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Fünf Gründe, Sex zu haben

Paar auf Bett, Schuhe und Champagner im Vordergrund
© Olena Yakobchuk / Shutterstock
Wenn Paare miteinander schlafen, steckt dahinter nicht immer nur die pure Lust. Manchmal ist Sex auch Mittel zum Zweck. Fünf Gründe für Sex.

Begehren, Verlangen, Hingabe - es gibt Momente, da zählt nur noch die Lust und sonst gar nichts. Dann schlafen wir mit unserem Partner, weil wir keine Sekunde länger die Finger von ihm lassen können. Es gibt in einer Beziehung aber auch andere Motive, Sex zu haben: um uns nach einem Streit zu versöhnen, dem anderen eine Freude zu machen, um zu entspannen oder nicht als langweilig dazustehen. Auf den folgenden Seiten haben wir zwei Experten dazu befragt, wie Hintergedanken im Bett die Partnerschaft beeinflussen - den renommierten Sexualwissenschaftler und klinischen Psychologen Uwe Hartmann von der medizinischen Hochschule Hannover und die Gynäkologin und Sexualmedizinerin Vivian Pramataroff aus München.

"Körperliche und psychische Bedürfnisse beim Sex lassen sich grundsätzlich nicht trennen", betont Pramataroff. Manchmal überwiegt die eine Seite der Waagschale, manchmal die andere. "Es gibt viele Beweggründe, warum wir miteinander schlafen - von der Leidenschaft bis zur Dankbarkeit. Das eigentliche Motiv ist uns meist gar nicht bewusst."

So manche Motivation kann die Partnerschaft durchaus bereichern. Laut Uwe Hartmann sollte man jedoch nie vergessen: "Sexualität ist immer ein Tauschgeschäft. Entsteht ein Ungleichgewicht, entwickelt sich das Paar zwangsläufig auseinander." Das heißt aber auch: Solange die Bedürfnisse des anderen nicht zu kurz kommen, spricht nichts dagegen, wenn zwei Menschen ab und zu mal das Gleiche tun, obwohl sie dabei nicht das gleiche Ziel verfolgen ...

1. Sex, um Stress abzubauen

Derjenige, der beim Sex voll und ganz entspannen und abschalten kann, erlebt ihn besonders intensiv. Auf körperlicher Ebene sorgen Hormone wie Dopamin, Oxytocin und beim Orgasmus vor allem Prolactin dafür, den Stresskreislauf herunterzuregeln. "Mit dem Partner zu schlafen, um sich eine psychische und physische Auszeit zu gönnen, ist grundsätzlich keineswegs verwerflich", so die Sexualtherapeutin Vivan Pramataroff. Als rein strategisches Vorgehen aber, à la "Ich habe Stress, ich brauch jetzt Sex!", ist der Akt weder erfüllend, noch tut diese Form der Alltagsbewältigung dem Partner und der Beziehung gut. "Oft sind es Männer, die Sex wie Aspirin benutzen", erklärt der Sexualwissenschaftler Uwe Hartmann. "Sie hatten einen schlechten Tag, haben Kränkungen erfahren und erhoffen sich, durch den körperlichen Kick aus diesem miesen Gefühl wieder herauszukommen." Bei den meisten Frauen funktioniert es jedoch genau andersherum: Sie müssen entspannt sein und sich wohlfühlen, um sexuelle Lust entwickeln zu können. "Wenn die Ausgangslage beider Partner sehr unterschiedlich ist, dann fühlt sich eine Seite schnell als Mittel zum Zweck." So wird Sex zum Egotrip - und hat statt wohliger Entspannung eher Distanz und Frustration zur Folge.

