Minze
Auf der Nordhalbkugel wachsen zwischen zwanzig bis dreißig verschiedene Minze-Arten. Die Pfefferminze gehört zu den bekanntesten und versprüht ihren markanten Menthol-Duft, sobald man ihre Blätter vorsichtig zwischen den Fingern reibt. Dank ihrer antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkung kommt Minze nicht nur in Tees und Tinkturen, sondern auch in Zahncremes, Reinigungslotionen und in Shampoos zum Einsatz. Aber auch gegen Kopfschmerzen kann sie helfen: Einfach ein paar Tropfen Minzöl auf den Schläfen verreiben.
Thymian
Die Thymianpflanze ist ein Winzling: Ihre Blätter werden nur etwa fünf Millimeter lang. Ihr ätherisches Öl enthält Thymol, das antiseptisch und schleimlösend wirkt. Seifen mit Thymol eignen sich gut zur Reinigung empfindlicher, entzündeter und wunder Haut, Salben und Lotionen mit Thymian-Extrakt helfen bei Muskelschmerzen und Rheumabeschwerden.
Salbei
Länglich-ovale Blätter mit einem samtigen Überzug sind sein Erkennungsmarkmal: Salbei. Neben Gerb- und Bitterstoffen und Flavonoiden werden aus dem Lippenblütler vor allem ätherische Öle gewonnen. Der lateinische Name Salvia leitet sich von „salvare“, heilen, ab. Und das tut der Salbei, hemmt etwa Entzündungen, hilft also gegen Pickel. Zudem wirkt er zusammenziehend (gut bei vergrößerten Poren) und reguliert die Schweißbildung, was ihn zum Helden vieler Deos ohne Aluminium gemacht hat.
Rosmarin
Haarausfall, Schuppen, Cellulite, unreine Haut - Rosmarin gilt als Beauty-Problem-Löser. Denn er fördert die Durchblutung, wirkt adstringierend (zusammenziehend) und dank seiner Phenole sogar keimtötend. Sein ätherische Öl kurbelt die Durchblutung an: In Shampoos soll es die Nährstoffversorgung der Kopfhaut verbessern, in Badezusätzen Verspannungen lockern und Muskelkater vorbeugen und in Gesichtscremes die Kollagenproduktion ankurbeln. Als Raumduft oder Körperspray nimmt es uns mit auf einen Kurztrip in seine Heimat: die Mittelmeerregion.
Mädesüß
Hätten Sie's gewusst? Acetyl-Spiraen-Säure, die natürliche Basis des Aspirins, wurde früher aus Mädesüß gewonnen. Daneben enthalten die Blüten dieses Rosengewächses Salicylate und Flavonoide, die bei einer Erkältung fiebersenkend wirken. In der Küche sind sie zum Süßen und Würzen von Honigwein beliebt - auch Likören und Süßspeisen verleihen sie eine süße Note. Als Tee wirken Blüten, Blätter und Wurzeln harntreibend und entzündungshemmend, Cremes und Lotionen mit Mädesüß wird eine hautstraffende Wirkung nachgesagt.
Koriander
Kein Küchenkraut scheidet die Geister so sehr wie Koriander. Es scheint nur zwei Arten von Gourmets auf dieser Welt zu geben: die, die es lieben und die, die es hassen. Für all jene, die es hassen, schmeckt Koriander keineswegs wie ein Küchenkraut, sondern einzig und allein nach Seife. Die Ursache dafür liegt nicht etwa auf der Hand, sondern - das wollen amerikanische Wissenschaftler jetzt herausgefunden haben - in unseren Genen. Einige Menschen haben ein Gen, das sie besonders geruchsempfindlich gegenüber Aldehyd macht - dem Stoff, der verantwortlich ist für das Aroma des Krauts. Als Heilpflanze wird Koriander seit der Antike eingesetzt. Seine ätherischen Öle wirken verdauungsfördernd, krampflösend und anregend. Das macht sich auch die Kosmetikindustrie zu Nutzen: Duschgels und Badezusätze mit Koriander sollen euphorisierend wirken, Gesichtscremes mit Koriander versprechen, die Zellneubildung zu stimulieren und die Haut zu straffen.
