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Was Sie schon immer über Düfte wissen wollten

Die neuen Sommerdüfte sind da. Damit die Wahl ein bisschen leichter fällt, gibt dieser kleine BRIGITTE WOMAN-Schnupperkurs Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was Sie schon immer über Düfte wissen wollten Die neuen Sommerdüfte sind da. Damit die Wahl ein bisschen leichter fällt, gibt dieser kleine BRIGITTE WOMAN-Schnupperkurs Antworten auf die wichtigsten Fragen

Wodurch unterscheidet sich ein Parfüm von einem Eau de Parfum? Durch die Konzentration. Jeder Duft basiert auf einer Rezeptur, die der Parfümeur aus verschiedenen Riechstoffen zusammenstellt. Diese Grundlage wird dann mit einer Mischung aus Alkohol und Wasser verdünnt. Am stärksten geschieht das bei einem Eau de Cologne, das nur drei bis acht Prozent Aromaträger enthält. Bei einem Eau de Toilette erhöht sich der Anteil auf acht bis zwölf, bei einem Eau de Parfum auf 15 Prozent. In einem Parfüm stecken 15 bis 30 Prozent der Basisrezeptur.

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Haftet ein Parfüm länger als ein Eau de Parfum? Absolut. Je höher die Konzentration der Duftstoffe ausfällt, desto länger und intensiver sind sie wahrzunehmen. Ein Eau de Cologne verfliegt schnell, ein Eau de Toilette hält maximal drei Stunden, ein Eau de Parfum zwei bis fünf Stunden, Parfüm noch länger.

Warum verfliegt ausgerechnet der Duft des Lieblingsparfüms so schnell? Das täuscht. Hier trickst uns nur die eigene Nase aus. Sie ist an den Lieblingsduft gewöhnt und schaltet buchstäblich schneller wieder auf Durchzug - damit sie neue, unbekannte Gerüche aus der Umgebung empfangen und einordnen kann. Ein Relikt aus der Evolution, als es lebensnotwendig war, Nahrung oder Gefahr, z. B. Feuer, zu wittern.

Was ist eine Kopfnote? Der Lockvogel für ein Parfüm. Es ist der Duft, den man zuerst von der Komposition wahrnimmt. Nach etwa einer Minute wird dieser meist frisch-fruchtige, leicht blumige oder an eine Meeresbrise erinnernde Eindruck von der Herznote überlagert. Mit dem Herzen bekommt das Parfüm ein Eigenleben. Diesen Part übernehmen intensivere Noten zum Beispiel von Blüten, Früchten oder Gewürzen. Da auch sie wie alle Gerüche flüchtig sind, brauchen sie Unterstützung. Die erhalten sie aus der Basisnote, die dafür sorgt, dass die Mischung üppiger riecht und länger wahrzunehmen ist. Das schaffen bestimmte Ingredienzien, die man auch Fixateure, Festiger, nennt. Dazu gehören etwa Moschus, warme Holznuancen oder Gewürznoten wie die sehr beliebte Vanille.

Kann man Riechen lernen? Ja. Unbewusst fängt man mit dem Unterricht sogar schon vor der Geburt an. Bereits gegen Ende des sechsten Monats der Schwangerschaft ist der Geruchssinn voll funktionsfähig. Über das Fruchtwasser empfangen die Ungeborenen die ersten Duftwellen und speichern diesen Eindruck. Da jeder Riechreiz direkt ins limbische System, zum Sitz der Gefühle im Gehirn geleitet wird, baut sich jeder Mensch automatisch eine Geruchsdatenbank auf. Jeder aromatische Eindruck wird dort mit einer individuellen Emotion gekoppelt und bleibt für immer abrufbar. Diese Begabung kann man - wie es Parfümeure tun - durch Üben gezielt schulen. Meisterparfümeure können bis zu 3000 Nuancen auseinanderhalten.

