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Salat in der Schwangerschaft: Wie jetzt, du isst keinen Salat mehr?

Toxoplasmose: Darf man in der Schwangerschaft Salat essen?
© Getty Images
Nach dem positiven Schwangerschaftstest folgt erst einmal Freude – dann schnell die Unsicherheit: Toxoplasmose, Listeriose, Salmonellen lauern überall. Was darf man denn noch essen? Kein rohes Fleisch, kein unpasteurisierten Milchprodukte - soweit so gut. Doch der Verzicht auf Salat macht unsere Autorin zu einer unentspannten Schwangeren.
von Franziska Steinberg

Dabei sagten alle: Du bist doch mit Katzen aufgewachsen, lebst selbst seit 7 Jahren mit einer Katze in einem Haushalt, als Kind warst du auch viel im Garten – du bist garantiert immun gegen Toxoplasmose. Doch das Ergebnis des Bluttests sah das anders: Ich besitze keine Antikörper – ich bin also nicht immun. Nun muss ich sehr aufpassen beim Essen, wie der Arzt sagt, und ich erhielt einen Katalog mit Lebensmitteln, die jetzt für mich ein Risiko bergen, mich mit Toxoplasmose anzustecken. Kurz gefasst:

  • Roher halbgegarter Fisch oder Fleisch
  • rohe Eier
  • ungewaschens Obst & Gemüse
  • ungewaschener Salat 

Außerdem: Berührung mit Katzenkot ist untersagt und bei der Gartenarbeit sind unbedingt Handschuhe zu tragen. Okay, er lauert überall – dieser Toxoplasmose Gondi. Anfangs war ich noch recht entspannt. Fisch, Fleisch und Eier müssen halt gut durch sein, doch dann wurde ich plötzlich unsicher, was frischen Salat in der Kantine oder Restaurants angeht. Mit gekochtem Essen tat ich mich aufgrund der Übelkeit anfangs schwer und frischer Salat war genau das, worauf ich Appetit hatte. Und das sollte ich jetzt nicht essen dürfen? Salat ist doch saugesund und super für Schwangere!

Salat bei Toxoplasmose? „Tja, sollten Sie leider nicht essen!“

Ich saß also beim Arzt und hab nochmal nachgefragt, wie das jetzt mit dem Salat sei. In der Hoffnung, dass er sagt, ich solle beherzt zugreifen - egal, wo ich bin. „Lassen Sie die Finger von Obst, Gemüse und Salat, den sie nicht mit Ihren eigenen Händen gewaschen haben.“ In Restaurants, Kantine oder Mittags-Bistro gilt die Grundregel: Es ist entweder gekocht – oder hat in meinem Magen nix zu suchen. Ich solle lieber Suppe essen. Das ist doch schließlich auch Gemüse, nur eben erhitzt und damit sicher. „Wie hoch ist denn das Risiko?“, hörte ich mich fragen. „Ziemlich klein“, sagte er. Er ergänzte im besorgten, aber bestimmten Ton: „Aber wenn Sie hier nachher mit Toxo sitzen, ist ihnen damit auch nicht geholfen. Es gibt einfach ein Risiko, das Sie vermeiden können, indem Sie sich wenige Monate ein bisschen umstellen. Sie müssen sich überlegen, ob sie es eingehen wollen und damit vielleicht Ihr Kind gefährden?“ Schluck. Gut. Danke. Will ich natürlich nicht. Salat fällt also aus. 

Ernährung in der Schwangerschaft – jetzt aber mal entspannt bleiben!

Ich gewöhnte mich ziemlich schnell an meine „Ernährungsumstellung“ – abgekühlte Tomatensuppe wurde zu meiner neuen Leibspeise. Mein Bauch wächst, Arzt, Baby und ich sind glücklich. Nur meine Freundinnen irgendwie nicht. Darunter Mütter und Nicht-Mütter, die jetzt verwirrt auf meinen Teller starren und mir gerne das Gefühl geben, ich sei doch als Schwangere ein unentspannter Freak. „Keinen Salat? Was für ein Quatsch! Du hast dich dein ganzes Leben nicht mit Toxoplasmose angesteckt – warum sollte das ausgerechnet jetzt passieren und dann ausgerechnet mit Salat?“ Wegen Murphys Law vielleicht. Oder einfach, weil das Risiko einer Infektion in der Schwangerschaft deutlich höher ist als ohne Baby im Bauch – das Immunsystem ist geschwächt. Nach dieser Antwort höre ich meistens nichts mehr. Doch andere haben noch mehr Argumente, die mich „entspannen“ sollen: „Was der Mutter gut tut, ist doch auch für das Baby gut.“ Ganz ehrlich? Also mir würde aktuell auch mal so eine Flasche Rotwein extrem gut tun. Und einer drogenabhängigen Schwangeren vielleicht der nächste Schuss. Es ist mit Sicherheit nicht alles gut fürs Kind, was gerade zum Wohlbefinden einer Schwangeren beitragen könnte. "Man kann sich ja auch anstellen", hörte ich dann schon mal Freundinnen sagen, mit obligatorischem Augenrollen. "Sorry, ich bin wohl ein ängstlicher Freak... Für mich den Burger ohne Salat – well-done, bitte." Warum genau hab ich mich jetzt entschuldigt? Für meine Sorge, mein Ungeborenes irgendwelchen Keimen auszusetzen, die ich nicht kalkulieren kann? 

Das unterschätzte Risiko: Salat in der Schwangerschaft

Was noch hinzukommt und ich bis dato ein wenig ausblendete: Salate in Restaurants, Kantinen oder Imbissen sind oftmals eine einzige Keimschleuder. Selbst wenn sie nicht vom Toxo befallen sind: Salmonellen, Darmerkrankungen oder EHEC – der Auslöser ist nicht zwingend immer gammeliges Fleisch. Oft ist es einfach der Salat, der unserem Magen Probleme bereitet. Er wird in größeren Mengen bereits vorgeschnitten angeliefert, lagert in großen Behältnissen vor sich hin und sieht selten nochmal eine ausgiebige Wasserdusche, bevor die frischen Salatblätter auf dem Teller landen. Da sind Keime vorprogrammiert. Im normalen Leben kann damit unser Magen und Immunsystem vielleicht umgehen, in der Schwangerschaft ist mir das einfach etwas zu heikel. Ich bin gespannt, ob ich unschwanger wieder in meine normale Ernährungsweise zurückkehren kann. Oder ob Salat einfach ein Luxus wird, den ich mir nur noch frisch zubereitet zu Hause gönne. 

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