Das hübsche Mädchen
Mohsin Hamid: "So wirst Du stinkreich im boomenden Asien"
Sie ist eine junge Frau irgendwo in einer Großstadt Asiens, ein namenloses "hübsches Mädchen", Gehilfin in einem Schönheitssalon. Und während sie Haare auffegt und Füße massiert, ist jede ihrer Bewegungen durchdrungen von dem Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Selbst ihre Schönheit liegt jenseits der Norm: Sie hat etwas "Rauchiges", etwas, dem der ebenfalls namenlose und aus armen Verhältnissen stammende Held des Romans hoffnungslos verfällt. Doch die Schönheit des Mädchens ist Chance und Verhängnis zugleich. Sie öffnet die Tür zur Modewelt und verschließt zugleich den Zugang zum eigenen Herzen. Aber auch der Held ist nicht untätig und wird mit Trinkwasser stinkreich. Ihre Wiederbegegnung mit über 80 gehört zu den rührendsten Liebesszenen der modernen Literatur. Mohsin Hamid lebt nach Stationen in London und New York heute wieder in seiner Heimat Pakistan. Es gelingt ihm, eindringlich vom gnadenlos boomenden Asien zu erzählen und für die Gefühlswelt seiner Protagonisten eine universelle Sprache zu finden. Nicht ganz zufällig hat der Autor dafür die "du"-Form der amerikanischen Selbsthilfeliteratur gewählt. Das kann man bemerken und getrost wieder vergessen - und diesen grandiosen Roman einfach nur genießen. (Ü: Eike Schönfeld, 224 S., 18,99 Euro, Dumont)Antje Liebsch