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Auf Schnupperkurs

Verführerisch und ein bisschen rätselhaft - die neuen Düfte für den Winter spielen mit raffinierten Noten. Dr. Joachim Mensing erklärt den neuen Trend.

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In der Weihnachtszeit boomt das Geschäft mit Parfüms. Zwischen 100 und 140 neue Düfte kommen jedes Jahr auf den Markt, große Erfolge sind allerdings selten. Höchstens zwei überleben länger als zwei Jahre. In dem ständig wechselnden Angebot ist es nicht einfach, für sich den passenden Duft zu finden. Damit Sie vor dem Kauf zielgerichtet schnuppern können, haben wir die schönsten neuen Parfüms in vier Kategorien gegliedert: klassischelegant, selbstbewusst-feminin, träumerischleicht und verführerisch-sinnlich. Je nach persönlicher Vorliebe und Experimentierfreude entdecken Sie hier Ihren neuen Duft.

Chypre-Parfüms haben eine lange Tradition Der Trend ist eindeutig: Mit schnell verfliegenden, ultraleichten Wässerchen haben die neuen Mixturen nichts mehr gemein. Die Parfüms dieses Winters sind intensiver, haften länger, und - das ist das Neue - sie riechen nicht mehr nur blumig, fruchtig oder frisch, sondern sind aus ganz verschiedenen Duftrichtungen zusammengesetzt. Blumige und orientalische Noten werden zu so genannten Florientals gemixt, Aromen wie "fruchtig" oder "orientalisch" werden mit "frisch" verbunden. Ein echtes Comeback aber feiern die längst zu den Klassikern gehörenden so genannten Chypre-Düfte. Im Jahr 1917 - Coco Chanel entwirft ihr erstes Hemdblusenkleid - kreiert der Parfümeur François Coty den ersten herbfrischen Damenduft und nennt ihn "Chypre". Den Namen verdankt das Parfüm seinen Pflanzenaromen, die ursprünglich von der Insel Zypern (frz. Chypre) stammen. Der Cocktail aus frischen Zitrusnoten, erdigem Eichenmoos und Hölzern ist bis heute charakteristisch für diese Duftfamilie. Dass er zurzeit eine Renaissance erlebt, ist für den Duftpsychologen Dr. Joachim Mensing nicht verwunderlich. "Duftvorlieben haben immer eine Beziehung zu Erlebnissen und Wünschen und sind nicht zufällig. Die selbstbewusste Frau bevorzugte in den 20er Jahren Parfüms mit fein- herbem Charakter. Heute allerdings kommen die Chypre-Düfte beschwingter daher als früher - mit fruchtigen Noten oder als Rosen-Chypres."

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Neue Konzepte für neue Düfte Klassische Parfüms - entsprechend der französischen Parfümtradition - sind wie eine Pyramide aufgebaut. Im oberen Drittel ist die Kopfnote, der erste Eindruck des Duftes, der etwa 10 bis 15 Minuten anhält. In der Mitte ist die Herznote, die man erst nach etwa 15 Minuten riecht, und im unteren Drittel steckt die Basisnote, auch Fond genannt, die sich zum Schluss entwickelt und am längsten hält. Viele neue Düfte haben nun einen anderen Duftaufbau. "Bei den klassischen Parfüms spielen Herz- und Basisnote die Hauptrolle. Jetzt ist die Kopfnote viel wichtiger geworden. Die neuen Parfüms haben extrem ausdrucksstarke Kopfnoten", erklärt Dr. Joachim Mensing. "Das liegt daran, dass den Leuten heute Düfte auf Anhieb gefallen sollen. Sie sind ungeduldiger, gestresster. Alles muss sofort wirken, was Träumerischleichte Düfte Beschwingte Kompositionen mit fruchtig-frischen und zart-pudrigen Noten. Darunter sind auch Gourmet-Noten, die an köstliche Desserts erinnern. Z. B. "Eau Emotionelle" von Agent Provocateur, "Woman" von Byblos, "Elixier des Merveilles" von Hermès, "Eugénie" von Rancé, "Infiniment" von Chopard, "Into the Blue" von Escada, "KenzoAmour" von Kenzo, "Miracle forever" von Lancôme, "Nina" von Nina Ricci, "Noa Perle" von Cacharel, " Storia" von Isabella Rossellini, "Winterkiss" von Naomi Campbell die Amerikaner als ,instant gratification' (sofortiges Vergnügen) bezeichnen. Früher durfte sich ein Parfüm langsam entwickelt. ,Parure' von Guerlain ist zum Beispiel ein traumhafter Duft, aber in den ersten 10 Minuten passiert gar nichts. Heute kaufen die Leute normalerweise den ersten Duft, den sie im Geschäft riechen, wenn er ihnen gefällt. Deshalb muss ein Duft gleich zu Beginn alles hergeben und beeindrucken." Damit das klappt, muss die Kopfnote so konstruiert sein, dass sie sehr lange hält und dem Duft eine unverwechselbare Identität gibt.

Exotische Aromen sind besonders beliebt Bei deutschen Frauen sind blumig-orientalisch-fruchtige Duftcocktails am beliebtesten. "Floriental-fruchtige Parfüms stimmen auf sonnige Tropen und ferne Trauminseln ein. Diese Vorliebe liegt an der deutschen Mentalität: Wir reisen gern und träumen vom Süden. Fruchtige Düfte haben das faszinierend Exotische in sich", sagt Dr. Mensing. "Nach meiner Meinung ist es auch überhaupt nicht wichtig, was bei Männern ankommt. Es ist wichtig, wie die Frau sich fühlt. Die Natur hat die Männer so lernfähig gemacht, dass sie genau registrieren, wie eine Frau geht, wie sie den Kopf hält, wie sie sich in Szene setzt. Wer sich in seiner Haut wohl fühlt - und dazu gehört auch der Duft -, strahlt das auch aus. Das hat eine faszinierende Wirkung auf Männer. Frauen sollten sich viel Zeit nehmen, um den richtigen Duft für sich zu finden - und überhaupt keine Kompromisse machen."

