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Dolce Vita in der Villa Rodogallo

In der Villa Rodogallo in Ampulien kümmert sich Hausherrin Donna Enza persönlich um das Frühstück. Der Blick auf das Kloster Santa Teresa ist bei diesem Italien-Urlaub inklusive - und ein Mittagessen nach solch einem Mahl überflüssig.

Schon in aller Herrgottsfrühe weht das Glockenläuten vom nahen Karmeliterinnenkloster Santa Teresa herüber. Im Garten der Villa Rodogallo, deren Rot im Morgenlicht leuchtet, klopft Landarbeiter Marco mit einem langen Stock die Mandeln von den Bäumen. Sie fallen in apfelsinenfarbene Netze, die unter den Stämmen ausgebreitet sind. Auch Hausherr Don Ambrogio ist längst wach und steht gebückt in seinen Beeten, knipst glänzende rote Paprika von den Zweigen und zupft herrlich süße Pendolino-Tomaten von den Sträuchern. Auf dem schmiedeeisernen Balkon kann man, noch im Schlafanzug, die ersten Sonnenstrahlen genießen. Unten werkelt schon die Hausherrin, Donna Enza. Blond und mit wehendem hellgrünem Kleid, eine Melone auf der Schulter balancierend.

Die Tafel in der Villa Rodogallo gleicht einem barocken Stillleben

Sie will in die Küche, wo Köchin Fabricia leise mit dem Kaffeegeschirr klappert und mit ihrem Kollegen Dan zubereitet, was Enza bereits in aller Frühe geerntet hat. Wer auch immer La Dolce Vita – das süße Leben – zuerst beschrieben hat, er hätte sich hier inspirieren lassen können.

Wer dieses Spalier durchschreitet, landet im Garten Eden.

Wir befinden uns auf der Halbinsel Salento, jener Region in Apulien, die den Absatz des italienischen Stiefels bildet. Im Westen liegen die winzigen Orte Sannicola und Tuglie. Von der Dorfstraße, die beide Orte miteinander verbindet, zweigt eine Pinienallee ab und endet in einem Spalier rosenroten Oleanders. Wenn man dieses Spalier durchschreitet, landet man direkt im Garten Eden: auf Rodogallo.

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Die Villa, ein Landhaus aus dem 18. Jahrhundert, war früher Herrschaftssitz. Heute ist sie ein Gästehaus mit drei Doppelzimmern und einer Suite, geführt von Enza und Ambrogio Santese. Wer hier übernachtet, der bekommt von Enza ein Frühstück serviert, wie es kein zweites in Apulien gibt. In der Beletage mit Blick auf den lauschigen Zitrusgarten und das nahe Kloster sind die Tische gedeckt. Duftender Espresso wird ausgeschenkt. Dann der Blick auf die Tafel, gegen die ein barockes Stillleben wie eine flüchtige Skizze wirkt: ofenwarme Brioche mit saftigen Birnenstücken! Focaccia mit Gartentomaten! Crostata aus knusprigem Mürbeteig mit Feigen und Maulbeeren! Kompott aus frisch gepflückten gelben und weißen Pfirsichen, mit frischer Minze aromatisiert! Kandierte Orangenschalen! Saftige Melonen! Mandelkrokant! Gezuckerte dickschwarze Maulbeeren! Taufrischer, glänzender Ricotta! Dazu tiefroter Vincotto, ein Sirup aus süßen Malvasiatrauben! Tarallini, eine apulische Gebäck- spezialität! Biscotti alla Nonna! Mit Apfelkompott! Und alles aus eigener Ernte und soeben selbst zubereitet!

Der Anblick ist eine Offenbarung, so, als hätte eine antike Göttin ihr Füllhorn hier ausgeschüttet. Enza strahlt. In der Villa Rodogallo gibt es leider nur Frühstück – das Wort "nur" verbietet sich allerdings an dieser Stelle. Die Stadt Gallipoli, mehr als 2000 Jahre alt und direkt am Meer gelegen, ist sieben Kilometer entfernt. Mit ihren typisch italienischen Gassen und Plätzen bezaubert sie jeden Besucher. In ihren Cafés, Bars und Restaurants kann man die Zeit bis zum nächsten Frühstück überbrücken. Wie auch in der herrlichen Barockstadt Lecce, im beschaulichen Wallfahrtsort Galatone...

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Über dem ganzen Salento liegt ein einzigartiges Licht. Die Städte schimmern zart und weiß, die Häuser sind ineinandergeschachtelt wie in den Dörfern auf den Inseln der Ägäis. Diese Ähnlichkeit ist kein Zufall. In der Antike, zwischen 700 und 500 vor Christus, war das Salento von Griechen besiedelt. Der klingende Name Rodogallo erinnert noch daran. "Schöne Rosen" bedeutet das Wort, das sich aus dem Altgriechischen herleitet. So nannten die Einwanderer die Gegend. Im Mittelalter befand sich hier ein Kloster. Später errichtete man auf den Grundmauern des verlassenen Klosters den Gutshof, der natürlich rosenrot gestrichen wurde. Ambrogios Großmutter kaufte das Gut für ihre Kinder, Ambrogios Vater Silvio bewirtschaftete den Hof. Franco, einer der Landarbeiter, erzählt, dass schon seine Vorfahren hier ihr Brot verdient hätten. Ambrogios Mutter Pippi soll herrliche Feste gegeben haben

Vielleicht ist es das Paradies

Heute ist es Enza, die die Gastfreundschaft hochhält. Die geräumigen Zimmer mit dem herrlichen Gartenblick hat sie selbst liebevoll eingerichtet. Bis vor zehn Jahren war sie Lehrerin, aber dann siegte ihre Liebe zur Kochkunst. Alles hat sie sich selbst beigebracht, einzig das dicke Rezept buch ihrer Mamma diente ihr als Ratgeber. Heute ist es schon ganz zerfleddert. Aber Enza braucht das Büchlein auch nicht mehr. Die Ernte ist ihr Inspiration genug. Ambrogio kurvt knatternd mit dem Ape, seinem dreirädrigen Kleintransporter, hinters Haus und lädt einen Korb blitzblanker Cornetti-Paprika ab, dazu eine Kiepe der duftenden Pendolino- Tomaten. Obendrauf legt er einen riesigen Strauß Basilikum. Enza lächelt sphingisch. "Das Paradies?", wiederholt sie. "Ja, vielleicht ist es hier. . . " Dann verschwindet sie mit einem Armvoll zarter Rucolas in der Küche.

Text: Inge Ahrens Fotos: Thomas Neckermann

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