Basilikum
Was wäre ein Tomate-Mozzarella-Salat ohne Basilikum? Ebenso unvollständig wie ein entspannendes Bad ohne das ätherische Öl des Lippenblütlers. Seinem Duft wird eine harmonisierende Wirkung nachgesagt, der unter anderem in Körperlotionen, Gesichtscremes und Body-Sprays zum Einsatz kommt. Übrigens: In der Aromatherapie gilt Basilikum als Heilmittel gegen Migräne, Nervosität und Schlafstörungen.
Melisse
Minze und Melisse sehen sich nicht nur ähnlich, sie gehören auch beide zur Familie der Lippenblütler und fühlen sich im heimischen Garten wohl. Während Pfefferminze reich an Menthol ist, duftet Melisse eher zurückhaltend zitronig (deswegen auch der Name Zitronenmelisse). Ihrem ätherischen Öl wird eine reizlindernde Wirkung zugeschrieben - es ist häufig in Badezusätzen, aber auch in Gesichtspflegeprodukten für empfindliche Haut, zu finden. Mit Melisse soll Lippenherpes dank der wundlindernden Eigenschaften besonders schnell verheilen. 1988 wurde das Kraut zur "Arzneipflanze des Jahres" gekürt.
Petersilie
Wer in den Achtzigerjahren etwas auf sich hielt, servierte fast jedes Gericht mit einem Sträußchen Petersilie. Dabei kann Petersilie so viel mehr als "Bouquet Garni", denn die kleinen Blätter haben eine entzündungshemmende Wirkung. Früher legte man sie auf Insektenstiche, damit diese schneller heilten. Heute steckt das ätherische Öl der Petersilie unter anderem in Gesichtspflegeprodukten, die den Teint zum Strahlen bringen sollen. Es ist besonders reich an Vitamin A und C. Die regen den Zellstoffwechsel an und schützen die Haut vor schädlichen Umwelteinflüssen.
Johanniskraut
Dieses Mittsommer-Gewächs ist vor allem an Lichtungen und Wegen von Eichenmisch- und Kiefernwäldern zu finden. Sein Erkennungsmerkmal sind leuchtend gelbe Blüten. Schon Paracelsus sagte dem Johanniskraut eine stimmungsaufhellende Wirkung nach - und obwohl die Datenlage nicht ganz eindeutig ist, geht man heute davon aus, dass Präparate mit Johanniskraut bei depressiven Verstimmungen helfen können. Äußerlich wird es vornehmlich in Form von Heilöl oder Badezusätzen bei schmerzenden Gelenken, zur Narben- und zur Sonnenbrandbehandlung eingesetzt.
Beinwell
Beinwell-Blätter fühlen sich rau und kratzig an, fast wie ein Drei-Tage-Bart. Früher wurde dieses Kraut auch Bein- oder Wallwurz genannt. Letzteres bezieht sich auf das ursprüngliche Einsatzgebiet der Pflanze: Es wurde bei Knochenbrüchen und Wunden eingesetzt, damit diese schneller heilen, oder auch "wallen", konnten. Zu finden ist Beinwell an Ufern, Wegrändern, auf feuchten Wiesen und in Auenwäldern. Neben Allantoin, dem neben einer zellerneuernden auch eine hautberuhigende Wirkung nachgesagt wird, enthält Beinwell auch Kieselsäure und Proteine, die Bindegewebe und Nägel kräftigen. Achtung: Produkte mit Beinwell nicht täglich anwenden. Die darin enthaltenen Pyridin-Alkaloide, die unter anderem auch in Nikotin zu finden sind, sind in hohen Dosen giftig.
