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Vegane Ernährung 5 vegane Mythen im Faktencheck

5 vegane Mythen im Faktencheck
© Foxys Forest Manufacture / Shutterstock
Was ist eigentlich dran an den Mythen, die zum Thema vegane Ernährung kursieren? Wir machen den Faktencheck.

Wer sich dazu entscheidet, sich vegan zu ernähren, kennt es nur zu gut: ständige Kommentare und Besserwissereien von Familie, Freund:innen und Bekannten. Vegane Ernährung sorgt einfach immer wieder für hitzige Diskussionen. Nicht zuletzt wegen einiger Mythen, die zum Thema Veganismus in vielen Köpfen verankert sind. Damit du auf jedes Argument eine passende Antwort kennst, räumen wir mit fünf veganen Mythen auf und machen den Faktencheck.

1. Veganer:innen bekommen nicht genug Proteine

Dieser Mythos hält sich hartnäckig. Nicht nur in der Fitnessszene, auch generell wird immer wieder behauptet, dass Veganer:innen durch den Verzicht auf Fleisch, Milchprodukte und Eier zu wenig Proteine zu sich nehmen würden.

Faktencheck

Fleisch und tierische Produkte enthalten verhältnismäßig mehr Eiweiß als viele pflanzliche Lebensmittel und in Laborversuchen ist Protein aus tierischen Nahrungsmitteln dem unseres Körpers ähnlicher und wird deswegen leichter aufgenommen als pflanzliches. So weit so richtig. Allerdings ist das nicht die ganze Wahrheit.

Denn im Vergleich einzelner pflanzlicher Lebensmittel mit hohem Proteingehalt fällt schnell auf, dass sie sowohl mit Fleisch mithalten, als dieses auch übertrumpfen können. So enthalten beispielsweise 100 Gramm Rinderfilet rund 24 Gramm Eiweiß, die selbe Menge Sojageschnetzeltes dagegen stolze 50 Gramm und rote Linsen 26 Gramm Protein. Es kommt also nur auf eine gute Auswahl der pflanzlichen Nahrungsmittel an. Und auch die Biologische Wertigkeit, die angibt, wie gut das Protein im Körper aufgenommen werden kann, spielt bei einer abwechslungsreichen Ernährung keine große Rolle.

Denn pflanzliches Eiweiß kann einzeln betrachtet schlechter verwertet werden als tierisches, aber da wir über den Tag unterschiedliche Mahlzeiten mit verschiedenen Zubereitungstechniken und Kombinationen aus Lebensmitteln zu uns nehmen, erhöht sich die Verwertbarkeit der einzelnen Aminosäuren von Proteinen und steht den tierischen in nichts nach.

Wer sich von tierischen Lebensmitteln ernährt, läuft außerdem Gefahr, eher zu viel Protein als überhaupt benötig zu sich zu nehmen. Das kann auf Dauer die Nieren schädigen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) reicht eine Zufuhr von 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht für eine optimale Versorgung aus. Der Bedarf einer 60 Kilogramm schweren Person wäre also mit 48 Gramm durch eine Portion rote Linsen, einer Hand voll Nüssen und Vollkornspaghetti mit Tomatensoße und Sojahack optimal gedeckt.

Fazit

Wer ausreichend eiweißhaltige Nahrungsmittel wie Nüsse, Hülsenfrüchte und Sojaprodukte isst, sich zudem abwechslungsreich ernährt und frisch kocht, nimmt mit Sicherheit genügend Protein zu sich. Der Mythos ist auf jeden Fall widerlegt.

2. Menschen essen von Natur aus Fleisch

"Wir haben schon immer Fleisch gegessen", "Menschen sind nun mal Fleischfresser" oder "Unser Gebiss ist für das Fleischessen ausgestattet und dem fehlt sonst etwas" – Sprüche wie diese hat man als Veganer:in wahrscheinlich schon häufiger gehört. Doch ist da wirklich etwas dran?

Faktencheck

Der Mensch hat schon in der Steinzeit Tiere gejagt und danach auch verzehrt. Während die Ernährung des Menschen in der Steinzeit laut Forschenden zu ca. 70 % aus Fleisch bestand, entwickelte sich nach dem Aussterben der großen Säugetiere gegen Ende der Steinzeit die Ernährung hin zu einer pflanzenbasierten Weise. Der Mensch passte sich also schon immer den Gegebenheiten an und aß irgendwann aus Mangel an Tieren nur noch selten Fleisch und wenn, dann primär zur Speicherung von Fett, um über den kalten Winter zu kommen. Erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts etablierte sich regelmäßiger Fleischkonsum in unserer Gesellschaft.

Fazit

Der Mensch war nie ein reiner Pflanzenfresser (Herbivore) oder Fleischfresser (Carnivore), sondern ist ein Allesfresser (Omnivore). Der menschliche Körper ist aus dem Grund auch vielen anderen Lebewesen überlegen, da er sich an so viele unterschiedliche Gegebenheiten anpassen kann. Da wir heutzutage in Deutschland über ein ausreichend abwechslungsreiches Nahrungsmittelangebot verfügen, benötigen wir kein Fleisch mehr, um eine ausreichende Nährstoffversorgung zu gewährleisten.

