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"Die innere Haltung wirkt nach außen"

Für den Schweizer Bewegungsforscher Christian Larsen ist Schönheit Ausdruck einer bewussten Haltung und Lebensführung: anatomisch intelligente Bewegung statt Botox und Lifting.

BRIGITTE WOMAN: Was ist für Sie das Geheimnis einer positiven Ausstrahlung?

Christian Larsen: Offenheit und Anziehung. Beides hat mit der eigenen Persönlichkeit zu tun, drückt sich aber auch in der Körperhaltung aus. Wer mit vorgeschobenem Kopf und Rundrücken dasteht, wirkt nicht in gleichem Maße ehrlich wie jemand mit aufgerichteter Haltung und offenem Blick. Erst die Kombination von Vertrauenswürdigkeit und Anziehungskraft lässt eine magische positive Ausstrahlung entstehen.

BRIGITTE WOMAN: Gibt es bestimmte Details in der Körperhaltung, die dafür sorgen, dass die Ausstrahlung stimmt?

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Christian Larsen: Ganz wichtig ist eine aufgerichtete, zentrierte Haltung des Kopfes, über dem Körper, nicht vorgeschoben, mit einem Gesichtsausdruck, der frei von Verspannung ist. Das ist zentral, weil wir das nicht mit Kleidern vertuschen können. Und dann kommt es natürlich auf die Haltung des ganzen Körpers an. Stehe ich gut auf beiden Füßen, bin ich geerdet, fühle ich meinen Schwerpunkt in der Körpermitte?

BRIGITTE WOMAN: Spiegelt sich darin auch die innere Einstellung eines Menschen wider, seine Einstellung zum Leben?

Christian Larsen: Das kann man daraus nur bedingt ablesen. Wenn jemand stabil am Boden steht wie ein Judokämpfer, dann hat er zwar eine gewisse Stabilität, doch die muss nicht für alle Lebensbereiche gleichermaßen gelten. Ich interpretiere in die Körperhaltung nicht gern etwas Psychologisches hinein. Ich beobachte lieber, zum Beispiel dass die Schultern hängen, als wenn eine Last darauf getragen würde, und frage dann denjenigen nach seinen eigenen Assoziationen dazu.

BRIGITTE WOMAN: Warum entwickeln Menschen eine für sie persönlich typische Körperhaltung?

Christian Larsen: Dabei spielen zwei Faktoren eine Rolle. Einer ist die Schwerkraft. Sie zieht uns entweder aus dem Gleichgewicht, wenn der Körper gegen sie ankämpft, oder hilft uns, uns mit ihr aufzurichten. Der zweite Faktor ist die Summe aller körperlichen wie seelischen Belastungen, Erfahrungen, Herausforderungen, Enttäuschungen und Verletzungen, die wir erlebt haben. Die innere Haltung wirkt nach außen und umgekehrt. Eine klassische Wechselbeziehung. Ganz praktisch heißt das aber auch: Man kann an beiden Enden - im Körperlichen wie im Seelischen - anfangen, etwas zu verändern.

BRIGITTE WOMAN: Das heißt, wer an seiner Körperhaltung arbeitet, kann seine Lebenseinstellung verändern?

Christian Larsen: Absolut. Das ist einer der direktesten Wege. Wir haben einen Körper, um dem, was für uns erstrebenswert ist, Ausdruck zu geben. Letztendlich geht es immer darum, das in uns vorhandene Potenzial zu verkörpern.

BRIGITTE WOMAN: Wie kann ich mich davor schützen, dass durch körperliche und seelische Belastungen Fehlhaltungen entstehen, unter denen meine Ausstrahlung leidet?

Christian Larsen: Vor der Auseinandersetzung mit den eigenen Lebensthemen und Herausforderungen kann man sich nicht schützen. Höchstens davor, zwanzigmal den gleichen Fehler zu machen. Da helfen Aufmerksamkeit und Sensibilität, um zu merken, dass etwas nicht stimmt. Wenn ich achtsam bin, mich frühzeitig ehrlich und motiviert damit beschäftige, dann ist das wie ein Schutzschild gegen seelische Probleme - und gegen körperliche Fehlhaltungen.

BRIGITTE WOMAN: Wie schaffe ich es, körperlich immer präsent zu sein?

Christian Larsen: Präsenz hat damit zu tun, dass die Sinne wirklich wach sind. Also Augen und Ohren auf. Das zweite ist die körperliche Präsenz. Wer jederzeit spürt und genau weiß, wo beim Sitzen, Gehen und Laufen sein Schwerpunkt ist, hat automatisch eine höhere Körperpräsenz.

BRIGITTE WOMAN: Was bedeutet für Sie natürliche Schönheit?

Christian Larsen: Natürliche Schönheit ist für mich wie eine Blume, die blüht, einfach so, nicht weil sie gefallen und wirken will. Ich empfinde eine Frau als schön, wenn sie eine seelische und körperliche Präsenz hat. Da ist Lebendigkeit hinter der Erscheinung, da steckt Gefühl drin, und das ist in der Summe für mich schön - auch wenn diese Frau nicht dem Model-Bild entspricht.

Aktiv gegen Verspannungen - Krafttraining, das die tief liegenden Stützmuskeln an der Wirbelsäule stärkt, bringt Patienten mit Rücken- und Nackenschmerzen in 80 Prozent aller Fälle spürbare Linderung. Spezielle Programme - sowohl vorbeugend als auch therapeutisch bei bereits bestehenden Beschwerden - bietet Kieser-Training. Viele Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten. Infos: www.kieser-training.com

- Die Schultermuskulatur lässt sich zu Hause mithilfe einer Art Stütze trainieren, die nur gezielte Bewegungen zulässt. Zusätzlich verbessert sich dadurch die Haltung, Verspannungen im Nacken werden gelindert. Mehr Infos: www.schulterhilfe.de

- Dynamisches Sitzen aktiviert die tiefe Rückenmuskulatur und verhindert eine verkrampfte Haltung. Einen ergonomisch gesunden Stuhl, der gleichzeitig Möglichkeiten für ein gezieltes Bewegungstraining bietet, hat die Sozialpädagogin und Yogalehrerin Gabriele Wander entwickelt. Mehr Infos: www.mishu.de

Text: Monika Murphy-Witt

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