... weil ihre Fotoserien und Bücher die Geschichte des unbekannten Indien auf ganz eigene Weise erzählen.
Ist das wirklich Indien? Diese stillen, meist menschenleeren Räume, in Schwarzweiß fotografiert? Wir sind es gewohnt, Indien als überfülltes, wuseliges, buntes Land vorgeführt zu bekommen. Die Fotografien von Dayanita Singh erzählen andere Geschichten. Wir sehen Amtsstuben, in denen Berge von Akten gestapelt sind, die wohl nie wieder jemand öffnen wird ("File Room", 2013). Wir tauchen ein in das Leben eines indischen Eunuchen ("Myself Mona Ahmed", 2001). Oder wir betrachten leere Stühle in Räumen sehr unterschiedlicher Länder ("Chairs", 2005).
Die Fotografin wurde 1961 in Neu-Delhi geboren, seit den achtziger Jahren arbeitete sie als Reportagefotografin. Heute gehört sie zu den besten Fotokünstlerinnen der Gegenwart, 2013 waren Arbeiten von ihr im deutschen Pavillon in Venedig zu sehen. Man könnte Singhs Raumporträts eine Nähe zu Candida Höfer bescheinigen, in Wirklichkeit geht ihre Arbeit darüber hinaus: Ihre Serien und Fotobücher sind komplexe Erzählungen aus einem nur scheinbar bekannten Land.