3. Vegane Ernährung führt zu Nährstoffmangel

Eines der ersten Dinge, die im Zusammenhang mit einer veganen Ernährung zur Sprache kommt, ist die Nährstoffversorgung. Oft wird darauf hingewiesen, dass vegan lebende Menschen sich einem Nährstoffmangel aussetzen würden. Doch stimmt das überhaupt?

Faktencheck

Richtig ist, dass durch eine vegane Ernährung das wichtige Vitamin B12 nicht aufgenommen werden kann und somit durch Präparate supplementiert werden muss, da der Körper dieses Vitamin nicht selber herstellen kann. Dazu muss man jedoch sagen, dass das natürliche Vorkommen von Vitamin B12 in tierischen Lebensmitteln auch immer weiter abnimmt. Früher haben Kühe das Vitamin über verspeistes Gras auf der Weide aufgenommen und über die Milch oder Fleisch an uns weitergegeben. Heutzutage werden jedoch die wenigsten Kühe frei auf einer Weide gehalten und produzieren aus diesem Grund meist gar kein eigenes Vitamin B12, sondern erhalten es über Supplemente in ihrem Futter.

Auch wichtige Mineralstoffe, wie Jod, Kalzium und Eisen gelten in einer veganen Ernährung als potenziell kritische Nährstoffe. Sie kommen vermehrt in Fleisch, Fisch und Milchprodukten vor. Allerdings kann ein Nährstoffmangel durch eine ausgewogene, gesunde und abwechslungsreiche Ernährungsweise verhindert werden.

Fazit

Dieser Mythos stimmt und gleichzeitig auch nicht so ganz. Vor allem um eine Supplementierung von Vitamin B12 kommt man bei einer veganen Ernährung nicht drum herum. Alle anderen wichtigen Nährstoffe können jedoch durch eine gesunde Ernährung gedeckt werden.

Übrigens: Mischköstler:innen und Vegetarier:innen leiden genauso häufig unter Eisenmangel wie Veganer:innen.

4. Für vegane Ernährung wird der Regenwald abgeholzt

Dieser Mythos hält sich hartnäckig, denn viele Menschen glauben, dass für die Herstellung von Tofu, Sojadrinks oder Tempeh riesige Flächen Regenwald wegen des Anbaus von Soja abgeholzt werden müssten.

Faktencheck

Es stimmt, dassfür den Anbau von Sojapflanzen riesige Flächen des Regenwaldes vor allem in Südamerika gerodet werden. Das führt zur Versiegelung des Bodens und zerstört massiv die Artenvielfalt. Außerdem verlieren wir einen Teil der "Lunge der Erde", denn der Regenwald speichert große Mengen CO², die nach der Rodung wieder freigesetzt werden. Zudem kann kein neues CO² mehr gespeichert werden.

Das ist nicht nur schlecht für unser Klima, sondern am Ende auch für uns. Der überwiegende Teil der Anbauflächen wird allerdings für die Produktion von Tierfutter gebraucht. Die Versorgung von Vieh mit Soja als Futter macht etwa 80 Prozent der weltweiten Sojaernte aus. Dahingegen werden nur circa zwei Prozent der weltweiten Soja-Ernte für Sojaprodukte für den Menschen verwendet.

Fazit

Es sind nicht die Veganer:innen, die für die Abholzung des Regenwaldes mitverantwortlich sind, sondern vielmehr alle Menschen, die regelmäßig konventionelles Fleisch konsumieren. Dieser Mythos lässt sich also klar widerlegen.

5. Vegane Ernährung ist teuer

Wenn man durch den Supermarkt an all den neuen veganen Ersatzprodukten vorbeiläuft, entsteht schnell das Gefühl, dass vegane Ernährung unglaublich teuer wäre. Wer schon mal einige dieser Produkte eingekauft hat, weiß, dass das wirklich ins Geld gehen kann. Aber stimmt es denn, dass vegane Lebensmittel teurer sind als tierische?

Faktencheck

Von Natur aus vegane Lebensmittel sind meist deutlich günstiger als Fleisch, Käse, Eier oder Wurst. Denn Obst, Gemüse, Getreideprodukte und Hülsenfrüchte kosten sehr viel weniger als ein Stück Fleisch oder viele andere tierische Lebensmittel. Doch warum hält sich dieser Mythos dann trotzdem so hartnäckig?

Das könnte zum einen daran liegen, dass viele vegan lebende Personen auch auf besonders hochwertige Produkte Wert legen und vieles in teurerer Bio-Qualität kaufen. Vor allem aber könnte es an den vorweg genannten veganen Ersatzprodukten liegen. Denn veganer Käse, vegane Wurst, veganes Hack und auch die vielen Milchalternativen sind zum Teil deutlich teurer als ihr tierisches Pendant.

Wer jedoch auch ohne schicke Ersatzprodukte auskommt, kann bei einer veganen Ernährung ordentlich Geld sparen. Vor allem der Fleischverzicht macht sich im Geldbeutel bemerkbar.

Fazit

Vegane Ernährung kann teuer sein, muss sie aber nicht. Wer auf teure Ersatzprodukte verzichtet, sich überwiegend von frischem Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreideprodukten ernährt, kommt mit deutlich weniger Geld aus als bei einer fleischhaltigen Ernährung. Wenn man allerdings gern ein paar tierische Produkte ersetzt, kann das schon teuer werden. Letztendlich kann jede:r eine vegane Ernährung nach dem eigenen Einkommen gestalten und anpassen.

Brigitte

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