Veilchen
Es gibt mehr als 500 verschiedene Veilchen-Arten auf der Welt. Und doch haben sie eines gemeinsam: ihren Duft. Als Heilpflanze finden die violett- bis lilafarbenen Blüten bereits seit Hippokrates Verwendung, zum Beispiel als Gurgel-Wasser bei Halsschmerzen. Ihr nussiger Geschmack - am besten schmecken sie von März bis Mai - macht sich nicht nur zu Fisch und Wildkräutersalaten, sondern auch in Süßspeisen und in der Sommerbowle gut. Die ätherischen Öle des Veilchens wirken beruhigend und ausgleichend - wenig überraschend findet sie vor allem als Raumduft und Badezusatz Verwendung.
Lavendel
Noch ein Lippenblütler: Gesammelt wird Lavendel in der Blütezeit von Juli bis August. Seine ätherischen Öle kurbeln das Haarwachstum an, bei rheumatischen Beschwerden und bei Gelenkschmerzen sorgen sie für Linderung. Auch als Badezusatz oder Duschöl ist Lavendel beliebt. Sein Duft entspannt und beruhigt.
Zitronengras
Citral heißt der sekundäre Pflanzenstoff, der das Gras nicht nur so schön zitronig duften lässt, sondern auch anti-entzündlich wirkt, wie japanische Forscher herausfanden. Nicht umsonst wird es gegen Pickel empfohlen. Vorsicht aber bei empfindlicher Haut, da kann Citral reizen. Sowohl das Öl als auch Zitronengras-Auszüge sollen außerdem straffen und Cellulite-Dellen verschwinden lassen.
Kräuter-Kosmetik zum Selbermachen
So geht's: - Beim Sammeln darauf achten, dass in erster Linie Knospen gepflückt werden, sie enthalten den roten und heilsamen Farbstoff in großer Menge. - Die Blüten und Knospen sanft anquetschen, das geht mit einem Nudel-Walker (nicht so fest anpressen, dass das Brett rot wird) - In ein Glasgefäß füllen und mit Olivenöl übergießen. - Mit einem Tuch abdecken (nicht verschrauben) - In die Sonne stellen und so lange stehen lassen, bis sich das Öl dunkelrot gefärbt hat. - Das Glas soll direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt, also ins Freie gestellt werden. - Am Abend immer ins Haus holen (wegen der Nachtfeuchtigkeit). - Nach etwa zwei bis drei Wochen durch einen Filter gießen. - Dunkel und kühl lagern.
Gut zu wissen: Ist das Johanniskraut frisch, ist der dunkel und kühl gelagerte Ölansatz mindestens ein Jahr haltbar, ohne ranzig zu werden - und das riecht man! Das Öl kann häufig verwendet werden, durchaus auch täglich, wenn die Haut spannt, zu trocken ist oder sich nach einem Tag in der Sonne schnell wieder erholen soll. Aber Vorsicht: Johanniskrautöl eignet sich nicht als Sonnenschutz, da es die Haut lichtempfindlicher macht. Also immer erst nach dem Sonnenbad verwenden.
So geht's: - Ein halbes Kilogramm frische gereinigte (bürsten) und zermahlene Beinwellwurzeln in Sesamöl in die Sonne stellen. - Zweimal täglich schütteln - Nach etwa drei Wochen abseihen, dabei das Pflanzenmaterial gut ausdrücken. - Aus einem Teelöffel Wurzeln und 125 Milliliter destilliertem Wasser einen Absud herstellen und 30 Minuten ziehen lassen, den Absud abseihen. - 15 Gramm Bienenwachs, einen Teelöffel Honig und 45 Gramm Lanolin (Biolanolin aus der Apotheke) im Wasserbar schmelzen, langsam 125 Milliliter Beinwellöl dazurühren. - Sobald die Fettphase und die Wasserphase 70 Grad haben, den Tee tropfenweise zugeben und unterrühren. - Abkühlen und setzen lassen, dann mit fünf Tropfen Kamille oder fünf Tropfen Rose (ätherische Öle) aufwerten.
