Dieses Gefühl kenne ich bestens: Man hat Lust auf ein schönes Dessert, und es soll so gut wie ein Kuchen sein - ofenfrisch und mit schönen reifen Früchten. Bis man dann den Teig in der Form hat, ist der Heißhunger aber meist schon verflogen. Oder man hat einfach nicht genügend Zeit, den Kuchen überhaupt zu backen. Ich bin ganz sicher, aus einem ähnlichen Notstand muss das Rezept des klassischen Clafoutis entstanden sein. Das ist ein Rezept aus Frankreich: ein Obstkuchen ohne Teig, also ein Auflauf. Egal wie man ihn nennt, Hauptsache er schmeckt köstlich.
So also geht mein köstlicher Clafoutis: Ich nehme 500 Gramm Kirschen, fast schwarz sollen sie sein und schön süß. Die werden entsteint und auf eine Platte gelegt. Man kann den Kirschauflauf auch schneller machen, wenn man die Steine in den Kirschen lässt. Aber aufgepasst! Dann muss er ganz langsam gegessen werden. Das hat natürlich auch was Positives, aber mit entsteinten Kirschen ist es sicherer, jedenfalls für die Zähne.
Ich gebe dann 25 Gramm Puderzucker und 15 Milliliter Kirschwasser darüber und stelle die Platte mit den Kirschen in den 220 Grad heißen Backofen. Die Kirschen ziehen so Saft und können ausdunsten. Ich behalte die Kirschen etwa fünf Minuten im Ofen, lasse sie dann in einem Sieb ganz abtropfen. Den Saft fange ich natürlich auf, denn er soll nachher als Soße serviert werden.
Den Backofen nun auf 180 Grad abkühlen lassen. Zwei große Eier ein bis zwei Minuten mit der Küchenmaschine oder den Quirlen des Handrührgeräts schlagen, dann 100 Gramm Puderzucker hineingeben und nochmals zwei Minuten schlagen, bis die Masse schaumig wird. Jetzt rühre ich noch 100 Milliliter Sahne, 100 Milliliter Milch und weitere 15 Milliliter Kirschwasser kurz darunter und stelle die Eimasse zunächst beiseite.
Die abgekühlten Kirschen auf eine Platte legen und in vier bis sechs zerbröckelten Butterkeksen hin- und herrollen, bis sie alle schön paniert sind. So kommen die Kirschen in eine gut gebutterte Auflaufform von 28 cm Durchmesser. Ich gieße die schaumige Eiermasse darauf und stelle die Form in den Backofen. (Falls nicht gleich die ganze Eimasse draufpasst, nach fünf Minuten im Ofen geht's bestimmt, man gießt einfach den Rest dazu.) Insgesamt muss der Clafoutis etwa 35 bis 40 Minuten backen. Die Eimasse muss nämlich stocken und soll obendrauf schön goldbraun werden. Voilà!
Der Kirschauflauf wird aus dem Ofen genommen und soll nun in der Aufflaufform abkühlen, am besten auf einem Gitterrost. Er kann gern schon lauwarm gegessen werden. Ich finde es aber noch besser, wenn man ihn abkühlen lässt, dann großzügig mit Hagelzucker bestreut und unter dem Backofengrill eine Minute karamellisieren lässt. Dazu gibt's dann halb steif geschlagene Sahne und den Kirschsaft. Den Kirschsaft kann man übrigens auch zu rotem Weinessig gießen - dann bekommt man Kirschessig. Der passt ganz wunderbar zur roten Bete oder in die Soße zur gebratenen Entenbrust.
Bon appétit in der Kirschenzeit und bis zum nächsten Mal!