Was ist eigentlich Chypre? Der Name einer Duftfamilie. Bei den Damenparfüms gibt es vier große Clans: die blumigen oder floralen Düfte, die orientalischen, die Gourmet- und die Chypre-Düfte. Jede dieser Großfamilien hat zahlreiche Ableger, die "Nicht- Parfümeure" nur schwer auseinanderhalten können. Typisch für Chypre-Düfte ist, dass sie in der Kopfnote zunächst frisch nach Zitrusaromen riechen, aber durch die Zutaten Patschuli und Eichenmoos in der Basisnote dann doch schwerer und sinnlicher werden. Chypre ist übrigens das französische Wort für Zypern. "Chypre" hieß auch der erste Duft mit dieser Kombination, den der Pariser Parfümeur François Coty 1917 entwickelte.

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Sind natürliche Ingredienzien besser als synthetische? Keineswegs. Der französische Duftkünstler Serge Lutens sagt es so: "Qualitätsunterschiede bestehen nicht zwischen künstlich und natürlich, sondern zwischen teuer und günstig. 20 Prozent aller bekannten Inhaltsstoffe werden stark genutzt, weil sie erschwinglich sind. Die restlichen 80 Prozent werden eher vernachlässigt, weil sie teurer sind." Tatsächlich kostet im Labor gebrauter Moschus etwa 70- bis 80-mal mehr als natürlicher Orangenextrakt.

Braucht man synthetische Ingredienzien denn überhaupt? Und ob! Kein Parfümeur kommt mehr ohne sie aus. Erstens ist der Einsatz tierischer Ingredienzien (z. B. von Moschus, Brunftsekret des asiatischen Moschushirsches) inzwischen verboten. Zum Glück gibt es diese Nuancen, die einem Duft Tiefe geben, jetzt als exakte Laborkopie. Zweitens waren viele Pflanzen und damit deren Düfte für Parfümeure unerreichbar. Heute kann man den Duft jeder noch so ausgefallenen oder geschützten Pflanze einfangen, ohne sie zu pflücken. Mit der so genannten Headspace-Technologie wird der Duft der Blüte in einem mit duftneutralem Gas gefüllten Glaskolben aufgefangen. Der so "geraubte" Duft wird im Labor analysiert und naturidentisch nachgebaut. Mehr noch, jeder Duft lässt sich auch noch in seine einzelnen Bausteine unterteilen, die wiederum separate Nuancen ergeben. Stand dem Parfümeur früher eine Liliennote zur Verfügung, so kann er heute unter fast 300 Lilienvarianten wählen, mal die frischeren Aspekte einsetzen, mal die süßen, schweren Anteile. Ein großer Vorteil synthetisch hergestellter Inhaltsstoffe ist außerdem ihre stets gleich bleibende Duftqualität. Die Noten natürlicher Blütenextrakte variieren - entsprechend dem Wetter, dem die Pflanzen ausgesetzt waren - von Saison zu Saison.

Parfüms brauchen die Wärme der Haut

Wo trägt man ein Parfüm am besten auf? Auf der Haut. In der Arm- oder Kniebeuge, am Handgelenk, hinter den Ohren, im Nacken und am Brustansatz im Dekolleté entfaltet jeder Duft seine schönste Wirkung. Denn er braucht die Wärme der Haut, um sich voll entwickeln zu können. Ein besonders guter Duftträger ist auch das Haar.

Wie findet man den richtigen Duft für sich? Mit Geduld. Beratung ist wichtig. Immer mehr Parfümerien haben unter ihren Angestellten einen so genannten Maître de Parfum, der speziell geschult ist und sich mit Düften auskennt. Fragen Sie danach. Nehmen Sie Proben auf Duftstreifen mit nach Hause. In getrennten Jacken- oder Hosentaschen, sonst vermischen sich die Düfte. Schnuppern Sie zu verschiedenen Tageszeiten und in unterschiedlichen Stimmungen daran. Und verlassen Sie sich auf Ihre Nase. Sie kann Qualität riechen.

Text: Angelika Ricard-Wolf Fotos: Alan Ginsburg Produktion: Sarah Harms

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