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Warum unsere Hände ganz besonders sind

Warum unsere Hände ganz besonders sind
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Sie berühren, erschaffen oder zerstören. Sie streicheln und trösten: Unsere Hände. Und manche von ihnen vergessen wir nie. Plus: Maniküretipps.

Ich bin sechs Jahre alt, ich bin krank, und meine Mutter legt ihre kühle Hand auf meine fieberheiße Stirn. Ich bin 22 Jahre alt und heirate. Ich denke daran, wie mein Mann zum ersten Mal mit seinem Zeigefinger mein Ohr gekitzelt hat. Wie er am Elbstrand Sand durch seine Hände rieseln ließ, als er mich fragte, ob wir zusammenziehen wollen. Wie seine Hände meine umklammerten, als wir miteinander schliefen. Ich bin 48 Jahre alt, meine Großmutter hat Geburtstag. Ihre Hände zittern leicht. Auf dem Handrücken sind lauter braune Flecken und blaue Sehnen, und ich liebe sie immer noch. Es gibt Hände, die man nie vergisst. Es gibt zierliche oder vierschrötig-plumpe Hände. Und solche, die immer kalt sind. Von manchen möchte man nie berührt werden. Es gibt Hände, die trösten, und welche, die sich vor Verlegenheit verknoten. Und es gibt Hände, die einem den Himmel auf Erden versprechen. Und zuallererst doch die eigenen Hände. Daumen lutschen im Mutterleib. Dann Patschehändchen mit Grübchen, dann Kinderhände, die alles anfassen. Später Hände, die man in Unschuld wäscht. Dreckige Hände. Geschickte Hände. Zu wenige Hände bei der Liebe, alle Hände voll zu tun bei der Arbeit und mit allen zehn Fingern das Leben abgreifen.

Unsere Hände sind neben unserem Gesicht das individuellste Körperteil

Warum unsere Hände ganz besonders sind
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Das hätten sich die ersten Wirbeltiere vor 40 Millionen Jahren nicht träumen lassen, als sie aus dem Wasser wateten und das Landleben probten. Sie hatten noch keine Hände, nur Flossen. Die aber veränderten sich zu Gebilden mit fünf Ausstülpungen. Vor sechs Millionen Jahren war es endlich so weit: Der aufrechte Gang klappte, die Hände wurden nicht mehr für die Fortbewegung gebraucht. Und als sich vor zwei Millionen Jahren auch noch der Daumen unserer Vorfahren abspreizte, waren die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir mit einem Schraubenzieher umgehen, Knöpfe annähen, Tennis spielen und eine SMS schreiben können. 27 Knochen, 36 Gelenke, 33 Muskeln und Sehnen, Bänder und tausende von Nervenbahnen braucht die Hand, um zu tun, was wir von ihr wollen. Die perfekte Konstruktion unserer Greifwerkzeuge würde schon zum Schwärmen ausreichen. Die Faszination, die Hände ausstrahlen, muss an etwas anderem liegen. Neben dem Gesicht ist die Hand der individuellste und sichtbarste Teil eines Menschen. Knie oder Ellenbogen hat zwar auch jeder, in meiner Erinnerung wüsste ich sie aber kaum zu beschreiben. Hände dagegen sind nicht irgendein Körperteil. Sie stellen Kontakt her. Sie berühren, "sprechen", erschaffen oder zerstören. Hände haben eine Bedeutung, die weit über ihre Fingerspitzen hinausgeht.In der Antike glaubte man, die Hände verrieten die Charaktereigenschaften und die Zukunft des Menschen. Die Kunst des Handlesens, die Chiromantik, galt als angesehene Geheimwissenschaft. Im 16. Jahrhundert betrachteten Ärzte die Hand, um eine Diagnose für den Gesundheitszustand des Menschen darin zu finden. Seit der Aufklärung, 200 Jahre später, wurde das Handlesen als Aberglaube und Spektakel für den Jahrmarkt erklärt.

