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Badekultur: Rituale aus aller Welt

Immer im gleichen Schaumbad baden? Lassen Sie sich von der Badekultur anderer Länder inspirieren.

Japanische Badekultur

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Pures Vergnügen für äußere und innere Reinheit

Baden in Japan ist ein Ritual, das ausschließlich der Entspannung und inneren Reinheit dient - und nicht der äußeren. Genauso, wie man eine heiße Quelle, den Onsen, nicht ungewaschen betritt, sondern sich vorher auf einem Duschschemel mit der Handbrause gründlich reinigt, wäscht man sich auch im heimischen Bad bereits vor dem Einstieg ins heiße Wasser. Darin nämlich ist Seife verpönt. Sie können das Ritual übernehmen, in dem Sie sich erst mal unter der Dusche mit einer Sisalbürste sanft massieren (z. B. von Manufactum):

Beginnen Sie bei den Fußsohlen und arbeiten Sie sich langsam in klopfenden und kreisenden Bewegungen in Richtung Herz vor. Alternativ können Sie auch einfach ein mildes Duschpeeling machen, Produkte mit grünem Tee oder Reispulver sorgen für Asia-Flair. Danach geht es in die Wanne zum Entspannen. Japanerinnen lieben Wasser sehr heiß, kreislaufschonender sind allerdings Temperaturen bis 37 Grad - also nicht deutlich über Körpertemperatur. Ein Milchbad macht fast japanisch schöne Haut: Diese Bäder sind ideal, wenn Sie ein Ölbad zu reichhaltig finden, aber dennoch auf Pflege für die Haut nicht verzichten wollen. Milch ist leicht rückfettend, ihr pH-Wert entspricht dem der Haut, und sie wirkt antibakteriell. Es gibt fertige Badezusätze, aber wer mag, kann auch einfach einen Liter pure Milch ins Badewasser geben. Kauffertige Badesalze sind ebenfalls fast immer mit pflegenden Ölen - ganz asiatisch zum Beispiel mit Reiskeimöl - angereichert, zudem sind sie ein toller Duftträger. Und wer von einem Whirlpool träumt, kann sich (wenigstens ein bisschen) mit einer prickelnden Sprudeltablette behelfen, die beim Aufsteigen einen dezenten, blumiggrünen Duft verbreitet.

Wenn Sie nach zehn bis 20 Minuten Entspannung aus der Wanne steigen, cremen Sie sich mit einer mineralisierenden Bodylotion ein. Wenn Sie dann noch in eine Yukata (einen einfachen leichten Kimono) gehüllt bei einer Tasse Sencha-Tee ein Buch von Haruki Murakami lesen - dann steht dem fernöstlichen Zen eigentlich kaum noch etwas im Wege.

Produkte, z. B.: Peeling: "Refreshing Foaming Body Exfoliator" von Kanebo (mit grünem Tee), "The Way of the Bath Matcha Tea Scrub" von Dr. Andrew Weil for Origins, "Kenzoki Milky-Rice Body Scrub" von Kenzo

Bad: "Relaxing Bath Tablets" von Shiseido, "Entspannendes Cremebad mit Bambusextrakt" von I Coloniali, "Badekristalle Balance für mich" von Kneipp (mit Lotus und Reiskeimöl), Milchbad "Lait de Bain Relaxant" von Biotherm, "Harmonie Milchbad" von Claire Fisher

Körperpflege: "Remineralizing Body Lotion" von Bionsen (mit Mineralien, Ginkgo und Reisproteinen)

Nordeuropäische Badekultur

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Gesund und fit mit Kräutern - (nicht nur) für Unterkühlte

Das kennen wir von früher: Die guten Kräuterbäder, die schon Germanen und Kelten zu schätzen wussten. Sehr sinnlich sind diese Bäder vielleicht nicht. Dafür aber unglaublich effektiv und genau das Richtige, wenn Sie abends fröstelnd und matt nach Hause kommen - und wissen: eine Erkältung ist im Anmarsch. Mit etwas Glück können Sie dem üblichen Acht-Tage-Schniefen- und-Husten noch ein Schnippchen schlagen. Lassen Sie sich dafür wirklich heißes Badewasser ein, ausnahmsweise mehr als 38 Grad (und mehr, als Ihnen eigentlich angenehm ist) und schwitzen Sie darin ordentlich. Durch dieses "künstliche Fieber" wird das Immunsystem angeregt. Bleiben Sie allerdings nicht länger als 15 Minuten drin, sonst geht es zu sehr auf den Kreislauf. Erkältungsbade zusätze mit Eukalyptus, Kiefernnadel, Thymian oder Kampfer machen die Atemwege und den Kopf frei. Hinterher sofort ins Bett unter die warme Decke und schlafen - und hoffentlich am nächsten Tag fit aufwachen. Aber Achtung: Wenn Sie bereits Fieber haben, sind Bäder tabu!

