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Bulletproof Coffee: Butter im Kaffee - ist das euer Ernst?

Bulletproof Coffee: Butter im Kaffee - ist das euer Ernst?
© Getty Images
Er soll wach machen und beim Abnehmen helfen, sagen die einen. Er ist ein widerliches Hipster-Gesöff, findet unsere Autorin – und fragt sich nebenbei, warum niemand mehr stinknormalen Kaffee trinkt.

Als ob Goldene Milch, Cold Brew und Gingershots nicht reichen würden: Das neueste eklige Zeug ist gerade buchstäblich in aller Munde. Bulletproof Coffee ist das, was junge Menschen vermutlich als den "heißen Scheiß" bezeichnen würden. Allerdings bin ich nicht mehr jung, sondern so alt, dass ich weder "heißer Scheiß" sage noch bis vor Kurzem wusste, was Bulletproof Coffee überhaupt ist. Die deutsche Übersetzung hilft dabei wenig, denn was "kugelsicherer Kaffee" sein soll, erschließt sich zumindest mir nicht logisch.

Schwärmereien eines Koksers? Nein, es ist nur Kaffee mit Fett!

Nur zur Erläuterung: Es handelt sich um Kaffee mit Butter und Kokosöl. Klingt widerlich? Schmeckt auch so. Diese fette Hipsterbrühe kann allerdings angeblich so einiges: Fit macht sie, total wach, superenergetisch. Wahrscheinlich schenkt sie mir auch noch ewige Schönheit. Dazu soll sie noch den Stoffwechsel anregen, megasatt und deswegen ultraschlank wird man davon. Klingt wie die die Schwärmereien eines Koksers? Allerdings. Nicht, dass ich mich auskennen würde oder vorhabe, auf meine alten Tage harte Drogen zu konsumieren – aber weißes Pulver durch die Nase zu ziehen erscheint mir vergleichsweise attraktiv, wenn ich die fettige Soße sehe, die in meiner Tasse schwimmt. Und dass man davon abnimmt, obwohl der Inhalt hochkalorisch ist, glaub ich auch sofort. Wenn man nicht direkt brechen muss, kriegt man von dem Gebräu Durchfall – da würde ich auch ohne Test 100.000 Euro drauf verwetten. 

Natürlich kommt die Idee aus den USA. Angefangen hat das Ganze zwar woanders und auch komplett aus anderen Gründen, aber am Schluss stammt sie von einem Ami, der in Tibet immer Tee mit Butter trank, wie die Sherpas im Himalaya es tun. Wieder Zuhause angekommen mixte er das Ganze einfach mit Kaffee, weil das ewig satt und wach hält und ihm das sinnvoll erschien. Vielleicht waren das aber auch einfach nur die beiden Dinge, die er nach seinem Trip nach Zentralasien in der Küche fand – wer weiß das schon genau?! In Silicon Valley sprangen alle auf jeden Fall drauf an. So konnte man sich schließlich eine Mahlzeit sparen und hatte ein neues Aufputschmittel, das sogar ziemlich günstig und voll legal war (sag ich jetzt mal so!). 

Warum trinkt keiner mehr ganz normalen Kaffee?

Ich freue mich übrigens schon länger, wenn zum Beispiel mein Vater oder meine Mutter einfach mal einen ganz normalen schwarzen Kaffee bestellen. Kellner in Szenevierteln kann man damit geradezu verwirren. "Nur Kaffee?" fragen sie oft gleich zweimal nach, weil es vermutlich in Hamburgs Schanzen oder Berlins Kreuzköllns dieses Landes selten vorkommt, das jemand dieses simple Getränk bestellt. Mindestens Sojamilch sollte schon drin sein – oder wenigstens was anderes Geschäumtes. Oder darf es decaf sein? Doppelter Shot? Diese Bezeichnungen sind auch alle so verwirrend: Ist ein Flat White nicht auch nur Kaffee mit Milch?

Egal, jetzt auf jeden Fall auch noch der Bulletproof. Ein Alleskönner, der zum Kotzen schmeckt. Das gilt allerdings auch für andere Trendgetränke, zum Beispiel Club Mate. Die kippen sich ja auch seit mehr als einem Jahrzehnt sämtliche Hipster überall rein, obwohl sie total eklig bitter ist. Ich frage mich gerade, ob das mal was wäre? Club-Mate mit Kaffee, bisschen Butter dazu, vielleicht eine geschäumte Mandelmilch obendrauf? Und das ganze als Shot? Fertig ist das neue Szene-Getränk. Oder gibt es das vielleicht schon? Nur um es kurz zu halten, die Details sind uninteressant und genauso appetitlich: Ich hab das Ganze ausprobiert, es hat meine Meinung nicht geändert. Eins ist auf jeden Fall klar: Ich trink die Brühe nie mehr. Da bleibe ich lieber dick und müde. Oder fange an zu koksen. 

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