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Vegan Beauty Der neue Trend

Vegan Beauty: Obst und Cremetuben
© VICUSCHKA / Shutterstock
Farbstoff aus Läusen, Emulgatoren von Schafen, muss das sein? Nö! Vegane Beauty wird auch für Big Player immer beliebter. Doch der Begriff ist nicht geschützt, das ist ein Problem.

Jep, wir wissen’s und können es trotzdem nicht oft genug sagen: Wo Tier drinsteckt, steht oft Leid dahinter (und ’ne Menge CO2). Rund ein bis drei Prozent der Weltbevölkerung leben daher bereits vegan. Das klingt wenig, aber wenn man es hochrechnet, sind das immerhin 70 bis 210 Millionen Menschen. Bei den unter 35-Jährigen soll der Anteil sogar doppelt so groß sein. Die Wirtschaftszeitung "The Economist" hat deshalb 2019 schon zum Jahr ausgerufen, in dem Veganismus zum Mainstream wurde. Wenn das mal keine gute Nachricht ist!

Und: Es zeigt, dass wir etwas bewegen können – wo die Nachfrage wächst, wächst nämlich auch das Angebot. Das galt bislang vor allem für Lebensmittel ohne Tier. Aber Veganismus ist eben mehr als nur eine Ernährungsform, es ist eine Lebensweise, und darauf stellen sich inzwischen auch andere Branchen ein, zum Beispiel die Kosmetik. "Etwa seit zwei Jahren bemerken wir, dass Beauty-Unternehmen umdenken", sagt Alexandra Kirsch vom Vertrieb des V-Labels, einem der Siegel für vegane und vegetarische Produkte. "Zuerst haben vor allem junge, innovative Firmen eine Vorreiterrolle übernommen. Inzwischen stellen aber auch größere Player ihre Produkte um." Naturkosmetikmarken sind zwar nicht immer vegan, bei ihnen findet sich aber das breiteste Angebot – noch. Denn inzwischen setzen auch große Unternehmen wie Nivea auf Cremes oder Shampoos ohne Zutaten vom Tier, die Marke CD gehört in diesem Segment aber zu den wenigen mit Vegan-Siegel.

Auch Einzelhändler haben den Trend zu tierfreier Kosmetik erkannt. So findet sich auf der Homepage der Parfümerie Douglas eine Einkaufshilfe für vegane Produkte, und die Drogeriekette dm bietet in ihrem Onlineshop einen Filter an, um die Suche nach veganen Cremes oder Lippenstiften zu erleichtern.

Wo steckt denn überhaupt Tier drin?

Häufig werden in Kosmetikprodukten Bienenwachs und Lanolin eingesetzt, das aus Talgdrüsen von Schafen gewonnen wird. Für Karmin, ein rotes Pigment, das zum Beispiel in Lippenstift und Nagellack steckt, werden Cochenille-Schildläuse getrocknet und anschließend gekocht. Chitin aus den Panzern und Schalen von Krebstieren und Insekten wird als Verdickungs- und Feuchthaltemittel in Haarfestigern benutzt. "Für all das gibt es pflanzliche Alternativen", sagt Kirsch vom V-Label. "Schwierig ist für die Verbraucher allerdings oft, den Ursprung eines Inhaltsstoffs mit einem Blick auf die Verpackung zu erkennen. Farbstoffe sind meist als Nummer aus dem ,Colour Index‘ gekennzeichnet. Glycerin kann pflanzlich oder tierisch sein. Manchmal ist das gekennzeichnet, manchmal aber auch nicht."

Kaum zu erkennen ist, wenn tierische Stoffe nicht als Zutat, aber zur Verarbeitung eingesetzt werden. Wenn ein Pflanzenextrakt zum Beispiel mit Gelatine gefiltert oder Xanthan, ein Gelbildner und Verdickungsmittel, mit Ei geklärt wurde. Hinzu kommt: Selbst wenn immer mehr Produkte mit dem Aufdruck "vegan" im Regal stehen – rechtlich geschützt ist der Begriff nicht. Wer ganz sicher sein möchte, setzt deshalb auf Siegel wie das V-Label oder auch die Vegan-Blume. Diese finden sich inzwischen auf einigen Kosmetikprodukten.

Bedeutet das neue Buzzword eigentlich auch: ohne Tierversuche?

Nicht zwangsläufig. Auch wenn in der EU seit 2013 Tierversuche für Kosmetika und deren Rohstoffe verboten sind: In anderen Ländern sind sie noch erlaubt, ja manchmal sogar vorgeschrieben. Nach China importierte Produkte müssen oft noch an Tieren getestet werden. Und selbst in Europa gilt, dass Hersteller ihre Rohstoffe in Tierversuchen testen lassen können, wenn diese zum Beispiel auch in Arzneimitteln verwendet werden. Wer sichergehen will: Die Tierschutzorganisation Peta nimmt auf der Website kosmetik-ohne-tierversuche.de nur Hersteller auf, die klare Richtlinien gegen Tierversuche vorweisen.

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