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Bambusbecher bis Wachstücher 6 grüne Alternativen, die nachhaltig aber ungesund sein können

Ungesund alternativ: Ein to-go Becher vor gelbem Hintergrund
© HalynaRom / Adobe Stock
Ob Bambusbecher oder Wachstücher: Nicht alles, was nachhaltig ist, tut uns rundum gut. Doch es gibt Alternativen.

Da denkt man, die "From Leaf to Root"-, also die mit Stumpf-und-Stiel-Verarbeitung von Gemüse, die Pflanzenmilch für die Kinder oder Wachstücher fürs Schulbrot seien das neue Nonplusultra, weil ein grüneres Leben schließlich das Klima schützt, die Ressourcen schont, Verpackungsmüll spart ... Die Wirklichkeit ist dann aber doch komplexer: Verbraucherschutzverbände etwa sehen einige der nachhaltigen Materialien, Zubereitungsweisen oder Lebensmittel kritisch. Der Grund: Sie sind nicht besonders gesund. Worum es da im Detail geht, und was sich anders machen ließe: ein Überblick.

Bienenwachstücher

Bunt bedruckte Stofftücher, die mit Bienenwachs überzogen sind, schlagen Alu- und Klarsichtfolie in Sachen Plastikverbrauch um Längen. Allerdings: Aus der Druckfarbe können krebserregende aromatische Amine in die Lebensmittel wandern, das Wachs kann mit Mineralöl oder Pflanzenschutzmittel verunreinigt sein. "Verbraucher:innen können aus den Herstellerangaben meist nicht ersehen, ob solche Risiken bestehen", sagt Constanze Rubach von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Außerdem ist die Reinigung mit kaltem Wasser und Spülmittel unwirksam gegen krankheitserregende Keime wie Pilzsporen oder Salmonellen.

Unser Tipp: Spülmaschinenfeste Silikonhauben, Brotzeitboxen oder andere Mehrwegbehälter aus Glas oder Edelstahl, die für Lebensmittel geeignet sind.

To-go-Becher

Für den Thermo-Pappbecher sind viele nachhaltige Alternativen im Umlauf, etwa aus Bambus oder Maismehl. In denen steckt oft jedoch Melamin-Formaldehyd-Harz, ein Klebstoff, der das Material zusammenhält. Für Kaltes ist das geeignet, nicht aber für brühend heißen Kaffee. Denn dann lösen sich giftige Bestandteile, etwa Formaldehyd und/oder Melamin, wie regelmäßige Analysen ergeben haben. Melamin kann die Nieren schädigen, Formaldehyd die Atemwege angreifen, die Haut reizen und zudem Krebs erzeugen.

Unser Tipp: Eigene Becher aus Keramik oder Metall verwenden oder Becher von "Recup" nutzen. Für Umwelt und Gesundheit sollten sie unbedingt in der Spülmaschine gereinigt werden.

From Leaf to Root

Die Idee ist mega: Gemüse von Stumpf bis Stiel essen und damit Abfall sparen. Leider kursieren im Internet Rezepte, die nicht ganz so empfehlenswert sind, zum Beispiel Chips aus Kartoffelschalen herzustellen. "Kartoffelschalen enthalten je nach Sorte und Lagerung die Substanz Solanin, die giftig ist", sagt Verbraucherschützerin Rubach. Ebenso rät sie davon ab, Avocadokerne zu pürieren und in Smoothies zu mixen. "Niemand weiß genau, was da drinsteckt, das können Blausäure sein oder ungesunde Bitterstoffe." Bei der Verwendung von Bananen- oder Apfelschalen sowie von Gemüsegrün sollte man darauf achten, dass die Früchte bzw. das Gemüse bio sind – Pestizide sitzen zum Großteil nämlich in den äußeren Schichten. Und noch ein Minuspunkt: Schalen und Stiele sind oft schwer verdaulich.

Unser Tipp: Karottenblätter-Pesto oder Gerichte mit Bananenschalen in Maßen genießen, Avocadokerne lieber entsorgen oder ein Bäumchen ziehen.

Backpapier-Ersatz

Tatsächlich kann Backpapier wegen seiner Beschichtung nicht recycelt werden. Daher gibt es inzwischen Alternativen, die sich mehrfach verwenden lassen, etwa Backfolien aus Glasfaser mit Teflon-Beschichtung (PTFE). Bis 200 Grad sind sie unproblematisch, ab 230 Grad jedoch werden giftige Dämpfe frei. Schlecht zu entsorgen ist die Teflon-Backfolie auch. Dasselbe gilt für Silikon-Backmatten, wenn sie von schlechter Qualität sind. "Beim Kauf kann man sie am Kunststoff-Geruch erkennen", sagt Verbraucher-schützerin Rubach. Auch Alufolie ist kein gesunder und nachhaltiger Backpapier-Ersatz.

Unser Tipp: Hochwertige Silikonmatten kaufen oder direkt auf dem eingefetteten Blech backen.

Vorratsbehälter aus Plastik

Gefäße aus Plastik wie die gute alte "Tupperware" lieber nicht mehr in der Küche verwenden, sobald sie verkratzt oder verformt sind: "In den Vertiefungen können sich Keime halten oder Schadstoffe aus dem Material ins Lebensmittel übergehen", sagt Constanze Rubach. "Für heiße, fettige oder saure Speisen sollte man vorsorglich gar keine Behältnisse aus Kunststoff verwenden."

Unser Tipp: Lebensmittel lieber in Behältern aus Porzellan, Edelstahl oder Glas lagern. Diese eignen sich übrigens auch ganz prima für den Einkauf im Supermarkt oder Unverpackt-Laden.

Pflanzenmilch für die Kids

Auch Babys und Kinder bekommen heute Kuhmilch-Alternativen aus Soja, Hafer oder Mandeln serviert. Doch die liefern kaum das fürs kindliche Wachstum wichtige Eiweiß – nur Sojamilch kann hier mit Kuhmilch (3,5 Prozent) mithalten. Aber: Sie enthält sogenannte Phytohormone, also pflanzliche Botenstoffe sowie Fluoride in Mengen, die für Babys und Kleinkinder gesundheitsschädlich sein können. In Mandelmilch wiederum stecken Stoffe, welche die Verstoffwechselung von Jod behindern. Zudem fehlen wichtige Mikronährstoffe wie Kalzium, Jod, Vitamin D, B2 und B12 – es sei denn, sie wurden extra zugesetzt. Fachverbände warnen daher, dass es bei Kindern unter fünf Jahren zu Entwicklungsstörungen kommen könne, wenn Kuhmilch 1:1 durch Pflanzen-Drinks ersetzt wird.

Unser Tipp: Erst mal mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt sprechen.

Brigitte

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