Dann hast du also nie mehr deine Tage?, fragte mein Mann etwas entgeistert, als ich ihm vor zehn Jahren von meinem von meinem bevorstehenden Wechsel erzählte. So ist es! Ich war kurz davor, dachte ich. Schließlich war meine Regel sintflutartig das konnte doch nur bedeuten, dass sich die Menopause ankündigt. Falsch gedacht, denn das Ende zieht sich seither ... Aber sein Anfang ist klar.
Der Beginn der Menopause?!
Es war in Rom. Nie werde ich vergessen, wie ich damals nicht ins Pantheon ging, sondern ins Café gegenüber rannte, um mich umzustöpseln. Schon wieder, raunte mir mein Mann zu. Will nur auf Nummer sicher gehen, flüsterte ich zurück. Nummer sicher in den Wechseljahren? Das ist natürlich ein Witz, denn man ist laaaange nicht sicher vor Blut. Zählt man Rom nicht mit, war ich schon zweimal nah dran an der großen Pause. Beim ersten Mal (mit 53 Jahren und einigen blutlosen Wochen) weinte ich ein wenig. Das Ende der Fruchtbarkeit schloss ja gewissermaßen den Eintritt ins Omazän ein, ohne dass irgendwelche Enkelkinder in Sicht gewesen wären. Aber wie das Schicksal so spielt: Die Pause war klein, die Tage kamen wieder. Mit 54 war dann erneut Ruhe. Diesmal war ich begeistert und schenkte alle Tampons meinen Töchtern. Es war mehr Platz im Badregal. Ich kaufte Spitzenhöschen, 30-Grad-Wäsche. Ich war durch. Yippie. Na ja, wie gesagt: zweimal. Jetzt bin ich wieder drin. Bin ja auch erst im Jahr zehn der 25er-Zeitrechnung.
Unregelmäßige Blutung in den Wechseljahren
Ein schlappes Vierteljahrhundert soll es dauern können vom ersten Absacken des Hormonspiegels bis zum echten Ende der Blutungen. In den Wechseljahren haben sehr viele Frauen unregelmäßige Blutungen. Der ängstliche Blick auf die Stuhlfläche, wenn Frau aufsteht: Ist da eine Lache oder ist Ruhe? Einmal hat ein Scherzkeks Ketchup auf die Bierbank verteilt und gerufen: Du suppst schon wieder durch! Das fanden alle sehr witzig. Haha. Dazu kommt Spotting, das sind Schmierblutungen, die unsere feinen Slips verkleckern. Zum Heulen! In dem Lebensalter kann Frau auch bluten, ohne ein Ei ausgebrütet zu haben. Einfach so, weil die Schleimhaut noch dünner werden will oder irgendwelche dysfunktionalen Hormone spinnen. Die Hormone hängen total in der Luft während des Klimakteriums, die wissen einfach nicht, auf welcher Stufe sie gerade stehen. Ich kaufe mir eine große Flasche Kräuterblut, weil ich mich schlapp fühle. In der sogenannten Postmenopause – wenn ein Jahr lang keine Periode mehr kam — sollten Blutungen aber immer abgeklärt werden. Wer wie ich zwischen Prä-, Peri- und Postmenopause schwebt, wird seine Frauenärztin genau beobachten. Meine murmelte beim Ultraschall: Vielleicht ein kleiner Polyp in der Gebärmutter. Das Vielleicht ist typisch für sie. Also eventuell sei der für meine Blutungen verantwortlich. Schauen Sie hier, dieser kleine Beutel? Ich erkannte den Schatten eines Beutels im Schatten einer Höhle. Ja, sagte sie, das sollten wir jetzt vielleicht doch machen. Das ist ein kleiner Eingriff, danach wissen wir, ob Ihre Blutungen daher kommen.
Ein paar Fragen zum letzten Eisprung
...Wie kann ich sichergehen, dass es das jetzt auch gewesen ist?
Erst nach einem vollen Jahr "ohne" geht man davon aus, dass nun endgültig Schluss ist mit der Regelblutung. Wann die Menopause — das ist die allerletzte Periode — war, weiß man also immer erst im Nachhinein.
---muss ich nicht mehr verhüten?
Oft finden schon lange vor der Menopause keine Eisprünge mehr statt. Völlig sicher kann man allerdings nie sein. Wenn die letzte Blutung ein Jahr her ist, braucht man aber mit großer Sicherheit nicht mehr zu verhüten. Und in der Übergangszeit kann man die Frauenärztin auch um eine Ultraschalluntersuchung der Gebärmutterschleimhaut bitten. Eine dünne Schleimhaut, die gar nicht in der Lage wäre, eine befruchtete Eizelle aufzunehmen, ist ein starker Hinweis darauf, dass man nicht mehr schwanger werden kann.
...das können doch nicht die Wechseljahre sein, oder?
