weins werden dabei durch die Rebsorte und den Zucker- und Säuregehalt des Mosts bestimmt. Die Winzerinnen und Winzer messen darüber hinaus jeden Tag, welche Temperatur und welches Gewicht der Most in den Fässern hat. So können sie die Gärung kontrollieren und ausschließen, dass wilde Gärungen und Gärstockungen im Most stattfinden.

Auch im weiteren Verlauf der Veredelung muss der Wein stetig kontrolliert werden. Darunter fällt auch das regelmäßige Probieren. Denn am Ende wollen Winzerinnen und Winzer den für sie besten Geschmack treffen.

Schon in der Weinlese wird klar, dass Winzerinnen und Winzer unterschiedliche Produktionsweisen haben, die stark mit der internen Philosophie und dem Qualitätsanspruch zusammenhängen. Grob unterscheiden sich Weingüter in Masse und Klasse. Edle Weine werden in der Regel in kleineren Mengen, meist in traditionellen Produktionsweisen, hergestellt. Wird mehr auf Quantität gesetzt, werden schon im Winter die Reben anders behandelt und die Winzerinnen und Winzer setzen auf maschinelle Unterstützung. 

Neben der Produktion sind sie aber auch für die Vermarktung ihrer Weine zuständig. Das bedeutet zum Beispiel, auf Messen und Weinfesten vertreten zu sein.

Winzer und Winzerinnen können ihrer Tätigkeit nur da nachgehen, wo Weintrauben wachsen. Rebstöcke brauchen traditionell steile Hänge mit mineralischen Böden und wachsen eher im Süden Deutschlands. Die großen, traditionsreichen Weinanbauregionen sind daher:

  • Mosel
  • Reinhessen
  • Württemberg
  • Pfalz
  • Baden
  • Franken

In jeder Region sind die Böden und das Klima anders, weshalb dort teilweise andere Rebsorten wachsen, ganz sicher aber die Trauben von Weingut zu Weingut mit anderen Eigenschaften geerntet werden. Das hat einen großen Einfluss auf den Geschmack. Doch auch hier haben Winzerinnen und Winzer mit ihrem Handwerk die Chance, dem Wein ihre persönliche Note zu versetzten.

Vorteile Nachteile
  • komplexe, abwechslungsreiche Tätigkeit
  • körperlich anstrengend
  • eigene Liebe zum Wein wird der Beruf
  • saisonal stressig
  • traditionsreiche Arbeit mit vielen kreativen Möglichkeiten
  • bei Wind und Wetter draußen arbeiten

Wie wird man Winzer?

Winzer und Winzerinnen werden in einer dreijährigen dualen Ausbildung in ihren Beruf eingeführt. Dabei werden zwei Tage der Woche in der Berufsschule verbracht, der Rest der Arbeit findet auf dem Feld und im Betrieb statt. Regional unterscheidet es sich, ob die Azubis ihre komplette Lehre in einem Betrieb absolvieren oder jedes einzelne Lehrjahr in einem anderen Betrieb stattfindet. Vorteile bringen beide Ausbildungsvarianten - sei es das tiefe Durchdringen der Abläufe in einem Betrieb oder das Kennenlernen vieler verschiedener Abläufe und Philosophien von unterschiedlichen Winzerinnen und Winzern.

Alle eint, dass Winzerinnen und Winzer aus jeder Schulform kommen können. Etwa die Hälfte kommen dabei vom Gymnasium, die andere Hälfte ist gleichmäßig unter den anderen Schulformen aufgeteilt.

