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Müll richtig trennen Wie ging das noch mal gleich?

Müll richtig trennen – ein Trennungsguide: Mülltonnen mit Müll
© Evdokimov Maxim / Shutterstock
Müll richtig trennen ist wichtig, aber gar nicht so einfach wie gedacht. Sieben crazy Abfall-Facts, die euch zum Sortier-Champ machen.

Falsch, falscher, gelbe Tonne

Gleich mal mit der Brechstange vorweg: Wir! Sollten! Uns! Schämen! Fast 50 Prozent unseres Mülls entsorgen wir falsch. Besonders schlecht läuft es bei der Gelben Tonne: Hier liegen wir sogar bei drei von fünf Malen daneben. Um es kurz zu machen: In die Gelbe Tonne und den Gelben Sack gehört wirklich nur Verpackungsmüll.

Trotzdem werfen die Leute Klobürsten, Plastik-Spielzeug oder benutzte Windeln hinein. Diese fehlgeleiteten Stücke werden dann aussortiert und verbrannt, anstatt die Materialien zu recyceln, was nur dann möglich ist, wenn diese Stücke beim Wertstoffhof im richtigen Container landen.

The good news: Das Problem wurde erkannt, immer mehr Kommunen führen jetzt die Orange Tonne ein. Da darf die Milchtüte neben der Zahnbürste liegen und beides wird recycelt.

Flaschendeckel dürfen mit – möglichst abgeschraubt 
Bei Glas sind Fehltritte richtig schlimm. Schon eine grüne Flasche im Weißglascontainer reicht, um seine gesamte Ladung unbrauchbar zu machen. Aber auch farblich richtig sortierte Küchengläser oder Teekannen können eine Containercharge kontaminieren.

Denn: Glas wird eingeschmolzen, Geschirr aber übersteht höhere Temperaturen, überlebt damit die Recycling- Schmelze und verunreinigt das geschmolzene Glas drumherum. Und noch kurz zu den Flaschendeckeln: Die dürfen mit in den Container, aber besser abgeschraubt, damit sie ein Magnet später aussortieren kann.
 

Plastik mit Papieretikett dran? Ein Riesenproblem
Wäre Plastik nur Plastik, wäre es superleicht zu recyceln – die Milchtüte würde wie der Phönix aus der Asche immer wieder auferstehen. Aber: Unser Plastik ist voll mit Weichmachern, Beschichtungen, Chemikalien. Hinzu kommen Labels, Verschlüsse, Aufkleber, die alle aus unterschiedlichen Kunststoffen sind, was die Kombi zum absoluten Trennungsendgegner macht.

Shampoo-Flaschen sind zum Beispiel solche Kandidaten. Die Sortieranlage scannt nur einen der Stoffe und muss entscheiden: Sortiert sie das angeklebte Etikett oder die Flasche? Der andere Wertstoff ist dann fürs Recycling verloren.

Immer mehr Unternehmen versuchen solche Mischprodukte aus dem Sortiment zu nehmen, REWE etwa: "Mittlerweile haben wir beispielsweise unsere Bio-Molkereiverpackungen umgestaltet, sodass sie materialrein wiederverwendet werden können", sagt Pressesprecher Thomas Bonrath. Das Papieretikett sei nicht mehr festgeklebt, ließe sich also vom unbedruckten Plastikbecher lösen und wie der Alu-Deckel getrennt entsorgen.

Hinweis: Generell sollten Papierummantelungen und Aludeckel immer abgezogen werden. Sind die Materialien nicht voneinander getrennt, verursacht das Schwierigkeiten für die Abfall-Sortieranlage: Sie kann die unterschiedlichen Materialien womöglich nicht einzeln erkennen, sondern sortiert sie dann insgesamt als Störstoff aus. Also immer den Aluminiumdeckel vom Kunststoff trennen und beides in den Gelben Sack geben. Abgetrennte Papierummantelungen gehören dagegen natürlich in die Papiertonne.

Aus einer alten Käsepackung wird niemals eine neue 
Jep, ist leider so. Denn die gesetzlichen Hygiene-Anforderungen für Lebensmittelverpackungen sind zu hoch – Käse, Quark & Co. dürfen nicht von recyceltem Plastik umschweißt werden. Die Sachen aus der Gelben Tonne werden eher zu Spielzeug, Blumenkübeln oder Fasern für Kleidung weiterverarbeitet. "Downcycling“ nennt sich das Ganze: Bei jeder Wiederverwendung entsteht ein schlechter recycelbares Material und am Ende Müll, der nur verbrannt werden kann.


 

Benutzte Taschentücher & Co. Schön ins Altpapier? Oh nein!
Eine Sache vorweg: Papier ist absoluter Luxus! Die meisten Papierfasern für den deutschen Markt werden importiert, immer mehr aus Südamerika – auch von ökologisch umstrittenen Plantagen, so Friederike Farsen, Expertin für Abfall und Ressourcenschutz der Verbraucherzentrale NRW. Wir aber behandeln es wie Massenware: 241 Kilogramm hat jeder 2018 verbraucht. Papier zu recyceln ist also ein echter Umweltdienst. Aber nur, wenn es sauber in die Tonne kommt.

Heißt: benutzte Taschentücher – nicht ins Altpapier, weil sie eher zu verunreinigt sind (Schnodder!). Küchenkrepp soll nass ja nicht reißen, löst sich also auch schlecht beim Recycling im Wasserbecken auf. Die ganze Ladung wird dadurch zwar nicht kontaminiert, aber es müssen neue Papierfasern druntergemischt werden.

Auch schlimm ist mit Chemikalien behandeltes Zeug wie Kino- oder Bahntickets. Wird es mit dem Papier entsorgt, können die schädlichen Stoffe zum Beispiel ins Recycling-Toilettenpapier gelangen. Und wer will das bitte?
 

Böse dunkle Kunststoffe
Auf mehr als hundert Förderbändern fährt der Müll spazieren. Magnete heben eisenhaltige Materialien raus, ein Luftsauger zieht Folien nach oben, Infrarot-Scanner erkennen in Sekundenbruchteilen verschiedene Kunststoffarten und pusten sie mit Druckluft in die richtige Richtung.

Was mit Hightech noch nicht geht: schwarze und sehr dunkle Verpackungen zu erkennen – die also am besten gar nicht kaufen. Den Maschinen helfen wir, indem wir Verpackungen in ihre Einzelteile zerlegen. Also: das Etikett von der Shampoo-Flasche rubbeln oder den Drehverschluss aus der Milchtüte entfernen. Und: bloß keine leeren Packungen ineinanderstecken!
 

Recycling-Weltmeister? Denkste
Wir feiern uns, weil wir fast die Hälfte unseres Plastikmülls recyceln. Aber wie viel Wiederverwertung steckt wirklich hinter der Zahl? Als recycelt gilt der Müll schon, wenn er durch eine Abfall-Sortieranlage rattert.

Danach kann er immer noch nach Asien verschifft werden und im schlimmsten Fall ein idyllisches Fleckchen Erde verschandeln. Glaubt man der Studie vom Verband Plastics Europe, die Müllexporte herausrechnet, liegt unsere Recyclingquote bei nur etwa 17 Prozent. Heißt für uns: weniger Schrott kaufen!
 

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© Brigitte

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