... weil sie das Schockprinzip ihrer Anfangszeit hinter sich gelassen und existenzielle Körperkunst geschaffen hat.
Am Anfang war der Schock. Sarah Lucas, 1962 geboren, gehörte zu jener Gruppe junger englischer Künstler, die ab Ende der achtziger Jahre die Kunstwelt durcheinanderwirbelten. Ihre Arbeiten waren drastisch, direkt, morbide, sinnlich. Sie nannten sich "Young British Artists", und zu ihren unvergesslichsten Werken gehört Sarah Lucas' Arbeit "Au naturel" von 1994: eine dreckige Matratze, auf der profane Gegenstände menschliche Geschlechtsorgane darstellten - zwei Melonen und ein umgedrehter Eimer (Frau), eine aufgerichtete Gurke und zwei Orangen (Mann).
Lucas gab sich punkig, und mit ihren Materialien ging sie auch nicht zimperlich um. Früchte, Eimer, Zigarettenkippen und Plastikschrott verarbeitet sie zu wilden Skulpturen, in denen der Mensch nicht als Vernunftwesen erscheint, sondern als fragmentierte Kreatur. Lucas' Arbeiten stehen in der Tradition existenzieller Körperkunst seit Francis Bacon, der "Guardian" zählte sie kürzlich zu den besten britischen Künstlern aller Zeiten.