... weil sie der ehrwürdigen Gattung der Malerei ihr Selbstbewusstsein zurückgibt.
Früher hätte man so etwas automatisch für Männerkunst gehalten: gigantische Bilder, bis zu fünf Meter hoch, die dem Betrachter architektonische Bruchstücke um die Augen hauen, Teile von Gebäuden und Plätzen, zigfach übereinandergeschichtet und undurchdringlich miteinander verwoben.
Julie Mehretu gibt sich nicht mit bescheidenen Formaten zufrieden. Die 1970 in Äthiopien geborene und im Alter von sieben Jahren in die USA gekommene Künstlerin pflegt einen neuen Maximalismus: Was passiert, wenn man alles zusammenpackt? Wenn man Motive in den großen Mixer wirft? Bei der documenta 13 im vergangenen Jahr zeigte sie uns auf vier Riesenformaten einen solchen Remix von Orten, die Schauplatz einer revolutionären Bewegung waren.
Julie Mehretu traut der Malerei (die sie oft mit Zeichnung mischt) alle Weltdurchdringung zu. Sie nimmt sich den nötigen Platz, um der altehrwürdigen Gattung im Zeitalter der Smartphone-Displays ihr Selbstbewusstsein zurückzugeben. Man könnte auch sagen: ihre Größe.