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Bloggerinnen machen es vor Zero Waste durch den Alltag – das geht!

Bloggerinnen machen es vor: Zero Waste durch den Alltag – das geht!
© Alternulltiv / Privat
Teil 9 unserer Serie #dubiststark: Vanessa und Erdmuthe vom Blog "Alternulltiv" leben Zero Waste – das heißt, sie produzieren keinen Müll! Wie sie ihren Alltag plastikfrei und nachhaltig gestalten, erzählen sie im Interview mit Brigitte.de.

Im Pazifik schwimmt ein Müllstrudel, der drei Mal so groß ist wie Frankreich! Dazu landet Fisch mit Mikroplastik auf unseren Tellern. Und selbst die Luft trägt unendlich viele Plastikpartikel, die sich auf unsere Nahrung legen. Die Konsequenzen des Plastikzeitalters sind gravierend und noch nicht in vollem Maße absehbar. Vanessa Riechmann und Erdmuthe Seth vom Blog Alternulltiv haben sich entschieden, aktiv gegen den Plastikkonsum vorzugehen und Müll konsequent zu vermeiden!

Seit 2015 Zero Waste

Vanessa und Erdmuthe leben seit Mai 2015 Zero Waste (auf Deutsch: "Null Abfall" oder "Null Verschwendung"). Das heißt, sie verfolgen einen Lebensstil, der (fast) keinen Müll produziert. Dabei richten sich die beiden Musicaldarstellerin nach dem Motto "Refuse, reduce, reuse, recycle & rot!": Dieses Konzept zielt darauf ab, alles abzulehnen, was nicht wirklich gebraucht wird. Die Sachen, die man benötigt, werden hingegen reduziert und so oft wie möglich wiederverwendet. Pappe, Papier und Glas werden recycelt und Biomüll kompostiert.

Mittlerweile haben die beiden Freundinnen ihr plastikfreies Leben so perfektioniert, dass sich der anfallende Restmüll auf ein Marmeladenglas pro Monat beschränkt. Ihre Erfahrungen zum Leben ohne Müll fassen Vanessa und Erdmuthe auf ihrem Blog Alternulltiv zusammen. Hier berichten sie über "Alternulltiven" (Alternativen, die keinen Müll produzieren) sowie Tipps & Tricks zum plastikfreien Leben. Die wichtigsten Fragen rund um Müllvermeidung und Zero Waste haben uns die beiden Bloggerinnen hier beantwortet:

Liebe Vanessa und Erdmuthe, wie waren eure ersten Schritte in Richtung Zero Waste?

Erdmuthe: Zuerst haben wir geschaut, an welcher Stelle wir Verpackungen vermeiden beziehungsweise so gering wie möglich halten können. Denn damals gab es noch keinen Supermarkt mit unverpackter Ware zum Abfüllen. Dann haben wir alles aufgebraucht, was wir unverpackt ersetzen beziehungsweise selber machen wollten, zum Beispiel Dinge wie Deo, Zahnpasta etc. Dazu haben wir nachhaltige Dinge in unserem Alltag integriert, zum Beispiel den eigenen Beutel, eine wiederverwendbare Wasserflasche (vorzugsweise aus Glas oder Edelstahl) und den eigenen Kaffeebecher für unterwegs. Außerdem achteten wir darauf, Obst und Gemüse ohne Plastiktüte, Milchprodukte und Getränke in Pfandflaschen und vorerst nur Produkte in Glas und Pappe zu kaufen.

Welche Vorteile ergeben sich für euch aus dem plastikfreien Leben? Was ist eure Hauptmotivation?

Vanessa: Man lebt sehr viel bewusster, gesünder und minimalistischer! Meine Hauptmotivation war damals, weniger Weichmacher aus (Einweg-) Verpackungen, Mikroplastik aus Kosmetik oder Chemikalien aus Putzmitteln in meinen Körper aufzunehmen.

Erdmuthe:Plastik zu reduzieren war für mich eine große Motivation. Nachdem ich damals einen Artikel über den Great Garbage Patch im Pazifik gelesen hatte, wollte ich nicht mehr Teil dieser Umweltverschmutzung sein. Stellt euch vor, was für ein großer Vorteil es wäre, wenn wir einfach weniger Müll herumliegen hätten – überall!

Gibt es Produkte, die ihr neu kauft und wenn ja, welche?

Vanessa: Neu gekauft haben wir anfänglich Dinge wie Edelstahlbrotdosen, Beutelchen oder ähnliches. Ansonsten kauft man ab und an Shampooseifen, Körperseifen, Zahnbürsten etc. neu, wenn es nötig ist.

Erdmuthe: Außerdem Unterwäsche und Socken. Das sind Hygieneartikel, die in Secondhandläden auch gar nicht angeboten werden.