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Aber auch heute finden es manche Menschen reizvoll, aus den Linien oder der Form der Hände Rückschlüsse über den "Besitzer" zu ziehen. Ob eine lange und gebogene Herzlinie tatsächlich Romantik und Erotik verspricht oder ob eine Lebenslinie, die sich weit in die Innenfläche der Hand zieht, wirklich Dominanz bedeutet, kann jeder glauben, wie es ihm gefällt. Auf der Hand allerdings liegt es, dass es Frauenhände und Männerhände gibt. Der US-Anthropologe John Manning hat herausgefunden, dass die Fingerlänge durch Hormone im Mutterleib bestimmt wird. Überwiegt Testosteron, wird der Ringfinger länger als der Zeigefinger. Bei mehr Östrogen sind beide Finger gleich lang. Die Hand, sagte Aristoteles, ist das Werkzeug vor allen Werkzeugen. Also: erst die Hand, dann der Hammer. Das geht noch weiter: erst die Hand, dann die Zahl, dann die Wörter. Gezählt haben Menschen immer. Wie viele Rinder, Männer, Erbsen habe ich? Das lässt sich an zehn Fingern abzählen. Das lässt sich an die Höhlenwand ritzen. Das erste Schriftzeichen war ein gerade geritzter Strich für eine Eins. Noch heute zählen wir so: Vier senkrechte Striche und einer quer macht fünf. Kleine Kinder malen Finger sowieso als Striche. Und wenn keine Wand zum Ritzen da ist? Muss man reden. Vermutlich entwickelte sich das Sprechen unserer Vorfahren so, dass sie mit dem Finger auf etwas zeigten und Laute von sich gaben. Da Mann. Dort Rind. Man muss das Zeigen und Plappern nur oft genug wiederholen, irgendwann wird ein verbindliches Wort daraus. In unserem Gehirn hat sich ein großes Areal entwickelt, dass die Motorik von Arm, Hand und Fingern steuert.

Unsere Hände sprechen selbst

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Die Fähigkeit, auf Anhieb Gesten und Bewegungen der Hand zu verstehen, beruht auf Nervenverbindungen im Gehirn, die schon aus der Vorgeschichte unserer Vorfahren stammen. Und es funktioniert immer noch. Gehen Sie mal in Timbuktu einkaufen und zeigen Sie auf etwas. Der Verkäufer versteht spontan, dass Sie "das da" haben wollen. Hände haben uns nicht nur beim Sprechen lernen geholfen, sie "sprechen" selbst. Die streichelnde Hand erzählt von Zärtlichkeit. Die geballte Faust drückt Wut oder Siegeswillen aus. Die fahrige Hand verrät Nervosität, die Hand in der Hosentasche demonstriert Lässigkeit. Oder Kälte. Oder schlechte Manieren. Was wir in den Händen lesen, ist nicht unbedingt das, was sie meinen. Gar nicht fromm gemeint waren die wahrscheinlich berühmtesten, nämlich die „Betenden Hände“ von Albrecht Dürer. Lange Zeit waren sie als Motiv für Hochzeits- und Konfirmationskarten beliebt. Heute gelten sie als Symbol der Trauer, aber auch als Vorlage für Tattoos. Dürer hat sie vor 500 Jahren als Studie zur Anatomie der menschlichen Hand gemalt. An Frömmigkeit hatte er nicht gedacht. Im Mittelalter haben Christen mit zum Himmel hin geöffneten Händen gebetet.

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Albrecht Dürer war Linkshänder. Jack the Ripper auch. Goethe dichtete mit links. Albert Einstein relativierte mit links. Obama unterschreibt Gesetze mit links, und Martina Navratilova spielt mit links. Ungefähr zehn Prozent der Menschen sind Linkshänder. Dennoch gilt die linke Hand bis heute als "die schlechte". Wer linkisch ist, ist ungeschickt, zwei linke Hände sind unpraktisch. Wer jemanden linkt, ist gemein. Bis in die 80er Jahren wurden Kinder gezwungen, mit der rechten Hand zu schreiben. Das kann fatale Folgen haben: Der Informationsfluss und die Koordination der Nervenzellen im Gehirn wird gestört. Heute gilt diese "Umschulung" sogar juristisch als Körperverletzung. Seit etwa 20 Jahren weiß man zuverlässig, dass die Hirnstruktur die Händigkeit beeinflusst. 1981 wies der amerikanische Neurologe und Nobelpreisträger Roger Sparry nach, dass die linke Gehirnhälfte zuständig ist für sprachliche Kommunikation, für die Fähigkeit zu schreiben, zu rechnen, zu analysieren. Die rechte Gehirnhälfte kümmert sich um das Erkennen von Gesichtern, für die räumliche Vorstellung und das intuitive Denken. Diese Arbeitsteilung gilt aber nur für Rechtshänder. Und Linkshänder sind nicht einfach spiegelverkehrt. Während bei 95 Prozent der Rechtshänder das Sprachzentrum in der linken Gehirnhälfte sitzt, ist es bei Linkshändern nur zu 30 Prozent in der rechten und zu 70 Prozent auch in der linken. Hände können formen, schlagen, streicheln, zupfen, streichen, glätten, hämmern, schreiben. Hände haben Kultur hervorgebracht. Literatur geschrieben, Skulpturen modelliert, Architektur entworfen und das Puppenspiel ermöglicht.