2. Sex, um sich nach einem Streit zu versöhnen

Steht die Beziehung auf einem soliden Fundament und werden Konflikte auch auf andere Weise gelöst, kann Sex ein schöner Weg sein, um sich wieder zu vertragen", so Uwe Hartmann. Laut einer Umfrage * ist Versöhnung für 44 Prozent der Frauen und 47 Prozent der Männer ein wichtiges Motiv, um mit dem Partner zu schlafen. Allerdings: Endet fast jede Auseinandersetzung im Bett, schadet die spannungsgeladene Leidenschaft mehr, als sie nutzt. "Die Schlussfolgerung 'Wir hatten doch guten Sex, dann ist wohl auch alles wieder okay' ist eine Illusion", betont Vivian Pramataroff. "Ein Streit hat immer einen Grund und erfordert ein klärendes Gespräch." Auch wenn der Friedenssex Aggressionen abbaut - langfristig können derartig überspielte kleine Konflikte zu handfesten Beziehungskrisen heranwachsen.

3. Sex, um den Partner nicht zu verlieren

Lack und Leder, Analsex oder SM - es kann passieren, dass wir dem Partner eine sexuelle Fantasie erfüllen, die bei uns selbst eher Skepsis statt Lust auslöst. Schließlich will man nicht spießig wirken oder riskieren, dass er uns für eine wildere Gespielin verlässt. "Sich auf Experimente einzulassen ist nicht zwangsläufig Selbstverrat", sagt Uwe Hartmann. "Um das Liebesleben in einer Beziehung spannend zu halten, muss man sich auch mal auf neues Terrain wagen. Der kleinste gemeinsame Nenner ist auf die Dauer langweilig." Bleibt die Abneigung gegenüber den Wünschen des Partners allerdings auch nach ein paar Testläufen bestehen, sind klare Worte angesagt. Wer trotzdem immer wieder mitmacht, sollte nach den Gründen forschen: "Manchmal stellt sich heraus, dass wir nicht nur ihm oder ihr zuliebe darauf eingehen, sondern dass die Praktik verborgene Wünsche in uns anspricht", so Vivian Pramataroff. "Oft lassen unbewusst verinnerlichte Normen und Rollenerwartungen der Gesellschaft nicht zu, diese Neigung als Teil der eigenen Sexualität zu akzeptieren und zu genießen."

4. Sex, um Macht auszuüben

Es ist eine völlig normale Reaktion, nicht mit dem Partner zu schlafen, wenn wir uns über ihn geärgert haben, und ihn körperlich zu "belohnen", wenn wir zufrieden mit ihm sind. Gefährlich für die Beziehung wird es erst, wenn Sex beziehungsweise Sexentzug zum Erziehungs- und Machtmittel verkommt, nach dem Motto: "Nur wenn du zwei Wochen lang lieb zu mir bist, schlafe ich mit dir." "Diese Taktik untergräbt langfristig das Vertrauen in der Partnerschaft", betont Vivian Pramataroff. Es muss allerdings nicht immer eine gezielte Strategie dahinterstecken. "Oft passiert das unbewusst: Wer in der Kindheit gelernt hat, dass unerwünschtes Verhalten mit Liebesentzug bestraft wird, der überträgt dieses Muster nicht selten auch auf die Beziehung."

5. Sex, um dem Partner eine Freude zu machen

Diese Motivation, mit jemandem zu schlafen, kann eine Beziehung durchaus bereichern. Und zwar dann, wenn es nicht um den Vorwurf "Das hab ich nur für dich gemacht" geht, sondern um eine großzügige Geste. "Sex ist in diesem Fall ein Geschenk, das ich dem anderen ganz bewusst mache - und das ist etwas Wunderschönes", erklärt die Sexualtherapeutin Vivian Pramataroff. Allerdings nur, wenn der andere die Hingabe auch als Liebesbeweis wahrnimmt und entsprechend wertschätzt. Und sich im Gegenzug auch mal revanchiert. Denn: "So schön das Verwöhnprogramm für den Partner sein mag - bleibt die eigene Befriedigung dabei dauerhaft auf der Strecke, kann das langfristig in Lustlosigkeit oder sogar in Abneigung umschlagen", warnt Uwe Hartmann.

Du hast dich übrigens schon öfter gefragt, was genau alles zu "Petting" zählt? Das erfährst du hier: Was ist Petting?

Text: Mila Hanke

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