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Sich engagieren Hilfe für Afghanistan

Karla Schefter leitet das Chak-e-Wardak-Hospital in Afghanistan. Neben der medizinischen Hilfe gibt sie den Menschen ihre Lebenslust zurück.

Selbst in Ruinen werden Blümchen gehegt und gepflegt.

Seit 1993 bin ich den größten Teil des Jahres in Afghanistan. Während meiner Besuche in Deutschland halte ich Vorträge, um auf unser Projekt aufmerksam zu machen. Wir sind auf Privatspenden dringend angewiesen, da wir das Krankenhaus zu 90 Prozent aus diesem Geld finanzieren. Vor jeder Abreise nach Afghanistan sammeln sich in meiner Wohnung in Dortmund Pakete und Päckchen. Darin sind natürlich vor allem Medikamente und Verbandmaterial. Aber auch Kosmetika, Haarspangen und -bänder, Stickgarn und Blumensamen. Sachen also, die vor allem Freude machen sollen. Denn auch das ist wichtig für die Menschen in Afghanistan: Dass sie sich auch mal wieder über etwas freuen können. 70 Prozent der Bevölkerung sind traumatisiert, viele leiden unter Depressionen. Es gibt keine psychotherapeutische Versorgung, und auch wir in unserer Klinik können sie nicht leisten. Deshalb versuchen wir, die Menschen mit solchen kleinen Mitbringseln gelegentlich von ihrem Leid abzulenken, ihnen Lebensfreude zurückzugeben.

Hilfe für Afghanistan: Geschenke sind genauso wichtig wie Medizin

Zur afghanischen Kultur gehört es, dass die Frauen und Mädchen sich schön machen. Nicht nur für Hochzeiten oder Feste, sondern auch füreinander, etwa, wenn Freundinnen zu einem Essen zusammen kommen. Unsere Mitarbeiterinnen schminken sich sogar für den Dienst. Das hebt ihr Selbstwertgefühl, und es ist ihnen wichtig, sich dieses Stück Normalität unter allen Umständen zu erhalten. Frauen wie Männer lieben Parfüms. Häuser und Wohnräume werden instand gehalten und dekoriert, so gut es eben geht. Schon in der Kindheit lernen die Mädchen sticken, bestickte Tücher werden als Wandschmuck aufgehängt, kleine Geschenke verpackt man – auch, weil es kein Einwickelpapier gibt – in selbst gemachte Tücher. Und es rührt mich immer wieder zu sehen, wie selbst in der schlimmsten Ruine ein Blümchen gehegt und gepflegt wird. Deshalb sind mir die Geschenke in meinem Reisegepäck inzwischen genauso wichtig wie die medizinischen Hilfsgüter.

Weitere Informationen unter www.chak-hospital.org

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