... weil sie eine neue Kältelehre der Gegenwart erschaffen hat.
Monica Bonvicini hat der zeitgenössischen Skulptur ein neues Bild geschenkt: Indem viele ihrer Arbeiten an SM-Studios erinnerten, interpretierte sie das Museum als Ort der lustvollen Qual. Und des Fetischismus. Auf einmal war es offensichtlich, dass der sexuell gemeinte Fetischismus (der sich meist auf Kleidung oder Accessoires bezieht) eine natürliche Nähe zur Kunst hat, denn auch hier geht es schließlich um das begehrte, bedeutungsvolle Objekt. Warum war das vorher niemandem aufgefallen?
Monica Bonvicini, die 1965 in Venedig geboren wurde, seit Jahren in Berlin lebt, an der Kunstakademie in Wien lehrt, wäre aber keine so bedeutende Künstlerin geworden, wenn ihr nur ein paar SM-Anleihen eingefallen wären. Ihre gesamte Kunst, inklusive der großen Rauminstallationen und der Zeichnungszyklen, zeigt die leeren abweisenden Räume unserer hygienisch kühlen Zivilisation. Es fröstelt einen, und zugleich kann man die Augen nicht abwenden von dieser metallenen Schönheit. Monica Bonvicini erweist sich als Lehrerin der Kälte und der Anonymität.