Doch, das ist nicht ausgeschlossen. Die Blutungen enden zwar durchschnittlich erst mit 52 Jahren. Doch die Bandbreite, wann das Klimakterium beginnt, ist enorm. Man schätzt, dass ungefähr drei bis fünf von 100 Frauen sogar schon mit unter 40 erste Anzeichen des Wechsels spüren. Ursache ist häufig ein Östrogenmangel, bei dem auch weniger Eizellen heranreifen. Sehr schlanke Frauen und Raucherinnen kommen tendenziell früher in die Wechseljahre als molligere. Obwohl ein frühes Klimakterium normalerweise eine harmlose Veranlagung ist, sollte man sich bei allzu frühen unregelmäßigen Blutungen sicherheitshalber durchchecken lassen. Denn es kann auch beispielsweise eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse dahinterstecken. Oder eine Störung im hormonellen Steuerungskreis zwischen Eierstöcken und Gehirn.
...Ganz Normal mit Ende 40? Oder soll ich das doch mal lieber abklären lassen?
Zwischenblutungen sind in den Wechseljahren sehr häufig. Ursache ist das relative Überwiegen der Östrogenwirkung an der Gebärmutterschleimhaut. Diese baut sich dadurch immer weiter auf, wird aber mangels Eisprung nicht in regelmäßigen Abständen abgestoßen. Irgendwann wird die Schleimhaut dann zu dick, und es blutet zum Teil sehr anhaltend daraus. Grund zur Besorgnis ist das selten. Doch sicherheitshalber sollte die Frauenärztin nachschauen. Ist die letzte Regelblutung allerdings schon mindestens ein Jahr her, und treten plötzlich erneut Blutungen auf, muss man auf jeden Fall möglichst schnell zur Ärztin oder zum Arzt. Es könnten beispielsweise ein Myom (gutartige Muskelgeschwulst), gutartige Polypen oder ein Endometriumkarzinom (Krebs der Gebärmutterschleimhaut) dahinterstecken. Alle diese Veränderungen der Gebärmutter treten während und nach den Wechseljahren zunehmend häufiger auf.
.... Könnte ich schlimmstenfalls verbluten?
Normalerweise verliert man während der gesamten Monatsblutung 50 bis 150 Milliliter Blut. Richtig stark ist die Blutung, wenn man stündlich einen neuen Tampon oder eine neue Binde braucht oder wenn man zwei Binden übereinanderlegen muss. Dann sollte man zur Frauenärztin gehen. Es besteht zwar nicht die Gefahr, akut zu verbluten. Doch eine Blutarmut (Anämie) kann durchaus die Folge sein. Wer gerinnungshemmende Mittel einnimmt, zum Beispiel wegen einer Herzerkrankung, sollte ebenfalls zum Arzt gehen, wenn Blutungen ungewohnt stark sind oder länger als acht Tage anhalten. Aber auch Stress oder Nacht und Schichtarbeit können eine Rolle spielen. Denn Stress hemmt über verschiedene hormonelle Mechanismen die Produktion von Progesteron. Und Progesteronmangel ist ohnehin mitverantwortlich für starke Blutungen in den Wechseljahren.
...ist spätestens Ende?
Die Wechseljahre mit ihren unregelmäßigen Blutungen und den typischen Symptomen wie Hitzewallungen können sich bei einigen zehn Jahre und sogar länger hinziehen. Wenn sie spät beginnen, kann man also durchaus auch noch bis Mitte, Ende 50 Blutungen haben. Späte Wechseljahre liegen oft in der Familie. Wenn die Mutter erst spät damit durch war, ist es nicht unwahrscheinlich, dass man selbst auch erst spät die Menopause erlebt.
Kein Grund zur Sorge!
Zur Beruhigung aller p-p-p-
menopausalen Leserinnen: Die
Blutungen kommen in der Regel
nicht von einem Krebs. Sogar der harmlose Polyp bei mir war gar keiner. Echte Sicherheit gibt
es aber nur, wenn man ins
Organ hineinschaut und eine
Gewebeprobe untersucht. Die
Ausschabung (Abrasio) beruhigt zusätzlich das blutige Geschehen, indem sie "alles ausräumt" (diesen Ausdruck lieben die Ärzte). Eine dünne Gebärmutterschleimhaut ist folglich nicht verkehrt. Und jetzt werde ich also nie mehr bluten?, frage ich die Ärztin voller Hoffnung beim Nachgespräch. Das können wir nicht garantieren, sagt sie — und ich? Kann immer noch sagen: Sorry, Schatz, ich hab meine Tage.
PS: Es stimmt übrigens, dass die Wechseljahre früher nicht so lange dauerten. Das lag aber nur daran, dass die Frauen früher tot waren. Dann lieber quicklebendig mit Spotting ins Prä-Omazän!