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Was tun gegen Karies?

Was tun gegen Karies?
© PictureArt/Fotolia
Wenn der Zahnarzt bohrt, bekommen viele Menschen Panik. Gut, dass es neue Methoden gegen Karies gibt, die leise sind. Aber helfen sie auch?

Spätestens beim Surren des Bohrers hassen die meisten von uns ihren Zahnarzt. Dabei würde der solche unangenehmen Eingriffe selbst gern vermeiden. Denn Bohren bedeutet immer den Verlust von gesunder Zahnsubstanz - unwiederbringlich. "Ein eigener Zahn ist besser als jeder künstliche. Darum arbeiten und forschen wir daran, Zahnsubstanz möglichst lange zu erhalten", sagt Professor Hendrik Meyer-Lückel. Der Direktor der Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde der Uniklinik Aachen hat die Behandlung von Karies zu seinem Forschungsschwerpunkt gemacht. Und ein Verfahren entwickelt, mit dem Karies im Anfangsstadium geheilt werden kann - ohne Bohren.

Kariesinfiltration

"Kariesinfiltration" heißt diese neue Methode. Sie nutzt die Tatsache aus, dass die Karies bereits im Frühstadium, wenn kaum mehr als ein weißlicher Fleck zu sehen ist, den Zahnschmelz auflockert. Wird dann ein dünnflüssiger Kunststoff auf die Stelle aufgetragen, dringt dieser durch die Hohlräume bis tief in die durch Karies verursachte Verletzung ein und verschließt sie. Auf diese Weise wird die Karies gestoppt und der Zahn bleibt erhalten.

Damit die Technik funktioniert, muss der Zahn vorab gründlich gereinigt und die Zahnoberfläche mit einem speziellen Gel aufgeraut werden. Das Ganze passiert in nur einer Sitzung, ohne Betäubung, ohne Schmerzen, ohne Bohren. Allerdings bisher auch ohne Kostenübernahme durch die Krankenkassen - pro Kariesstelle muss man 80 bis 140 Euro aus eigener Tasche bezahlen.

Der andere Nachteil ist, dass diese Therapie tatsächlich nur im Anfangsstadium hilft. "Sobald die Karies tiefer geht oder bereits ein Loch sichtbar ist, muss doch gebohrt werden", sagt Hendrik Meyer-Lückel. Leider kommt eine solche Behandlung deshalb auch nicht infrage, wenn Karies am Rande einer bereits vorhandenen Füllung auftritt. Noch arbeiten nicht alle Zahnärzte mit dieser neuen Methode. Man sollte aber in der Praxis nachfragen oder auf www.bohren-nein-danke.de nach einem entsprechenden Arzt in der Nähe suchen.

Karies-Behandlung mit Ozon

Häufig wird inzwischen Ozon eingesetzt, um das Fortschreiten einer beginnenden Karies zu verhindern. Das Gas, das in höherer Konzentration giftig ist, wird dabei kontrolliert ausschließlich auf den infizierten Kariesherd geleitet. Es zerstört einen Großteil der Bakterien - auch in den verzweigten Hohlräumen der befallenen Stelle. Gesunde Zahnsubstanz bleibt erhalten, es muss nicht gebohrt werden.

Wichtig ist aber vor allem, wie anschließend weiterbehandelt wird: Erst die Mineralisierung mit Fluoridlacken oder -gelen, eine Versiegelung, eine Füllung oder der Verschluss besiegen die Karies. Die Ozontherapie selbst sorgt zwar für die gründliche Desinfektion, die allein ist allerdings nicht ausschlaggebend. "Ob eine Füllung oder eine Versiegelung die Karies stoppt, hängt fast ausschließlich davon ab, wie gut sie gemacht ist", sagt Professor Ulrich Schiffner, Oberarzt der Poliklinik für Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. "Für das Ergebnis macht es keinen Unterschied, ob vorab mit Ozon desinfiziert wurde oder nicht."

Karies-Behandlung mit Laser

Auch Laser haben in zahlreichen Praxen Einzug gehalten, Zahnärzte verwenden sie in verschiedenen Bereichen. So macht Laserlicht schon kleinste Kariesherde sichtbar - ganz ohne Röntgenbelastung. Der Zahnarzt kann die gebündelten Lichtstrahlen aber auch einsetzen, um Keime und bakterielle Plaques am Zahn zu entfernen und so einer Karies vorzubeugen. Und schließlich lässt sich durch Laserbohren ein kariöser Zahn abtragen. Das geschieht im Gegensatz zum konventionellen Bohren ohne Berührung und die damit verbundenen Erschütterungen und beängstigenden Geräusche. Aber: "Die Oberfläche des Bohrlochs ist nicht so optimal, und die Füllung hält eher schlechter", gibt Ulrich Schiffner zu bedenken.

Zahnpflege-Tipps: Besser bürsten statt bohren

Wichtig ist in jedem Fall, entstehende Karies so früh wie möglich zu entdecken. Nur so ist eine rechtzeitige und schonende Behandlung möglich, und gesunde Zahnsubstanz kann erhalten werden. Eine große Herausforderung sieht Hendrik Meyer-Lückel deshalb in der Wurzelkaries: "Bei älteren Menschen geht das Zahnfleisch zurück, deshalb nimmt die Wurzelkaries zu. Leider wird sie viel zu oft übersehen, gezieltes Suchen mit Röntgenaufnahmen ist da sinnvoll. So könnten wir viele Zähne erhalten."

Karies ist in den vergangenen Jahrzehnten dank verbesserter Vorsorge zwar extrem zurückgegangen, aber nur knapp ein Prozent aller Erwachsenen ist ganz von ihr verschont. Untersuchungen wie die 4. Deutsche Mundhygienestudie belegen, dass es bei der Zahnpflege noch immer hapert: Fast 90 Prozent aller Erwachsenen zeigen Anzeichen einer Zahnfleischentzündung. Zur Kariesprophylaxe raten Hendrik Meyer-Lückel und Ulrich Schiffner zu folgenden Maßnahmen:

  • Mehrmals täglich gründlich die Zähne putzen. Ob das manuell oder elektrisch geschieht, ist Geschmackssache, genau wie die Zahnpasta - solange sie Fluorid enthält.
  • Spätestens nach drei Monaten die Zahnbürste austauschen. Der Vorteil des häufigen Bürstenwechsels konnte in einer aktuellen Studie der Universität Göttingen bestätigt werden: Zahnfleischentzündungen sind dann seltener.
  • Mit der Zahnbürste sollte man alle Bereiche im Mund gut erreichen können, die Borsten sollten weich sein. Bürsten, die bei zu großem Druck nachgeben, sind schonender und verhindern das Freilegen der Zahnhälse.
  • Täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder - wenn das Zahnfleisch zurückgeht - mit einem speziellen Bürstchen reinigen.
  • Nach dem Essen Kaugummi kauen. Das regt den Speichelfluss an, der den Mundraum säubert. Zuckerfrei sind inzwischen fast alle Kaugummis, besondere Zusätze verbessern die Wirkung nicht unbedingt.
  • Ein- bis zweimal pro Jahr eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt durchführen lassen. Wichtig ist dabei auch eine Beratung zu Putztechnik, Reinigung der Zahnzwischenräume und Fluoridprophylaxe.
Text: Kathrin Dahl

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