Sie sind nicht erkältet, fühlen sich aber verspannt, weil Sie den ganzen Tag im Nieselregen rumgelaufen sind und abends noch beim Sport waren? Auch dann ist ein Kräuterbad die erste Wahl, jetzt sollten Sie aber zu Fichte, Rosmarin oder Wacholder greifen: Diese Kräuter regen an, lockern die Muskeln und spenden insgesamt neue Kraft. Nicht umsonst gilt der Wacholder auch als "Lebensbaum" und Zeichen für physische Stärke, die Germanen sprachen ihm sogar übernatürliche Kräfte zu (und das nicht, weil aus den Beeren Gin gemacht wird!). Wenn Sie sich hinterher noch mit einem wärmenden Massageöl, z. B. mit Arnika, massieren (lassen), fühlen Sie sich wie neu.

Produkte, z. B.: Bad: "Erkältungsbad Spezial" von Kneipp (mit Eukalyptus und Kampfer), "Thermal Badesalz Wacholder & Arnika" von Tetesept, "Aromatisches Kräuterbad Wacholder" von Dresdner Essenz, "Edeltannen-Erholungsbad" von Weleda

Massageöl: "Muskel Wohl Arnika-Wärmeöl" von Kneipp, "Arnika Vital Fluid" von Allgäuer Latschenkiefer

Orientalische Badekultur

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Wie in 1001 Nacht: sinnlich, köstlich duftend (und vielleicht sogar schaumig)

Im türkischen Bad, dem Hamam, schwitzt man nicht nur und klönt, lässt sich waschen und massieren, hier kann man ganze Tage mit Schönheitspflege verbringen: Auch Maniküre, Pediküre, Haarefärben und Enthaarung gehören dazu.

Anstatt Kaltwachsstreifen nutzt man für Letzteres eine Paste aus Zucker und Zitronensaft, genannt Halawa. Die Methode findet auch bei uns immer mehr Anhänger, denn sie entfernt feinste Härchen, und die natürliche Paste ist gut hautverträglich. Halawa kann man bereits fertig angemischt fürs heimische Bade-Ritual kaufen (z. B. über www.halaschekar.de ). Wer ungeübt ist, sollte allerdings lieber Profis ranlassen und ein auf "Sugaring" spezialisiertes Studio aufsuchen (z. B. Senzera in vielen Großstädten, www.senzera.de) - dies ist im Zweifelsfall auch schmerzfreier, da die trainierten Damen eine Technik beherrschen, mit der die Härchen mit (und nicht entgegen) der Wuchsrichtung entfernt werden. Orientalisch baden heißt in unserem Fall, etwas für sich zu tun und Sinnlichkeit zu spüren. In der heimischen Badewanne erreichen Sie das am besten mit Kerzenlicht, Rosenblüten, leiser Lieblingsmusik und vor allem duftenden Aromaölen. Gerüche sind unser ursprünglichster Sinn, sie lösen unmittelbar Gefühle aus, die man an körperlichen Reaktionen messen kann. So konnte sich der Badezusatzhersteller Kneipp von der Uni Wuppertal wissenschaftlich bestätigen lassen, dass der zitronig riechende Badezusatz "Lebensfreude" diese tatsächlich anhebt: Die Wissenschaftler hatten unter anderem die Aktivität eines Gesichtsmuskels gemessen, der zum Hochziehen der Mundwinkel beim Lächeln gebraucht wird. Als stimmungsaufhellend gelten unter anderem auch der Duft von Orangen oder Wildrosenöl. Aber letztendlich tut jeder Duft gut, der Ihnen gefällt - ob es nun der leckere Granatapfelzusatz oder lieber der mit Vanille ist.

