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Foodsharing In diesem Kühlschrank ist für jeden was drin

Foodsharing: In diesem Kühlschrank ist für jeden was drin
© picture alliance / dpa
Lebensmittel teilen statt wegwerfen - das ist die Idee hinter der Plattform "Foodsharing". Eine clevere Idee ist auch der Kühlschrank für alle: Jeder kann Essen hineinstellen und alle dürfen sich bedienen.

Wir gehen hungrig einkaufen. Wir lassen uns im Supermarkt verführen und stellen zuhause fest, dass die Chips mit Currywurst-Pommes-Geschmack, die brasilianische Grillsoße zur Fußball-WM oder der Kräutertee mit dem schönen Namen doch nicht so gut schmecken wie in der Werbung versprochen. Wir fragen uns nach der Party, was wir mit all den Resten vom Büffet machen sollen. Wir stellen vorm Urlaub fest, dass wir den Kühlschrank unmöglich leer essen können, bevor wir abreisen.

Und am Ende passiert immer dasselbe: Wir schmeißen Essen weg. Knapp 82 Kilo Lebensmittel pro Jahr wirft jeder Deutsche pro Jahr in den Müll. Zwei Drittel davon, schätzt man, wären noch essbar. Auch in Supermärkten und Restaurants werden Lebensmittel entsorgt, und die Landwirt:innen sitzen mit Bergen an Obst und Gemüse da, das nicht makellos genug aussieht, um verkauft zu werden.

Salat verschenken, bevor er welkt

Die Lösung ist so simpel wie einleuchtend – sie lautet: Wir müssen unsere Lebensmittel teilen. Bevor der Käse verschimmelt, die Möhren schrumpelig werden und der Salat welkt, verschenken wir unser Essen lieber an Menschen, die es essen.

Bei diesem Gedanken setzt Foodsharing.de an: Das Internetportal stellt eine Landkarte zur Verfügung, auf der sich Essensretter:innen mit ihren übrig gebliebenen Lebensmitteln eintragen können. Foodsharing.de wurde mitgegründet von Valentin von Thurn, dessen Film "Taste the Waste" das Manifest aller Lebensmittelretter:innen ist. Aber wer will schon für zwei Päckchen Gelatine nach Hamburg-Winterhude reisen oder für vier Rettiche nach Berlin-Steglitz? Und wer hat Lust, den ganzen Abend zuhause zu sitzen und darauf zu warten, dass eben jene abgeholt werden?

Besser funktioniert es, wenn es zentrale Anlaufstellen für den Lebensmitteltausch gibt, so genannte Fair-Teiler: öffentlich zugängliche Kühlschränke und Lebensmittelregale. Auf der Website Lebensmittelretten.de, die mit "Foodsharing" kooperiert, sind inzwischen 97 solcher Fair-Teiler verzeichnet.

Noch werden viele der Fair-Teiler nur von Bedürftigen genutzt. Doch auch die Idee des Kühlschranks für alle nimmt immer mehr Fahrt auf: Im Innenhof eines selbst verwalteten Wohnprojekts in Berlin-Kreuzberg etwa stehen seit Kurzem zwei öffentliche Kühlschränke. Und auch an der Technischen Universität Darmstadt gibt es seit Februar einen solchen Kühlschrank. Hier kann sich jede:r bedienen, der:die möchte, und jede:r kann übrig gebliebenes Essen hineinstellen – ganz anonym und unbürokratisch. Auch Supermärkte, Bäckereien und die Tafel stellen Lebensmittel für den Fair-Teiler zur Verfügung.

Zugreifen darf jede:r, nicht nur Studierende. Ein Konzept, das gut ankommt: Der Kühlschrank wird rege genutzt, erzählt Jilly Latumena von der Foodsharing-Gruppe Darmstadt. Von der Gruppe stammt nicht nur die Idee für den Kühlschrank, sie kontrolliert und reinigt ihn auch. Wegen des großen Erfolgs sind in Darmstadt bereits zwei weitere Fair-Teiler entstanden, ein vierter ist in Planung.

Ganz ohne Regeln geht es allerdings auch beim Lebensmittel-Retten nicht: Nicht in den Kühlschrank gestellt werden dürfen Hackfleisch und Selbstgemachtes aus Rohmilch oder mit rohem Ei, weil diese Lebensmittel schnell verderben. Eine weitere Grundregel lautet: "Bitte hinterlasse nur Lebensmittel, die Du auch selbst essen würdest." Und daran halten sich die Foodsharer:innen auch: Probleme mit vergammelten Speisen gab es bisher nicht.

Brigitte

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