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Frauen haben die Nase vorn Früher waren überwiegend Männer Parfümeure, inzwischen gibt es - wie auch bei den Modedesignern - aber immer mehr Frauen. Diese Entwicklung wird sich nach Einschätzung des Duftpsychologen wahrscheinlich noch fortsetzen, weil Frauen emotional näher an den weiblichen Wünschen dran sind. "Von den männlichen Parfümeuren kriege ich oft ganz verrückte, schräge Kompositionen. Frauen sind eher harmoniebedürftig, und der Parfümerietrend der letzten Jahre ist ihnen da sehr entgegengekommen. Aber in dem Augenblick, in dem Ausgefalleneres, mehr Risiko gesucht wird, sind wieder die Männer dran. Dabei haben es die Parfümeure heute schwerer als früher. Sie entwerfen die Düfte auf dem Computer und müssen sich an genaue Vorgaben halten, was die Auswahl der Duftstoffe und das Preisniveau betrifft. Es gibt nur ganz wenige Parfümeure, die frei von irgendwelchen Vorgaben neue Düfte kreieren können, das sind die echten Stars der Branche."?

Dr. Joachim Mensing hat in Psychologie und Soziologie promoviert. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit der Wirkung von Düften auf die Psyche und hat dazu Studien an tausenden von Frauen und Männern durchgeführt. Er vertritt die These, dass Menschen sich das Parfüm wählen, das ihrem momentanen Stimmungswunsch entspricht. Dr. Mensing lebt in Miami, USA, und ist international als Produkt- und Markenentwickler für Kosmetikunternehmen tätig.

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Klassisch-Elegante Düfte Blumige sowie sanfte blumig-orientalische Düfte (so genannte Florientals), die von der Tradition französischer Parfümeurkunst geprägt sind. In ihnen spielt oft die Rose eine wichtige Rolle. Z. B. "Rose Essentielle" von Bulgari, "London" von Burberry, "Dianthus" von Etro, "Enchanting" von Celine Dion, "F" von Ferragamo, "Femme" von Boss, "Ferré" von Ferré, "Envy Two" von Gucci, "Love in White" von Creed, "Rose absolue" von Yves Rocher, "Songes" von Annick Goutal, "Stella in Two" von Stella McCartney

Selbstbewusst-Feminine Düfte Interessante, eigenwillige Parfüms, die mit dem Gegensatz von Herbheit und Süße spielen. In dieser Gruppe finden sich auch die so genannten Chypres, die jetzt ein Comeback erleben. Frauen, die eine Schwäche für Männerdüfte haben, werden sie mögen. Z. B. "Code" von Armani, "Aromatics Elixir Velvet Sheer" von Clinique, "Cinema Gold" von Yves Saint Laurent, "Matsuri" von Annayake, "Perles de Lalique" von Lalique, "Pomegranate" von Joe Malone, "Rumeur" von Lanvin, "Soir de Lune" von Sisley, "Style" von Jil Sander, "The One" von Dolce & Gabbana, "For Her" von Narciso Rodriguez.

Selbstbewusst-Feminine Düfte Interessante, eigenwillige Parfüms, die mit dem Gegensatz von Herbheit und Süße spielen. In dieser Gruppe finden sich auch die so genannten Chypres, die jetzt ein Comeback erleben. Frauen, die eine Schwäche für Männerdüfte haben, werden sie mögen. Z. B. "Code" von Armani, "Aromatics Elixir Velvet Sheer" von Clinique, "Cinema Gold" von Yves Saint Laurent, "Matsuri" von Annayake, "Perles de Lalique" von Lalique, "Pomegranate" von Joe Malone, "Rumeur" von Lanvin, "Soir de Lune" von Sisley, "Style" von Jil Sander, "The One" von Dolce & Gabbana, "For Her" von Narciso Rodriguez.

Träumerisch-Leichte Düfte Beschwingte Kompositionen mit fruchtig-frischen und zart-pudrigen Noten. Darunter sind auch Gourmet-Noten, die an köstliche Desserts erinnern. Z. B. "Eau Emotionelle" von Agent Provocateur, "Woman" von Byblos, "Elixier des Merveilles" von Hermès, "Eugénie" von Rancé, "Infiniment" von Chopard, "Into the Blue" von Escada, "KenzoAmour" von Kenzo, "Miracle forever" von Lancôme, "Nina" von Nina Ricci, "Noa Perle" von Cacharel, " Storia" von Isabella Rossellini, "Winterkiss" von Naomi Campbell.

Verführerisch-Sinnliche Düfte Sie haben einen eindeutig erotischen Charakter. Dazu zählen betörende orientalische Parfüms, in denen exotische Blüten, Kräuter, Gewürze und Hölzer den Ton angeben. Sie verleihen der Trägerin eine geheimnisvolle Aura. Z. B. "Allure Sensuelle" von Chanel, "By Night" von Jette Joop, "First Love" von Van Cleef & Arpels, "Insolence" von Guerlain, "L" von Lolita Lempicka, "Pure Poison Elixir" von Dior, "Sira des Indes" von Patou, "Youth Dew Amber Nude" von Estée Lauder.

Text: Gaby Hink Interview: Regina Spelman Produktion Bènèdicte Mohr Fotos: Michael Neumann

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