Auch auf Schaum müssen Sie nicht verzichten: Neben den klassischen Schaumschlägerbädern, die leider die Haut sehr austrocknen können, gibt es heutzutage Creme-Schaumbäder mit rückfettenden Substanzen und sogar Schaum-Ölbäder. Die schäumen zwar nicht überschwänglich, pflegen aber dafür auch trockene Haut. Hübsch sind pflegende Badeperlen, die Glitzerpartikel enthalten. Nach dem Bad nur sanft abtupfen, damit die pflegenden Inhaltsstoffe nicht alle wieder runtergerubbelt werden, und in die noch leicht feuchte Haut ein Hautöl (z. B. mit Oliven- oder Arganöl) massieren.

Produkte, z. B.: Bad: "Gesundheitsbad Lebensfreude" von Kneipp, "Badeöl Orange Feeling" von Lavera (Naturkosmetik, mit Orangenschalenöl), "Winterliches Aromabad Granatapfel" von Claire Fisher, "Cremebad Sensual Rose" von Fenjal, "Orientalisches Hamam Bad" von Tetesept, "Sinnenperlen des Jahres Goldzauber" von Tetesept (mit Orangen- und Mandelöl sowie Vanille), "Wildrosen-Cremebad" von Weleda

Körperpflege: "Hautöl Jasmin & Argan" von Kneipp, "Tradition de Hammam Massage-Elixier oriental" von Yves Rocher (mit Arganöl), "Happy Time Body Lotion" von Nivea (mit Orangenblütenduft)

Bretonische Badekultur

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Meer-Pflege und frische Brise für die Haut: mit Salz und Algen

Dass das Meer heilende Kräfte hat, wusste schon Hippokrates: Die Luft an der Küste ist rein, das Baden im salzigen Wasser lindert Hautkrankheiten, und Algen sind prima Feuchtigkeitsspender für die Haut, voller Mineralien, Vitamine und Spurenelemente. "Thalasso" heißen Kuren an und mit dem Meer - erfunden wurde dieser Begriff an der rauen Atlantikküste, nämlich in der Bretagne, und noch heute finden sich hier die meisten Thalassozentren. Für den gesunden Kurz-Kururlaub speziell für strapazierte Haut steigen Sie einfach in den kleinen Ozean zu Hause - nur prosaische Gemüter nennen es Meersalzbad. Die Zusammensetzung der Mineralien im Meersalz reguliert den Wasserhaushalt der Haut und beruhigt sie. Wenn Sie unter schuppig-trockener Haut, Neurodermitis oder Schuppenflechte leiden, müssen Sie mindestens 500 Gramm pures Salz für ein Vollbad benutzen, um eine echte medizinische Wirkung zu erreichen: Das Bad lindert Juckreiz, fördert die Abschuppung und hat eine entzündungshemmende Wirkung. Nach dem Bad gut abduschen, sonst trocknet die Haut hinterher zu sehr aus. Wenn Sie einfach nur ein Entspannungsbad nehmen wollen, das gleichzeitig sensible Haut beruhigt und schön weich macht, nehmen Sie Salzbäder, die mit pfl anzlichen Ölen und Extrakten angereichert sind. Alternativ zu Meersalz können Sie übrigens auch Thermalbadesalze nehmen, die in der Zusammensetzung natürlichen Thermalquellen entsprechen. Sie sind feinkörniger als Meersalze, und die Mineralienzusammensetzung ist etwas anders, die Wirkung auf die Haut aber ähnlich gut.

Nutzen Sie die Zeit in der Wanne, um sich eine Algenmaske für Gesicht und Dekolleté zu machen - die Haut wird hinterher rosig und zart. Wenn Sie noch mehr Meer wollen, können Sie auch ein Badesäckchen mit Pulver aus bretonischen Algen ins Wasser werfen und damit Ihren Körper sanft massieren. (Aber Achtung: Diese Säckchen riechen nun mal auch nach Alge und nicht nach Rosenblüten...) Nach dem Bad den Körper mit einer belebenden Körperlotion mit Algenextrakten und reinem Meerwasser einreiben - und Sie werden sich so wohl fühlen, dass Sie Seemannslieder singen möchten.

