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Der Frauenversteher

Theaterstar Samuel Finzi gibt ab jetzt immer freitags im ZDF den charmanten Kriminalpsychologen. In seinem ersten Fall verschwimmen die Grenzen zwischen Opfer und Täter.

Dr. Vincent Flemming (Samuel Finzi) ist scharfsinnig, einfühlsam und stets tadellos gekleidet. Ein echter Traum. Oder ein Trauma. Seine Chefin und Ex-Frau (Claudia Michelsen) jedenfalls ist genervt von diesem Seelenklempner, der jede kleine Geste, jedes Zwinkern interpretieren muss. "Ich fühle mich permanent nackt vor ihm", sagt sie vorm Scheidungsrichter.

Der Frauenversteher

Eine spannende Figur, die das ZDF da am Freitagabend ins Krimirennen schickt. Auf diesem Sendeplatz überraschte vor zwei Jahren schon der "Kriminaldauerdienst" mit authentischen Geschichten und einer für das behäbige Zweite erstaunlich wagemutigen Erzählweise. Auch "Flemming" traut sich was: Der Kriminalpsychologe interessiert sich nicht so sehr dafür, die Schuldigen zu bestrafen. Er erkennt die Fallstricke menschlicher Beziehungen und will auch die Täter zurück ins Leben bringen.

Gespielt wird Flemming von dem in Bulgarien geborenen Schauspieler Samuel Finzi. 1989 kam er nach Deutschland, seitdem spielt er mit großem Erfolg Theater. Auch im Kieler Tatort und als Gerichtsmediziner in "Bella Block" war er schon zu sehen. Finzis leichter Akzent ist bezaubernd, selbst wenn er in "Flemming" den ein oder anderen hölzernen Dialog absolvieren muss.

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Die Pilotsendung beginnt mit einem Rausschmiss: Flemming muss die Berliner Kriminalpolizei verlassen, zu oft ist er mit seinem Vorgesetzen aneinander geraten. Zum Abschied singt der Polizistinnenchor wehmütig "Goodbye, Sweatheart." Und dann fährt ihn auch noch ein Streifenwagen in Trauerflor zum Scheidungstermin.

Als ein kleiner Junge spurlos vom Spielplatz verschwindet, holt man Flemming zurück ins Boot. Ausgerechnet seine frisch geschiedene Frau leitet die Ermittlungen. Der Junge soll in einen Wagen eingestiegen sein, seine Mutter ist außer sich vor Angst. Doch Flemming merkt bald, dass sie mehr bedrückt als die Sorge um ihr Kind.

Claudia Michelsen und Samuel Finzi verstehen es großartig, das Ex-Paar zwischen Distanz, Verletzlichkeit und Zuneigung darzustellen. Auch der Fall ist spannender als mancher Tatort. Nur die bemüht komischen Flirtattacken des Psychologen hätte man sich sparen können. Wir sind auch ohne diese verbale Charmeoffensive sicher: Flemming ist einer, an den wir uns gewöhnen könnten.

"Flemming" läuft ab dem 13. November immer freitags um 20.15 Uhr im ZDF.

Text: Julia Müller Fotos: ZDF/Hans-Joachim Pfeiffer

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