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Trentino: Wo die Dolomiten klingen

Trentino: Wo die Dolomiten klingen
© ZM_Photo / Shutterstock
Im Sommer wird im Trentino musiziert, auf den Almen, in Schlössern und Burgen. Einer von vielen Genussmomenten in dieser italienischen Provinz, in der man sich am besten treiben lassen sollte.

Auf der Landkarte sieht sie wie ein Schmetterling aus. Die Flügel weit ausgebreitet, zögernd, auf welcher Blüte er sich niederlassen soll. Das zarte Rückgrat ist die Etsch, der zweitlängste Fluss Italiens, das Hinterteil ein Stück des Gardasees. Seine Flügel bestehen aus vielen bunten Sprengseln. Braun - das sind die Dolomiten. Grün - das sind die Wiesen, die Täler, die Almen. Und alle Farben zwischen Smaragdgrün und Azurblau - das sind die Seen. Mindestens 100 graue Pünktchen entpuppen sich als Burgen, und die roten Punkte sind die Dörfer und die Städte, und der größte Klecks, das ist Trento, die Hauptstadt der kleinen norditalienischen Provinz Trentino.

Von einem Schmetterling kann man lernen, wie man ohne Eile von Blüte zu Blüte taumelt. Ein Tempo, das zum Trentino passt, obwohl die Provinz ihren Gästen schwindelerregend viele Angebote macht. Soll ich die Gourmetstraße entlangfahren oder lieber die Weinstraße? Habe ich Lust auf Sport? Dann kann ich wandern oder biken, klettern, reiten oder mich in den Heilquellen von Levico Terme aalen. Und die Kulturangebote sind so üppig, dass man die Übersicht verliert. Kunst gibt es nicht nur in Museen, sondern in den Domen, Kirchen, Kapellen und Schlössern.

Viele Künstler zieht es in das Trentino

Musik wird im Sommer an jeder Ecke gespielt, für jeden Geschmack: Klassik oder Rock oder Pop. Im Hinterhof, im Saal, im Zelt oder, wie im letzten Jahr, jazzige Weltmusik auf dem Passo Fittanze, östlich der Etsch, nicht weit vom Städtchen Avio entfernt, in der Mittagszeit auf 1399 Meter Höhe. Schon Stunden vorher besetzten die Besucher die Hänge. Die Sonne schien, es war warm. Und weil die Menschen bunte T-Shirts trugen, sah es auf den Wiesen aus, als wüchsen darauf tausend bunte Blumen. Der Bandleader war eine Berühmtheit: Trilok Gurtu, ein Inder. Seine Band trommelte, blies und flötete arabische, afrikanische und indische Rhythmen. Ein Schatten zog über das Tal, hielt sich dort eine Weile auf, als wollte er lauschen. Der Wind stahl sich die Töne von den Instrumenten und trug sie in die Täler. Taumeln oder tanzen wie ein Schmetterling.

Eine Blüte ist das MART, das Museum für moderne Kunst in Rovereto. Nicht nur wegen der Gemälde und Skulpturen, moderne Kunst kann man auch zu Hause gucken, sondern wegen der Architektur des Gebäudes und besonders wegen der fantastischen Glas-Stahl-Kuppel des Architekten Mario Botta. Besucher legen hier für lange Zeit den Kopf in den Nacken, weil sich niemand an dieser Kuppel sattsehen kann.

Eine der ungewöhnlichsten Blüten aber heißt Arte Sella und ist ein sehr besonderer Kunstparcours im Val di Sella, einem verzaubert schönen Tal. Alle zwei Jahre arbeiten hier Künstler mit den Materialien, aus denen diese Landschaft besteht: Steinen und Zweigen, Erde und Baumstämmen, Blättern und Wurzeln. Wenn die Künstler wieder abreisen, hinterlassen sie Kunst, die man nicht kaufen kann, eben weil sie zur Landschaft gehört. Ein ganzes Theater aus Ästen steht hier im Wald, auch Wölfe und Igel. Ehrfürchtig streifen die Besucher durch die lebende Pflanzen-Kathedrale des Künstlers Giuliano Mauri.

Lust auf Geschichte? Dann nicht Trento vergessen, die Hauptstadt, die Stadt der Langobarden, die Stadt, in der die Germanen, die Habsburger, die Franzosen, die Fürstbischöfe überall ihre Spuren hinterlassen haben: den Dom San Vigilio, das klotzige Castello del Buonconsiglio. Reichtümer, Kunstschätze und Bürgerhäuser mit aufregenden Geschichten. Trento wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg italienisch. Der Schmetterling sagt nicht: "Entweder - oder." Er sagt: "Flieg, wohin du willst. Morgens ins Museum, mittags zum Schwimmen oder Rudern. Nachmittags zu einer Burg, wo so gut gekocht wird, und tafele in einem Rittersaal. Genieße die Ruhe, die von dicken Mauern und der langen Geschichte ausgeht. Nirgendwo schläfst du besser."