Haben sie es in die Ausbildung geschafft, sehen die Lehrinhalte für angehende Winzerinnen und Winzer wie folgt aus:

  • Herstellen von Wein
  • Sensorische Beurteilung
  • Arbeiten am Weinberg
  • Bodenkunde
  • Pflanzenkunde
  • Gärung und Most
  • Jungpflanzen setzen
  • Rebschnitt vornehmen
  • Unkraut und Schädlinge
  • Trauben- und Weinsorten
  • Vermarktung

Die Lehre ist allerdings nie richtig abgeschlossen. Die Ausbildung zum Winzer oder zur Winzerin ist vielmehr die Basis, auf der sie sich im Laufe ihres Berufsleben weiterentwickeln können. So verhält es sich beispielsweise mit der sensorischen Beurteilung von Wein. Geschmack ist trainierbar und noch wichtiger: erlernbar. Angehende Winzerinnen und Winzer lernen Geschmacksrichtungen und unterschiedliche Noten in der Ausbildung kennen. Mit diesem Grundgerüst gehen sie in den Beruf und müssen sich stetig weiterentwickeln, um bessere und komplexere Weine produzieren zu können.

Welche Fähigkeiten sollten Winzer mitbringen?

Die Arbeit im Weinberg, im Winzerkeller und im Verkauf fordert von Winzerinnen und Winzern viele Talente. Einige sind dabei offensichtlicher als andere:

  • Geschmackssinn
  • Handwerkliches Geschick
  • Technisches Verständnis
  • Kommunikationsgeschick
  • Sorgfalt
  • Verantwortungsbewusstsein

Am Ende ist das Wichtigste für Winzerinnen und Winzer: die absolute Hingabe zum Wein. Um den eigenen Wein zur Perfektion zu bringen braucht es die Akribie, die Menschen entwickeln, die für ihr Produkt und ihre Leidenschaft brennen. Mit dieser positiven Besessenheit ist es auch keine Arbeit mehr, ständig dazuzulernen und am perfekten Geschmack zu arbeiten.

Arbeitgeber: Wer sucht Winzer?

Für die meisten gelernten Winzerinnen und Winzer ist klar: Sie wollen Wein machen. Und das geht natürlich am besten auf den eigenen Flächen. Einige glückliche Erben kommen im Familienunternehmen unter. Doch nicht jeder Weinberg findet in der Familie seinen nächsten Winzer.

Möchten sich Winzerinnen und Winzer nicht selbstständig machen, können sie auch bei großen Betrieben angestellt werden. Hier kümmern sie sich dann nur um den Wein und müssen wenig im Marketing oder Vertrieb organisieren.

Neben der körperlichen Arbeit auf dem Weinberg sind Winzerinnen und Winzer auch in anderen Bereichen gefragt. Zum Beispiel in der Gastronomie, in Keltereien, aber auch im Fachhandel, wahlweise im Geschäft oder im Großhandel.

Gehalt: Was verdient Winzer?

In der Ausbildung zum Winzer und zur Winzerin bekommen sie ein über drei Jahre gestaffeltes Gehalt. Im ersten Lehrjahr beträgt es im Schnitt monatlich 550€, im zweiten beträgt es ca. 600€ und im letzten Lehrjahr verdienen angehende Winzer- und Winzerinnen ca. 700€.

Nach der abgeschlossenen Lehre gehen Winzerinnen und Winzer im Durchschnitt mit einem Gehalt von 1.600-1.800€ pro Monat nach Hause. Berufserfahrung und Weiterbildungen ermöglichen auch Spitzengehälter über 2.400€.

Einstieg: Aussichten von Winzern

Die Strukturen in den Weinregionen sind oft dörflich und familiär. Das führt dazu, dass beinah jeder jeden kennt und freie Stellen oft nicht ausgeschrieben werden. Ist man in einem Ort verankert oder hat dort seine Ausbildung absolviert, ergeben sich oft Möglichkeiten Arbeit zu finden.

Bewerbung: Womit punkten Winzer?

Die Begeisterung für Wein bringt Winzerinnen und Winzern im Bewerbungsgespräch besonders weit. Natürlich sind darüber hinaus auch handwerkliches Geschick, körperliche Belastbarkeit und Kommunikationstalent gefragt.