Produkte, z. B.: Bad: "Bademeersalz" von Biomaris, "Totes Meer Badesalz Traubenkern Ölbad" von DermaSel (Salz und Ölbad zum Mischen), "Thermal Badesalz Sanddorn & Jojoba" von Tetesept, Badesäckchen "Aquamondi Bretagne Bain d'Algues Relaxant" von Daniel Jouvance, "Thalaselbain aux Algues" von Thalgo (Meersalzkristalle mit Algenextrakt)

Körperpflege: Algenmaske "Aquamondi Bretagne Masque Reminéralisant Visage" von Daniel Jouvance, "Belebende Bodylotion" von Oceanwell (mit Algenextrakt und Meerwasser), "Lait Corporel" von Biotherm (mit Thermalplankton)

Kulturgenuss Bad

Baden ist überhaupt keine profane Sache. Baden ist eine kulturelle Errungenschaft, wie die Geschichte zeigt

Wenn von Kultur die Rede ist, denken die meisten von uns an Musik, Theater, Literatur. Leider denkt keiner an Baden. Völlig zu Unrecht, denn die heimische Badewanne steht als Kulturgut mindestens auf einer Ebene mit den musikalischen Werken von, sagen wir mal, Arnold Schönberg und deutlich über den Bestsellern von Paulo Coelho.

Klar, man kann auch duschen. Oder sich mit einem Waschlappen abreiben. Oder mit Sand, falls man sich gerade in der Wüste aufhält. Aber schon der Dichter Homer beschrieb im 9. Jahrhundert vor Christus die Freuden des warmen Bades. Und das Bad verbindet die Welt: Die antiken Griechen erfanden es, die Römer machten es noch besser, die Japaner hatten schon ab dem 13. Jahrhundert ihr Sento (öffentliches Badehaus), und im Orient machte man ohnehin so ziemlich alles, was irgendwie wichtig war, im Hamam, einschließlich des Arrangierens von Ehen.

Baden war immer auch ein sinnliches Vergnügen

Na gut, es gab auch Gegenden und Zeiten, da wurde das Bad weniger geschätzt. Das warme Bad war schließlich nie nur Reinigungsritual, sondern stets auch ein sinnliches Vergnügen, was man, nun ja, weitgehend nackt ausübte. Weswegen sich das Christentum eine Zeit lang recht schwer damit tat. So waren in französischen christlichen Mädchenpensionaten noch bis ins 20. Jahrhundert bloß Teilwaschungen erlaubt, bei denen der Körper immer nur stellenweise entblößt war, schreibt die Autorin Colette Gouvion in ihrem sehr empfehlenswerten Bildband zur Geschichte der Badekultur.* Vor allem das 16. und 17. Jahrhundert waren eine ziemlich schmutzige Zeit in Europa. Dies lag vor allem auch daran, dass Ärzte der festen Überzeugung waren, warmes Badewasser öffne die Poren und daher den Erregern von Pest und Syphilis Tür und Tor in den menschlichen Körper.

Inzwischen weiß man, dass mehrmals täglich die Kleidung wechseln und Tonnen von Puder allein wohl doch keine ausreichenden Hygienemaßnahmen sind. Trotzdem hat die Badewanne bei uns immer noch nicht den leichtesten Stand. Zwar sind zum Glück die Zeiten vorbei, in denen Eltern und Kinder aus Spargründen nacheinander im selben Wasser plantschten. Aber in der Realität städtischer Altbauwohnungen stehen nun mal immer noch selten frei stehende Designerwannenmodelle mit Whirlfunktion, sondern es überwiegen Vier-Quadratmeter-Badekammern, in denen man sich am Klo vorbeiquetschen muss, um zur Dusche zu kommen. Und selbst wenn man Wannenbesitzer ist: Das kostet doch so viel Zeit! Und ist so unökologisch! Schließlich verbraucht drei Tage Duschen weniger Wasser als ein einziges Vollbad! Okay, stimmt. Sie dürfen trotzdem guten Gewissens ab und an ein Bad nehmen. Nicht nur zur wohligen Entspannung. Auch als Kulturgenuss.

* Colette Gouvion: "Spa. Vom arabischen Hamam bis zur modernen Wellness-Oase" (173 S., 39,95 Euro, Haare und Make-up: Thomas Lorenz/Blossom Knesebeck)

Fotos: Wiebke Broecker Produktion: Birgit Potzkai Haare und Make-up: Thomas Lorenz/Blossom

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