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Atemberaubende Schönheit, gerecht verteilt auf sechstausend Quadratkilometer Landschaft. Grüne, blaue und graue Seen. Schroffe Dreitausender und lange, sanfte Täler. Städte und Dörfer voller Geschichten, Geschichte und Kunst. Und Angebote für fast jedes Urlaubsbedürfnis. Schwimmen, radeln, wandern, kraxeln in den Dolomiten. Golf spielen oder lieber Wellness auf tausend Meter Höhe? Und wo wohnen? Im Schloss über der Stadt, in der einsamen Hütte im Wald, der Ferienwohnung, dem schicken Hotel. Wer das Trentino kennen lernen will, ohne sich von seinen Angeboten hetzen zu lassen, dem bleibt nichts anderes übrig als die Entscheidung für entspanntes Sich-Treiben-Lassen. Wie hier im Tal der Seen, Valle dei Laghi. Weiterfahren? Oder - magisch angezogen vom Castel Toblino - einkehren im einst antiken Tempel, der dann ein Schloss war und heute ein Café und Restaurant ist? Sich entscheiden - das ist die schwerste Übung auf dieser Reise.

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Die Schritte der letzten Besucher hallen durch das mächtige, tausend Jahre alte Castello di Avio, der Abendwind bewegt die Blätter der Bäume. Im Städtchen Avio, unterhalb des Castello, läuten die Glocken den Abend ein, und nachts ist nur noch das Rauschen der Etsch zu hören. Auch so klingt es in den Dolomiten.

Am nächsten Tag, mittags, auf der anderen Seite der Etsch, im Hochtal des Passo Fittanze, ganz andere Töne. Fünf Musiker treffen sich zu einem der vielen Sommerkonzerte. Für viele Urlauber ist das Musikhören unter freiem Himmel Ziel oder Ausgangspunkt einer Wanderung. Ob Pop, Rock, Jazz, Klassik oder Weltmusik, unbekannte oder berühmte Ensembles und Bands - Musik gibt's im Trentino in der Urlaubszeit bei Sonnenauf- und -untergang und in der prallen Mittagshitze. Es gibt das Musikereignis im Smoking und mit teurer Karte oder im T-Shirt auf der Wiese ganz umsonst. Mit Wein, Käse, Salami und Ciabatta aus dem mitgebrachten Picknickkorb.

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Kunstgenuss. MART heißt das Museum moderner und zeitgenössischer Kunst in Rovereto, unter dessen sensationeller Metall-und-Glas-Kuppel, einem Spiel aus Luft und Licht, sich jeder Besucher den Hals verdreht.

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Siebentausend Kunstwerke - danach müssen sich die Sinne im Café beruhigen.

Oder inmitten der alten Kulturlandschaften, zu denen die Apfel-, die Wein- und die Gourmetstraßen im Trentino gehören. Guten Wein erkennen ist auch eine Kunst, zu der Sachverstand gehört.

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Sich treiben lassen in den Osten der Provinz, im Val di Sella landen und nach Artesella fragen (Nähe Borgo Valsugana). Seit über zwanzig Jahren findet hier eine internationale, ganz eigene Schau moderner Kunst statt. Werke, deren Material ausschließlich der heimischen Landschaft entnommen werden darf. Baumstämme und Äste, Steine, Laub und Erde. So liegen im Wald geheimnisvolle Räder, ein Theater im Dickicht oder eine große Baum-Kathedrale des Bildhauers Giuliano Mauri.

Teroldego - der Wein aus dem Trentino

Die Winzerin Elisabetta Foradori produziert auf ihrem Gut in Mezzolombardo einen im wahrsten Sinne des Wortes einzigartigen Wein: Teroldego Rotaliano. Seit dem Mittelalter wird die Teroldego-Rebe in der Rotaliana-Ebene angebaut, auf den kieshaltigen Böden zwischen den Flüssen Noce und Etsch. Die Rebsorte ist autochthon, wuchs also ursprünglich nur hier. Noch im 19. Jahrhundert verglichen Kenner den kräftigen roten Teroldego mit den edelsten Bordeaux-Weinen. Hundert Jahre später aber stand die Rebsorte vor dem Aussterben, und das dünne Getränk, das man aus den Trauben noch kelterte, ließ darüber wenig Bedauern aufkommen. Elisabetta Foradori änderte das. 1985 erbte die Önologin das Gut ihres Vaters und widmete sich fortan ihrem Ziel, den Teroldego zu retten. Sie stellte auf Bio-Anbau um, veränderte Pflanzung, Schnitt und Arbeit im Keller. Mit Erfolg: Foradoris Teroldego Rotaliano, ein würziger, geschliffener Rotwein, überzeugte die Kritiker sofort. Und ihr dichter, edler Granato, gekeltert nur in Spitzenjahrgängen aus Trauben höchster Qualität, gilt als bester Teroldego der Welt.

Reise-Infos Trentino

Hinkommen Z.B. Fug nach Verona, dann weiter mit dem Mietwagen, ca. 45 Minuten Richtung Norden nach Trento.

Info Trentino Marketing vermittelt auch Unterkünfte und gibt u. a. Auskünfte auf Deutsch über Musikevents, Schlösser, Weingüter etc. Via Romagnosi 11, I-38100 Trento, Tel. 00 39/04 61 21 93 00, Fax 00 39/04 61 21 94 00, www.visittrentino.it

Text: Monika Held Fotos: Milan Horacek, Thomas Neckermann

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