Gut zu wissen: Lagert man die Beinwellcreme im Kühlschrank, ist sie etwa ein halbes Jahr lang haltbar, im Badezimmerschränkchen verringert sich die Haltbarkeit auf zwei bis drei Monate. Sie eignet sich vor allem bei Sportverletzungen oder als lindernder Umschlag, also genau dann, wenn die Knochen schmerzen oder der Bewegungsapparat Unterstützung braucht. Sie wird meist als Kur eingesetzt, denn für den täglichen Gebrauch ist sie ungeeignet (siehe Infos oben)!
So geht's: - Eine Hand voll Mädesüß mit einem viertel Liter kochendem Wasser übergießen und abkühlen lassen. - Abfiltern und mit einem Teelöffel Hamamelis verrühren.
Gut zu wissen: Die Mädesüßlotion ist für die tägliche Anwendung geeignet, allerdings nur für einen Zeitraum von maximal sechs Wochen. Anschließend sollte man für etwa denselben Zeitraum auf eine andere Pflege umsteigen. Der Grund: Bei dauerhafter Anwendung gewöhnt sich der Körper an die enthaltenen Wirkstoffe und reagiert möglicherweise mit Trägheit. Im Kühlschrank gelagert ist die Lotion circa vier bis fünf Wochen haltbar.
So geht's: - 50 bis 100 Gramm Veilchenkraut mit Blüten in eine Kanne geben, ein Liter kochendes Wasser darüber gießen und 30 Minuten ziehen lassen. - Durch ein Sieb ins Badewasser gießen. - Alternative: Ein Säckchen mit getrockneten Veilchenblüten füllen und unter den Wasserhahn hängen, während das heiße Wasser in die Badewanne läuft.
Gut zu wissen: Veilchen können Sie gut circa drei bis vier Tage im Kühlschrank aufbewahren, bevor Sie sie verwenden. Sie sind für die tägliche Anwendung geeignet.
So geht's: - Eine Hand voll Lavendelblüten mit einem viertel Liter klarem Obstschnaps ansetzen und zehn Tage in der Wärme stehen lassen. - Abfiltern.
Gut zu wissen: Im Apothekerschränkchen ist die Lavendeltinktur bis zu drei Jahre haltbar, ohne ihre Wirkstoffe zu verlieren. Bei Haarausfall täglich mit einer Pipette etwa zwanzig Tropfen auf die Kopfhaut träufeln und einmassieren. Wem das zu kompliziert ist, kann sie im Verhältnis 1:10 mit destilliertem Wasser verdünnen (gut schütteln!), in eine leere Sprühflasche füllen und auf Haare und Kopfhaut sprühen. Die so verdünnte Tinktur im Kühlschrank aufbewahren.
Noch mehr Rezepte - ob Tinktur, Essig, Marmelade oder Salbe - finden sich im "Kräuter-Rezeptbuch" von Siegrid Hirsch.
Was Sie beim Sammeln von Kräutern beachten sollten
Wildkräuter finden sich nicht nur auf Wiesen, auf der Alm, auf Lichtungen oder in Parks. Sie wachsen auch an Wegrändern, auf Schuttplätzen, an Böschungen oder an Bahndämmen. Sammeln Sie immer nur frische, saubere Pflanzen - fleckige, welke Pflanzen lassen Sie stehen. Nicht an stark befahrenen Straßen oder viel gedüngten Wiesen pflücken - und am besten nur bei trockenem Wetter. Sammeln Sie nur Kräuter, die Sie wirklich kennen - ein Bestimmungsbuch hilft - und auch immer nur so viel, wie Sie für den Eigenbedarf brauchen. Daneben gehören ein luftiger Korb, kleine Plastiktüten (darin bleiben die Kräuter frisch), eine Gartenschere, ein Messer und ein Handspatel (zum Ausgraben der Wurzeln) ins Gepäck.
Einmal gesammelt, trocknen Sie Gewürzkräuter luftig an einem schattigen Ort. In Porzellandosen aufbewahrt, bleiben sie bis zu drei Monate lang haltbar.