Was hat sich mit dem Zero-Waste-Lebensstil für euch verändert?

Vanessa: Wir ernähren uns (teilweise) viel gesünder. Wir kaufen keinen unnützen Kram mehr! Man wird außerdem kreativer, was "selber machen" angeht.

Erdmuthe: Ich merke, dass meine Sachen einfach weniger werden, weil man immer hinterfragt, was man eigentlich wirklich braucht, und dadurch viele Dinge verschenkt, verkauft oder spendet. Dafür wird Immaterielles viel bedeutender: Zum Geburtstag einen Nachmittag mit einer Freundin zu verbringen, ist so viel mehr wert als ein teures Geschenk!

Ist eurer Meinung nach der Einkauf nach Zero Waste-Prinzipien ein Mehraufwand oder eine Ersparnis an Geld und Zeit?

Erdmuthe:Für mich ist es auf jeden Fall eine Zeitersparnis. Ich bin früher oft kopflos und hungrig einkaufen gegangen und habe viel zu viele Dinge eingepackt, die am Ende gar nicht zusammengepasst haben! Jetzt gehe ich geplanter mit einem vorher angelegten Einkaufszettel einkaufen und frage mich immer mal wieder: Brauche ich das jetzt wirklich? Es ist vielleicht aufwendiger, weil der verpackungsfreie Supermarkt etwas weiter entfernt ist, aber dafür gehe ich eben nicht mehr so häufig kleine Mengen, sondern einmal im Monat größere Mengen an Trockenwaren einkaufen. Die frischen Sachen wie Obst und Gemüse bekommt man hingegen unverpackt in fast jedem Supermarkt. Geld geben wir etwa gleich viel wie vorher für Lebensmittel aus.

Liebe Erdmuthe, du bist vor einiger Zeit Mama geworden. Wie gestaltet sich jetzt das Zero-Waste-Leben mit Kleinkind?

Erdmuthe: Es hat sich als einfacher herausgestellt, als viele uns prophezeit hatten! Aus zwei alten Handtüchern wurden schnell viele kleine Waschlappen gemacht (Danke an meine liebe Mama!)und wir haben Stoffwindeln verwendet. Heutzutage gibt es die ja in allen möglichen, zum Teil auch sehr schicken und benutzerfreundlichen Variationen. Außerdem haben wir von Anfang an mit unserem Sohn über seine Ausscheidungen kommuniziert. Man nennt dies Elimination Communication oder auch auf Deutsch "windelfrei" – obwohl dieser Begriff etwas irreführend ist, denn das Kind trägt oft trotzdem Stoffwindeln. Aber ein Baby zeigt Bedürfnisse, wie zum Beispiel Hunger oder Müdigkeit und ebenso das Bedürfnis nach Nähe oder 'mal zu müssen' und man kann lernen, dies auch zu erkennen.

Konntet ihr schon viele Personen in eurem Umkreis motivieren, Zero Waste einzukaufen beziehungsweise Müll zu reduzieren?

Vanessa:Oh ja! Wir werden immer wieder mit Sätzen wie "Immer wenn ich etwas wegwerfe, muss ich an dich denken" oder "Guck nicht hin, ich hab heute meinen eigenen Becher/ meine eigene Dose vergessen" konfrontiert! Aber immer mehr denken um und machen "Babystepps", um noch mehr Müll zu vermeiden.

Erdmuthe: Ich kenne inzwischen kaum jemanden mehr, der noch Papier oder Plastiktüten im Supermarkt kauft. Das liegt aber nicht nur an mir, immerhin ziehen die Gesellschaft und Politik in den letzten Jahren auch ein wenig mit. Es ist schön zu beobachten, dass das Thema immer mehr Aufmerksamkeit erregt.

Könnt ihr uns 3 Tipps verraten, die es erleichtern, Müll zu vermeiden?

Vanessa & Erdmuthe:

  1. Immer einen Beutel, eine Flasche, den To-Go-Becher und eine Vesper-Dose dabeihaben.
  2. Obst und Gemüse unverpackt und gern auf dem lokalen Wochenmarkt einkaufen.
  3. Einwegverpackungen und Wegwerfartikel meiden: Meistens gibt es eine wiederverwendbare "Alternulltive"! Hier kann man sich immer mal wieder fragen: Wie hätte meine Großmutter das eigentlich gemacht?

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Vanessa und Erdmuthe!

Tipp: Die beiden Bloggerinnen veranstalten regelmäßig Workshops, in denen die Teilnehmer näheres über einen nachhaltigen Lebensstil und Plastikvermeidung lernen können. Selber Zahnpasta, Handcreme & Co. herzustellen, ist danach auch kein Problem mehr!

Weitere Informationen findet ihr auf ihrem Blog oder schaut doch mal auf dem Youtube-Kanal von Alternulltiv vorbei!

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