Natürlich hilft es, Erfahrungen auf dem Weinberg gemacht zu haben. Sei es im Rahmen eines Praktikums oder beim Helfen während der Weinlese. So können Bewerbende zeigen, dass sie wissen, auf welchen Beruf sie sich einlassen. Ehrliches Interesse, Lust und Begeisterung können im Gespräch aber auch einiges ausgleichen.

Karriere: Aufstiegschance für Winzer?

Wer seinen eigenen Betrieb führen möchte, dem wird dazu geraten, den Winzer- oder Winzerinnenmeister zu machen. Er verhilft Absolvierenden zu einem breiteren Wissen in der Betriebsführung und qualifiziert sie, selber auszubilden.

Der Meister ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit, sich als Winzerin oder Winzer nach der Ausbildung weiterzubilden. Auch die Weiterbildung zum Techniker oder zur Technikerin für Weinbau ist möglich. Daneben gibt es eine Bandbreite an Studiengängen rund um den Weinbau, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder auch in Richtung Agrarwirtschaft und Natur- und Landschaftspflege. Wen es eher in den Weinkeller zieht, der kann Weinküfermeister oder -meisterin werden. Sie sind auf die perfekte Gärung spezialisiert.

Winzerinnen: Welche Chancen haben Frauen im Weinbau?

Das Berufsbild ist nach wie vor von Männern geprägt. Der Verband Deutscher Prädikatsweine, VDP, verbindet, nach eigener Aussage, die besten Weingüter Deutschlands. Von den 200 dazugehörigen Weingütern werden nur 38 von Frauen geführt.

Doch in den vergangenen Jahren ist hier glücklicherweise ein Wandel zu erkennen. Immer mehr junge Winzerinnen treten die Ausbildung an und bereichern Weingüter mit ihrem Arbeitseifer und Know-how. Dabei zeigt sich vielen Männern schnell, dass das oft genannte Argument der körperlichen Arbeit kein Ausschlusskriterium ist, Winzerinnen einzustellen. In Österreich werden die Weinschulen mittlerweile zur Hälfte von Frauen besucht.

Arbeitsmarkt: Wie hat sich das Berufsfeld des Winzers entwickelt?

„Hat schon dein Großvater schlechten Wein gemacht, hat auch dein Vater schlechten Wein gemacht. Dann wirst auch du schlechten Wein machen.“

So sprach man bis vor kurzem im Volksmund an der Mosel über den Beruf des Winzers und der Winzerin. Die Produktionsweisen wurden von den Familienbetrieben als Geheimnisse gehütet und über die Generationen nicht verändert.

In den vergangenen Jahrzehnten, in Zeiten der Globalisierung, veränderte sich das massiv. Es ist normal für Azubis, mehrere Praktika zu machen und Erfahrungen im Ausland zu sammeln. International herrscht großer Austausch und der ermöglicht bessere Qualität und neue, kreative Produktionsformen. Dinge, die für Winzerinnen und Winzer früher undenkbar waren, werden ausprobiert und finden regen Anklang. Wie dem Anbauen mehrerer Rebsorten auf dem gleichen Hang, aus denen zusammen Wein produziert wird.

Neben den neuen Möglichkeiten und Kommunikationsstrukturen unter Winzerinnen und Winzern ist der Klimawandel das dominante Thema. Welchen Einfluss hat die Erderwärmung auf den Weinanbau? Welche Rebsorten pflanzen Winzer und Winzerinnen jetzt, wenn sie in 50 Jahren noch stehen sollen? Und wie gehen Winzer und Winzerinnen mit den extremeren Sommern, Dürre- und Starkregenperioden, um?

Ähnliche Berufe wie Winzer:

  • Weintechnologe oder -technologin
  • Sommelier
  • Landwirt oder Landwirtin
  • Weinküfer oder -küferin
  • Natur- und Landschaftspfleger oder -pflegerin

Quellen:

steuerklassen.com, bento.de, berufnet.arbeitsagentur.de, blog.millesima.de, planet-beurf.de, derstandard.de, proplanta.de

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