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Nachhaltigkeits-Kolumne Die Ausnahme ist mein Gutschein-Washing

Nachhaltigkeits-Kolumne: Frau ist shoppen
© Roman / Adobe Stock
Redaktionsleiterin Alexandra Zykunov shoppt seit Jahren keine Fast Fashion. Also, zumindest nicht aktiv …

Bevor mich hier alle mit faulen Tomaten bewerfen: Ich bin eigentlich total stolz auf mich! Seit nunmehr vier Jahren habe ich nichts mehr bei einer der riesigen Klamottenketten gekauft. Ich habe dem Fast-Fashion-Karussell entsagt, bin nie wieder eingestiegen und kann heute sogar völlig belanglos an den gigantischen Vitrinen hip gestylter Schaufensterpuppen vorbeilaufen, ohne den Drang zu verspüren, mich eben so hip durchstylen zu lassen. Jawohl!

Das Problem an Fast-Fashion ist nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität

Jetzt kommt das klitzekleine Aber: Mein Freund kennt die hübschen Vitrinen nämlich ebenfalls, und würde man ihn fragen, was ich mir zu Weihnachten oder zum Geburtstag wünsche, würde er sagen: Gutscheine aus genau diesen Läden, natürlich! Und damit ist mein Greenwashing entlarvt: Von allein würde ich in die Läden natürlich niiiemals reingehen … aber einem geschenkten Gutschein-Gaul schaut man ja bekanntlich nicht ins Maul.

Halt, halt, halt! Wie gesagt, die Tomaten bitte noch kurz liegen lassen. Denn erstens stimmt das so nicht ganz: Ich lasse mir keine Gutscheine von den ganz großen Ketten schenken, sondern nur von den kleinen eigentümergeführten Fast-Fashion-Lädchen bei mir ums Eck. Und zweitens habe ich das alles nicht geplant, das kam schleichend und hat eigentlich einen sehr netten Hintergrund. Der Grund für mein zunehmendes Gutschein-Washing war nämlich Corona: Als in den Lockdowns unzählige kleine süße Läden bei mir in der Nachbarschaft beinahe Pleite gingen, wollte ich sie unterstützen und habe mir in der Lockdown-Vorweihnachtszeit und an Lockdown-Ostern Gutscheine aus eben diesen Lädchen gewünscht. Einmalig, versteht sich, weil: Support your local dealer und so.

Als die Läden wieder öffneten, wollte ich natürlich sofort zu meiner No-Fast-Fashion-Policy zurück … hatte aber auch akuten Bummelnachholbedarf. Das Problem: 99 Prozent aller kleinen Läden haben, wenn es hochkommt, gerade mal Fair-Fashion-Haargummis oder eine faire Jeans im Angebot. Für den Rest hätte ich wieder ins Internet gemusst. Und da ließ sich mein Bummelnachholbedarf nicht so richtig decken. Also bin ich dabei geblieben: Zweimal im Jahr, zu meinem Geburtstag und an Weihnachten, lasse ich mir vom Freund Gutscheine der kleinen Fast-Fashion-Stores bei mir ums Eck schenken. Und ja, ich bin nicht stolz drauf, rette mich und mein schlechtes Gewissen aber, indem ich mir Folgendes vor Augen führe: erstens, das Problem an Fast Fashion ist ja nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität. Und Letzteres halte ich wirklich sehr gut im Zaum bei gerade mal zwei Gutscheinen pro Jahr. Und zweitens: Jedes Mal, wenn ich in die Lädchen gehe, frage ich explizit nach grünen Labels und mache als Kundin deutlich, dass ich an einer noch größeren Auswahl an fairen Sachen sehr interessiert wäre. Sodass mein Gutschein-Washing hoffentlich bald gar kein Washing mehr sein muss …

In BE GREEN, dem Nachhaltigkeitsmagazin von BRIGITTE, lest ihr Tipps, Tricks und spannende Geschichten rings um ein schönes grüneres Leben

Brigitte

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