Unsere Hände - Vorlage für diverse Redensarten

Hand aufs Herz. Eine Hand wäscht die andere. Allerhand. Von der Hand in den Mund. In der Sprache wimmelt es nur so von Händen. Kusshand, wenn jemand heute noch von seiner Hände Arbeit leben kann. Aber auch die moderne Technologie macht Handarbeit nicht wertlos. Beim Simsen mit dem Handy geht es handgreiflich zu. Liebesschwüre, Trennungsdrohungen und andere Befindlichkeitssätze werden mit spitzen Fingern in die Tasten gehämmert. Fingerfertig oder händeringend. Je nachdem, ob man zu der neuen Generation mit den fliegenden Daumen gehört oder nicht.

Die richtige Pflege für unsere Hände

An den Händen zeigt sich unser Alter oft als Erstes. Es lohnt sich daher, ihnen Pflege und Zuwendung zu schenken.

Sanfte Handwäsche

Kaltes und heißes Wasser, alkalische Seifen und aggressive Geschirrspülmittel greifen den natürlichen Schutzfilm der Haut an. Wahre Weichspüler: Waschöle, pH-neutrale Waschlotionen und rückfettende Flüssigseifen (z. B. "Perlier Body Honey Miel" by Douglas; "Pflegeseife Granatapfel"von Frosch). Neu: seifenfreie Waschlotion aus Olivenöl und Seidenproteinen, die Feuchtigkeit binden (z. B. "sebamed seifenfreies Waschstück mit Olive").

Glattmacher

Da der Handrücken wenig Talgdrüsen hat, braucht er Fett. Öle wie Oliven-, Sesam- oder Traubenkernöl dichten die Haut nach außen hin ab und machen sie samtweich (z. B. "Handcreme mit Bio-Olivenöl" von Florena, "Riche Crème Antifalten Handcreme" von Yves Rocher). Feuchtigkeitsbinder wie Glycerin und Hyaluronsäure polstern sie auf (z. B. "Source Organic Hyaluron Concentrate" von alessandro, "wuta Kamille Hautpflegecreme" von Herbacin), und Phytoöstrogene aus Sojaöl wirken festigend (z. B. "Expertise Mains Anti-Age-Handcreme" von Dr. Pierre Ricaud).

Schutz gegen Pigmentflecken

Achten Sie auf UV-Schutz (z. B. mit "Handcreme No 1" mit LSF 15 von Alcina, "Biomains Anti-Taches" mit LSF 15 von Biotherm)! Die Sonnenstrahlen greifen nicht nur das Gewebe an, sondern sie fördern auch die Bildung von Pigmentflecken - zusätzlich zu denen, die durch die hormonelle Umstellung entstehen. Dabei produzieren die Melanozyten verstärkt den Bräunungsstoff Melanin. Durch die im Alter verlangsamte Zellteilung verteilen sich die Pigmente nicht mehr gleichmäßig, sondern klumpen zusammen. Um vorzubeugen, Cremes mit "Aufhellern" aus Maulbeer- und Scutellaria-Extrakt, Alpenpflanzen oder Lipo-Hydroxy-Säure benutzen (z. B. "Hand Balance Age Control Therapy Cream" von Artdeco, "Fluide Anti-Taches Jeunesse de Mains" von Clarins, "Concept Anti Age Anti-Pigment Handcreme" von Eubos, "Mela-D Handcreme" von La Roche-Posay).

Blitz-Maniküre

1. Feilen: immer in die gleiche Richtung - von der Nagelseite zur Mitte. Praktisch: Multifunktionsfeilen, mit denen man kürzen, formen, glätten und polieren kann. 2. Nagelhaut entfernen: Nagelhaut-Entferner (z. B. "Salon Care" von Maybelline Jade) ca. drei Minuten einziehen lassen, danach die Haut mit einem Rosenholzstäbchen sanft zurückschieben und Produktreste gründlich abspülen. Schneller geht's mit einem speziellen Nagelpeeling (z. B. von Misslyn mit Aloe vera). 3. Cremen: Um die Nagelhaut geschmeidig zu halten, Nagelöl oder -creme einmassieren (z. B. "Resist & Shine Pro-Keratin Nutri Cuticules" von L’Oréal Paris).

Text: Regina Kramer, Marina Knippel

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