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Sparen mit kleinen Beträgen: "3 Euro? Das lohnt sich!"

Sparen mit kleinen Beträgen: "3 Euro? Das lohnt sich!": Frau stapelt Münzgeld
© New Africa / Shutterstock
Verzichtet auf den täglichen Coffee to go: ein guter Rat, findet BRIGITTE-Finanzexpertin Helma Sick. Warum und für wen, erklärt sie hier.

Wenn sich eine Frau jeden Tag einen Coffee to go für drei Euro kauft – ist das wirklich so schlimm?

Helma Sick: Der Kaffee ist ein Platzhalter, eines von vielen möglichen Beispielen für ein Problem. Es könnten auch die Ausgaben im Nagelstudio sein. An jeder Straßenecke bei uns in München gibt es eins, und wann immer ich an einem vorbeigehe, sind alle Plätze belegt.

Es geht also um Ausgaben, die womöglich unnötig sind oder die einem nicht so bewusst sind?

Ich berate seit 30 Jahren Frauen und erlebe immer wieder: Wenn ich abstrakt erzähle, sie müssten anfangen zu sparen, wirkt das nicht so gut, wie wenn ich Beispiele mit konkreten Zahlen nenne. Zahlen lügen nicht. "Ich habe überhaupt kein Geld übrig" ist eine Ausrede, das lässt sich sehr leicht mit dem Coffee-to-go-Beispiel entkräften. Darum raten ja auch Verbraucherzentralen und Finanzexpertinnen: Führen Sie ein Haushaltsbuch, schreiben Sie auf, was Sie alles ausgeben. Dann werden Sie sehen, dass die eine oder andere Position fast täglich auftaucht, und Sie können überlegen: Lässt sich die nicht streichen.

Um was damit zu tun? Drei Euro sind ja nun wirklich nicht so wahnsinnig viel ...

Ja, das sagen viele: Das lohnt sich gar nicht, damit kann man doch nichts anfangen. Doch, kann man! 20 Arbeitstage mal drei Euro, das sind 60 Euro im Monat. Wenn Sie die über 40 Jahre in einen Fondssparplan investieren, kommt durch den Zinseszinseffekt eine richtig große Summe zusammen. Männer fangen in der Regel schon mit Anfang 20 zu sparen an, Frauen leider erst mit Mitte, Ende 30. Vielen ist nicht klar, dass man damit so früh wie möglich anfangen muss.

Und warum ticken Männer und Frauen da unterschiedlich?

Ja, warum fangen Frauen zehn oder 15 Jahre später an? Das ist wirklich nicht einzusehen. Wir haben in Deutschland ganz viel nachzuholen. Über Jahrhunderte hinweg wurde Frauen der Zugang zum Geld verwehrt, weil man glaubte, sie könnten nicht damit umgehen.

Und das wirkt immer noch nach?

Diese Zeiten liegen noch nicht so lange zurück. Also fehlt vielen noch immer die Selbstverständlichkeit im Umgang mit Finanzen. Dazu kommt, dass bei uns das Wissen über Börse und Geldanlage generell nicht so weit verbreitet ist wie zum Beispiel in den USA.

Aber müssten wir nicht eigentlich viel mehr auf die wirklich großen Probleme schauen: den Gender Pay Gap zum Beispiel?

Ich habe da nicht mehr viele Illusionen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, oder die Abschaffung des Ehegattensplittings: Darüber haben wir schon in den 70er-Jahren diskutiert. Mehr als 40 Jahre sind vergangen, und bis heute hat sich nichts getan! Es wird immer nur darüber geredet. Natürlich müssen wir weiter für Equal Pay kämpfen. Aber mit dem Kaffee-Geld kann jede Frau sofort, in ihrem Alltag, etwas für sich bewirken. Diese drei Euro machen tatsächlich einen Unterschied. Auch wenn man jung ist und noch nicht so viel verdient, findet man doch immer ein bisschen Geld, das man anlegen kann. Wenn man sich dann trotzdem noch den Coffee to go gönnen möchte: Ich habe nichts dagegen.

Helma Sick ist die Vorreiterin der Frauen-Finanzberatung in Deutschland

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BRIGITTE 02/2020

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